Wackeliges Kreuz an Hauptkirche Rheydt
Der Witterungsschaden ist noch schlimmer als befürchtet. Jetzt drohte auch das Kreuz über dem Hauptportal abzustürzen. Die Rettung der Kirche wird „eine Riesenaufgabe“. Es wurde übereilt abgebaut.
RHEYDT „Gefahr im Verzug!“Diese Warnung gab es in der evangelischen Kirchengemeinde Rheydt in den vergangenen Wochen häufiger. Ende August fielen plötzlichen Steinbrocken vom Hauptturm aus 45 Metern Höhe herab auf den Vorplatz, dann wackelte auch noch das mächtige Kreuz über dem Eingangsportal. Beide Male wachte wohl ein Schutzengel über die Gemeinde. Die herabstürzenden Brocken trafen niemanden. Und auch das steinerne Kreuz, das nahezu eine Tonne wiegt, blieb zunächst oben. „Der Steinbildhauer sprach von einem Wunder“, wie Pfarrer Olaf Nöller sagt. Abgestürzt ist das Kreuz zwar nicht, aber es musste am Montag in einer spektakulären Aktion und auch schnell vom Hauptportal genommen werden, wie der Pfarrer berichtet. Es war wieder einmal Gefahr im Verzug. Auch das Kreuz über dem zweiten Portal wurde herunter genommen – vorsorglich.
Der Zahn der Zeit nagt sprichwörtlich an dem 1902 fertiggestellten Kirchengebäude. Rostende Eisenverbindungen, zu Beginn des vorigen Jahrtausends gängige Bauelemente, sind der Grund für Risse im Gemäuer und in den Basaltsäulen. Sie machen der Gemeinde große Sorgen. Denn mittlerweile sind manche Säulen von Rost derart aufgesprengt, dass man das innenliegende Eisen gut sehen kann. Seit Ende August ist der Vorplatz vor dem Haupteingang teilweise gesperrt. Auch auf das Läuten der
Glocken wird aus Sicherheitsgründen verzichtet. Ein Steinbildhauermeister und ein Architekt haben damit begonnen, das Gebäude genaue zu untersuchen. Dabei wurde auch eine Hebebühne eingesetzt.
Dabei stellte sich heraus, dass es weitere, schwere Schäden an den schwarzen Basaltsäulen gibt und dass das mächtige Steinkreuz an der
Basis gerissen und instabil war. „Es zeichnet sich ab, was für eine Riesenaufgabe vor uns liegt, um unsere Hauptkirche zu retten“, sagt Olaf Nöller. Erste Sicherungsmaßnahmen wurden bereits getätigt. Eines der dreiteiligen Rundbogenfenster im Uhrengeschoss ist jetzt mit einem Balken abgestützt. Und an vielen Säulen wurden Spanngurte angebracht, damit nichts herabfallen kann. Würde eine Säule wegbrechen, käme es zudem zu statischen Problemen.
In der Gemeinde will man nun nach Abschluss der Schadenserfassung einen mehrstufigen Sanierungsplan aufstellen. Dann werde es auch zu ersten Kostenrechnungen kommen, so Nöller. Zwei Dinge
sind sicher: Es wird teuer. Und die Kirchengemeinde wird die Kosten nicht alleine tragen können. Pfarrer Stephan Dedring hatte bereits vor drei Wochen gesagt, dass für eine Sanierung zunächst ein über 50 Meter hohes Gerüst aufgebaut werden müsse. Und dies alleine würde einen sechsstelligen Betrag kosten.
Die Kirchengemeinde wird nun Gespräche mit dem Landeskirchenamt, der Denkmalbehörde und der Stadtverwaltung führen. Gleichzeitig soll alles daran gesetzt werden, Zuschüsse von den großen Denkmalpflegestiftungen und staatlichen Kulturförderprogrammen zu bekommen. Dennoch: Ohne Spenden wird es nicht gehen. Pfarrer Olaf Nöller ist froh, dass er in der Hinsicht schon positive Reaktionen aus der Gemeinde und der Bürgerschaft bekommen hat. Schon einmal hatte die Gemeinschaft große Spendenbereitschaft für das Wahrzeichen von Rheydt gezeigt. Das war bei der Innenrenovierung 2004.