Nervenkrieg vor dem letzten TV-Duell
Zum zweiten Mal treffen US-Präsident Donald Trump und sein Herausforderer Joe Biden in einer Live-Debatte im Fernsehen aufeinander. Trump hofft auf eine späte Wende, bevor am 3. November gewählt wird.
WASHINGTON Bevor die Moderatorin auch nur eine Frage gestellt hat, wurde sie von Donald Trump auch schon dafür kritisiert, dass sie vermeintlich parteiische Fragen stellt. Kristen Welker, Korrespondentin des Senders NBC News im Weißen Haus, wird am heutigen Donnerstag versuchen, die zweite und letzte Fernsehdiskussion zwischen Trump und Joe Biden in halbwegs geordnete Bahnen zu lenken. Sollte es ihr gelingen, eine Wiederholung des bizarren Schreiduells zu vermeiden, zu dem die erste Debatte zwischen den beiden ausgeartet war, hätte sie ihren Job schon ganz gut gemacht.
Debates Commission“, die die Regeln des Duells festzulegen hat, einen Spitznamen verpasst, der den absurden Vorwurf mangelnder Neutralität untermauern soll: Er nennt sie „Biden Debates Commission“. Ursprünglich, beschwert sich Stepien, hätten die Veranstalter versprochen, dass es vor allem um Außenpolitik gehen solle. Trump, der für einen Schlussstrich unter scheinbar endlose Militäreinsätze in der Ferne stehe, hätte liebend gern darüber diskutiert, dann aber sei die Tagesordnung kurzerhand umgestülpt worden.
Es sind sechs Themen, die im letzten Duell der beiden behandelt werden sollen: Coronavirus, Klimawandel, Familienpolitik, nationale Sicherheit, Rassenfragen sowie ein schwammig als Führungsstärke bezeichneter Punkt. Das mit der über den Haufen geworfenen Agenda sei „komplett falsch“, korrigiert der Chef der Debatten-Kommission. Tatsächlich drängt sich der Eindruck auf, als sei Trump vor allem deshalb an Außenpolitischem interessiert, weil er Geschäfte von Bidens Sohn Hunter in der Ukraine und China in den Fokus zu rücken versucht. Seit im schrillen Boulevardblatt „New York Post“eine Geschichte über angeblich belastende E-Mails auf Hunter Bidens Laptop-Festplatte erschien, vergeht kein Tag, an dem der Präsident nicht auf ihr herumreitet.
Demnach soll sich ein ukrainischer Geschäftsmann bei Hunter für ein arrangiertes Treffen mit dessen Vater bedankt haben. Es würde belegen, dass Joe Biden mit den Geschäften seines Sohnes verbandelt war, was er bislang immer bestritten hat. Nur ist die Quelle dermaßen dubios, dass seriöse Medienvertreter schon jetzt eine Räuberpistole riechen. Angeblich war der Laptop in einem Computer-Reparaturladen in Wilmington, Delaware, abgegeben und irgendwann, da er angeblich nie abgeholt wurde, dem FBI übergeben worden.