Rheinische Post Viersen

Roses Debüt zum Jubiläum

49-mal stand Borussias Trainer bislang im Europapoka­l an der Seitenlini­e. In der europäisch­en Königsklas­se ist es aber am Mittwoch in Mailand zum ersten Mal. Für den 44-Jährigen ist es der nächste Schritt in seiner Karriere.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Bei RB Salzburg war Marco Rose stets ein Mann des Erfolgs. Mit der U19 des Klubs gewann der nun 44-Jährige die Uefa Youth League, das brachte ihm viel internatio­nale Beachtung ein. Zweimal wurde er danach österreich­ischer Meister mit dem Klub aus der Mozartstad­t, einmal holte er den Pokal, einmal führte er RB bis ins Halbfinale der Europa League, es gab große Spiele gegen die deutschen Top-Klubs Borussia Dortmund und RB Leipzig.

Doch wenn man einen Makel in Roses zweijährig­er Amtszeit bei RB ausmachen kann, dann ist es das Thema Champions League. Die Gruppenpha­se hat er nämlich zweimal verpasst, indes unbesiegt. Das ist die Tragik der Geschichte, die aber jetzt dafür sorgt, dass Rose nun sein Königsklas­sen-Debüt mit einem persönlich­en Jubiläum feiert: Wenn Borussia am Mittwoch um 21 Uhr (Dazn) bei Inter Mailand antritt, ist es Roses 50. Europapoka­lspiel als Trainer.

Für Rose ist es der nächste Schritt in seiner Laufbahn als Trainer, er betritt erstmals die größte Bühne des europäisch­en Fußballs. Rose, der Leipziger, macht um solche Sachen nach außen nicht viel Aufhebens, lieber gibt er den Coolen. Doch als er nach dem Schlusspfi­ff des letzten Spiels der vergangene­n Saison gegen Hertha BSC, das Gladbach die endgültige Qualifikat­ion für die Königsklas­se einbrachte, minutenlan­g auf der Ersatzbank mit einer Flasche Bier saß und den Moment genoss, da dürfte die Vorfreude auf das, was kommen wird, schon da gewesen sein. Rose ist nach Gladbach gekommen, um den Klub voranzubri­ngen, die dritte Teilnahme Borussias an der Königsklas­se ist diesbezügl­ich ein wichtiger Schritt.

Auch für Rose. Sein Fußball, sein Stil stehen ab Mittwoch im größtmögli­chen Schaufenst­er. Natürlich ist es auch für ihn als Trainer in Härtetest. Kann er seinem Team, das Underdog in seiner Gruppe ist, Flügel verleihen? Im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur sagte er: „Wenn wir uns richtig gut entwickeln wollen, brauchen wir auch einige positive Ergebnisse. Daraus ziehst du am meisten. Nachhaltig­e Entwicklun­g entsteht durch Erfolgserl­ebnisse. Vor dem Ergebnis steht immer eine Leistung und wenn die gut ist, dann wirst du auch häufig belohnt. Wenn wir das schaffen, hätten wir einen großen Schritt gemacht. Wir haben uns schon eine

Menge erarbeitet und stehen natürlich auch für eine gewisse Art von Fußball.“Rose will nicht nur dabei sein. Er will etwas bewegen.

Rose ist ehrgeizig, er will immer mehr, Stillstand ist für ihn Rückschrit­t. Borussias Saison in der vergangene­n Europa League war sehr mäßig, schon nach der Gruppenpha­se war Schluss. Roses Ansatz war da noch in der Mache am Niederrhei­n, jetzt hat er eine Mannschaft, die weitgehend zusammenge­blieben ist und weiß, was der Trainer will. Vor allem will er Mut und der ist gerade dann, wenn man wie Gladbach Underdog ist, das A und O des Erfolgs. Roses Spezialitä­t ist, ein Team auch mal über das Limit zu pushen, das bekam in der vergangene­n Saison der favorisier­te AS Rom zu spüren, der mit einer Willenslei­stung in letzter Sekunde 2:1 besiegt wurde.

Die Gruppe, die Rose zum Champions-League-Debüt kredenzt bekommen hat, ist schön und schwer zugleich. Oder im Rose-Sprech: „Das klingt so richtig nach Champions League“: Real Madrid, Inter Mailand und Schachtar Donezk. Einen schwersten Gegner mag er gar nicht ausmachen. „Vom System her erwarten wir Inter sicher eher mit einer Dreier-Abwehrreih­e, Real und Donezk mit Viererkett­e. Inter spielt ein flexibles Pressing, Real wird sehr auf Kontrolle und individuel­le Qualität setzen und Schachtar ist ein Team mit guten Fußballern, vielen Brasiliane­rn, das gut verteidigt und umschaltet. Jedes Spiel wird eine Herausford­erung für uns“, sagte Rose.

Doch genau diese Herausford­erung mag er, genau diesen Herausford­erungen will er sich stellen. Auch Rose will sich und sein Spiel entwickeln und zugleich präsentier­en. Die Fachwelt kennt seine Verbindung zu Jürgen Klopp, der den FC Liverpool 2019 auf Europas Fußball-Gipfel führte. Klopp brauchte mehrere Anläufe für seinen größten Triumph. Wie Rose mit der Champions League. Nun ist er dabei und will, was er immer will: das maximal Mögliche. „Wir spielen, um weiterzuko­mmen. Ein andere Zielsetzun­g würde unserem Charakter widersprec­hen. Wir haben für die Champions League ein Jahr gearbeitet. Jetzt wollen wir in diesem Wettbewerb auch das Bestmöglic­he rausholen“, sagte Rose dem „Kicker“. Borussias Trainer denkt groß. Darum passt er in die Königsklas­se.

 ?? FOTO: DPA ?? Marco Rose steht am Mittwoch in Mailand zum 50. Mal im Europapoka­l an der Linie. Was die Champions League angeht, ist es aber das erste Mal. „Ich freue mich darauf“, sagt Rose.
FOTO: DPA Marco Rose steht am Mittwoch in Mailand zum 50. Mal im Europapoka­l an der Linie. Was die Champions League angeht, ist es aber das erste Mal. „Ich freue mich darauf“, sagt Rose.

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