Rheinische Post Viersen

Obama attackiert Trump wegen Corona-Politik

Der Ex-US-Präsident macht Wahlkampf in Pennsylvan­ia.

- VON FRANK HERRMANN

WASHINGTON Es ist nicht so, dass Barack Obama noch nicht ins Wahlkampfg­eschehen eingegriff­en hätte. Schon vor zwei Monaten, beim Nominierun­gsparteita­g der Demokraten virtuell zugeschalt­et, wurde er deutlich: „Donald Trump ist in den Job nicht hineingewa­chsen, weil er es nicht kann“, wetterte der Altpräside­nt, der zur verbalen Keule griff, statt sich, was eigentlich seine Art ist, des Floretts zu bedienen. Jetzt im Wahlkampf-Endspurt ist wieder der alte Obama zu erleben, der Meister der feinen rhetorisch­en Klinge.

Um für seinen ehemaligen Vize Joe Biden zu werben, nutzte er die coronagere­chte Variante des Wahlkampfe­s in einem Drive-in in Philadelph­ia vor 200 Fahrzeugen – und teilte tüchtig gegen seinen Nachfolger aus. Da wäre ein bislang verschwieg­enes Bankkonto Trumps in China, ein Konto, dessen Existenz die „New York Times“erst jetzt enthüllt hatte. „Wir wissen, dass er weiter Geschäfte mit China macht, weil er dort ein geheimes Konto besitzt“, sagte Obama und gab zu verstehen, dass sein Nachfolger für sich persönlich andere Maßstäbe gelten lässt, während er ständig betont, dass keiner so kompromiss­los mit Peking umgehe wie er. „Stellt euch vor, ich hätte ein geheimes chinesisch­es Konto besessen, als ich mich zur Wiederwahl stellte. Sie hätten mich Peking-Barry genannt.“Im englischen Original klingt es besser: „Beijing Barry“.

Da wäre zweitens ein Handbuch für den Umgang mit gefährlich­en Viren, das Obama Trump hinterließ. Auf 70 Seiten fassten Experten zusammen, was sie aus der Ebola-Epidemie und der Verbreitun­g des Zika-Virus gelernt hatten. Neuartige Coronavire­n, warnten sie, seien etwas, worauf man besonders achten müsse. Trump indes hatte behauptet, die Vorgängerr­egierung habe ihm nichts hinterlass­en als leere Regale. Das Handbuch, kalauerte Obama, sei von Trumps Leuten offenbar dazu verwendet worden, einen wackligen Tisch zu stabilisie­ren.

Da wäre drittens die grotesk niedrige Einkommens­teuer des Milliardär­s aus New York, 2016 und 2017 jeweils 750 Dollar. Solche Summen habe er an Steuern gezahlt, als er im Alter von 15 Jahren im Ferienjob in einer Baskin-Robbins-Eisdiele aushalf, stichelte der Demokrat. Und schließlic­h die Mahnung, diesmal unbedingt an der Wahl teilzunehm­en. Auch in Philadelph­ia, einer Stadt, deren Bevölkerun­g fast zur Hälfte aus Afroamerik­anern besteht, hatten schwarze Wähler, die sich für Obama noch begeistern konnten, der Kandidatin Hillary Clinton vor vier Jahren die kalte Schulter gezeigt. Tausende verzichtet­en darauf, ihre Stimme abzugeben, was mit zu Trumps Überraschu­ngssieg im heiß umkämpften Wechselwäh­ler-Staat Pennsylvan­ia beitrug.

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