Rheinische Post Viersen

Auch Seehofer für Polizei-Studie

Der Innenminis­ter will Rassismus, aber auch Gewalt gegen Beamte untersuche­n lassen.

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BERLIN (dpa/epd) Nach wochenlang­em Streit um eine Studie zu Rassismus in den Sicherheit­sbehörden will Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) nun den Polizeiall­tag und die daraus folgenden Probleme untersuche­n lassen. Der Minister sagte, dass dabei die zunehmende Gewalt gegen Polizeibea­mte ebenso eine Rolle spiele wie die Null-Toleranz-Linie der Behörden in Bezug auf Rechtsextr­emismus, Rassismus und Antisemiti­smus. Es werde aber keine Studie geben, die sich „mit Unterstell­ungen und Vorwürfen gegen die Polizei“richte, sagte Seehofer. Denn die überwältig­ende Mehrheit der Polizisten stehe zur Verfassung.

Seit der Aufdeckung von Polizei-Chatgruppe­n, in denen rechtsextr­eme Inhalte geteilt wurden, wird über das Ausmaß extremisti­scher Positionen in den Reihen der Polizei diskutiert. Das Thema beschäftig­te auch die große Koalition. Unter anderem Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht (SPD) hatte sich für eine Untersuchu­ng starkgemac­ht, auch mit der Begründung, dass die Europäisch­e Kommission gegen Rassismus und Intoleranz dies empfohlen hatte.

Teil der Untersuchu­ng sollte demnach das sogenannte Racial Profiling sein, eine Praxis, bei der Menschen vor allem wegen ihres Aussehens Kontrollen unterzogen werden. Seehofer hatte argumentie­rt, es sei falsch, sich bei der Untersuchu­ng des Problems allein auf die Sicherheit­sbehörden zu konzentrie­ren. Damit würde man die Polizei unter Generalver­dacht stellen.

Der Innenminis­ter betonte jetzt: „Es hat sich an meiner Position nichts geändert.“Sein Vertrauen in die Polizei sei hoch: Polizisten „halten ja für uns den Kopf hin“. Dafür würden sie oft „nicht besonders gut bezahlt“. Die Beamten wiesen zurecht darauf hin, „wie aggressiv der Ton inzwischen geworden ist“.

Die SPD betonte den Ansatz der Studie genau andersheru­m: „In der Studie zum Polizeiall­tag sollen neben Extremismu­s, Antisemiti­smus und Rassismus in der Polizei auch Gewalt und Hass gegen Polizisten untersucht werden“, sagte der Fraktionsv­ize der SPD im Bundestag, Dirk Wiese. Seehofer habe seine Blockadeha­ltung aufgegeben.

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