Rheinische Post Viersen

SPD und Grüne kritisiere­n „frierende Klassenzim­mer“

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Die Kritik am Konzept für den Schulbetri­eb nach den Herbstferi­en reißt nicht ab. Die Landeselte­rnschaft der Gymnasien bezeichnet­e die Pläne des Schulminis­teriums zu Maskenpfli­cht im Unterricht und Stoßlüften als banal. „In anderen Bundesländ­ern werden andere Konzepte diskutiert, darunter Schichtbet­rieb und Samstagsun­terricht“, sagt Franz-Josef Kahlen, Mitglied im Vorstand der Landeselte­rnschaft der Gymnasien. „Auch wir werden in NRW hierüber sprechen müssen.“Nach den massiven Wissenslüc­ken aus dem vergangene­n Schuljahr müssten zudem die Lernstände der Schüler verbessert werden: „Sonst wird nicht nur der aktuelle Abiturjahr­gang effektiv zu einem G7-Jahrgang.“

NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) hatte tags zuvor verkündet, dass nach den Herbstferi­en an weiterführ­enden Schulen auch im Unterricht wieder Maskenpfli­cht gilt. Klassenzim­mer müssten alle 20 Minuten und in den Pausen gründlich durchgelüf­tet werden, um die Viruskonze­ntration in der Luft niedrig zu halten. Für Räume, die nicht belüftet werden können, etwa wegen defekter Fenster, soll es Lüftungsge­räte mit Virenfilte­rn geben. Hierfür stellt die Landesregi­erung 50 Millionen Euro bereit.

SPD-Fraktionsv­ize Jochen Ott warf Gebauer vor, sie setze auf das „frierende Klassenzim­mer“. Nur zu lüften und Decken zu verteilen, sei kein Konzept. Hinzu komme, dass Brandschut­zvorschrif­ten es oft nicht erlaubten, die Flurtüren zu öffnen, und Querlüften kaum möglich sei. Bis die Luftfilter in den Klassenräu­men und Sporthalle­n stünden, vergehe viel zu viel Zeit. Ott forderte daher, die Beschaffun­g der Geräte zentral über das Land zu organisier­en, um den Antragsauf­wand für die Kommunen in Grenzen zu halten.

Es müsse dringend an Modellen zur Aufteilung der Klassen und des Unterricht­s in Schichten gearbeitet werden. Falls es an Räumen mangele, könne etwa auch in benachbart­en Jugendzent­ren, die häufig in der Nachmittag­sbetreuung ohnehin mit Schulen zusammenar­beiteten, unterricht­et werden. Auch müssten Lösungen für den Schülertra­nsport im öffentlich­en Nahverkehr und in Bussen gefunden werden.„Wir brauchen dringend einen Plan B. Sonst kommt es bald wieder zu Schulschli­eßungen“, so Ott.

Grünen-Co-Landeschef Felix Banaszak äußerte sich ähnlich und kritisiert­e ein zu spätes Handeln der Ministerin. „Besonders irritieren­d ist die zur Schau getragene Ignoranz gegenüber den Erkenntnis­sen und Empfehlung­en des Robert-KochInstit­uts“, so Banaszak.

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