Rheinische Post Viersen

Härtere Strafen für Missbrauch­stäter

Das Kabinett will schärfer gegen sexualisie­rte Gewalt gegen Kinder vorgehen.

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BERLIN (dpa) Die Bundesregi­erung hat am Mittwoch einem Gesetzentw­urf zur Bekämpfung sexualisie­rter Gewalt gegen Kinder zugestimmt. Der Entwurf von Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht (SPD) sieht schärfere Strafen, eine effektiver­e Strafverfo­lgung und eine verbessert­e Prävention vor. „Um diese Gräueltate­n mit aller Kraft zu bekämpfen und Kinder besser zu schützen, haben wir ein umfassende­s Paket beschlosse­n“, sagte Lambrecht am Mittwoch in Berlin.

Unter anderem soll nach dem Gesetzentw­urf die Verbreitun­g von Kinderporn­ografie ein Verbrechen werden – mit einer Freiheitss­trafe von mindestens einem Jahr. Derzeit sind solche Taten als Vergehen eingestuft, für die Gerichte auch geringere Strafen

verhängen können. Sexualisie­rte Gewalt gegen Kinder soll künftig mit einem Strafrahme­n von bis zu 15 Jahren Freiheitss­trafe statt wie bisher zehn Jahren versehen werden. Eine Einstellun­g des Verfahrens wegen Geringfügi­gkeit oder gegen Auflagen wäre ausgeschlo­ssen.

Die Debatte um härtere Strafen war durch den Missbrauch­sfall in Münster mit mittlerwei­le 21 Verdächtig­en neu angefacht worden. Justizmini­sterin Lambrecht hatte solche Forderunge­n aus der Union zunächst zurückgewi­esen und stattdesse­n eine bessere Ausstattun­g für Ermittler gefordert, ihren Kurs aber nach anhaltende­r Kritik geändert.

Bayern geht das Strafmaß für die Verbreitun­g von Kinderporn­ografie derweil nicht weit genug. Justizmini­ster

Georg Eisenreich (CSU) plädiert für mindestens drei Jahre Haft, wenn jemand „ein Forum betreibt, das einer größeren Zahl von Personen zum Austausch oder zur Verbreitun­g kinderporn­ografische­r Schriften dient“. Lambrechts Gesetzentw­urf sieht dafür nur ein Jahr Haft vor. Im nächsten Schritt wird der Bundestag über den Gesetzentw­urf debattiere­n.

Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey (SPD) bezeichnet­e den Entwurf als Meilenstei­n. Zudem kündigte sie an, gemeinsam mit dem Missbrauch­sbeauftrag­ten Johannes-Wilhelm Rörig 2021 eine breit angelegte Sensibilis­ierungsund Aufklärung­skampagne zu starten.

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