Condor kann eigenständig durchstarten
Die Einigung mit den Gläubigern ebnet den Weg für einen Neubeginn. Der Staat bleibt jedoch als Kreditgeber an Bord.
FRANKFURT (dpa/mah/rtr) Der wirtschaftlich angeschlagene Ferienflug-Anbieter Condor kann bald in eine relativ sorgenfreie Zukunft durchstarten. Die Gläubiger der Fluggesellschaft stimmten am Donnerstag in Frankfurt dem Vorschlag des Sachwalters Lucas Flöther zu, das Schutzschirmverfahren nach erfolgter Sanierung zu beenden. Das teilte das Unternehmen nach dem Termin des Amtsgerichts Frankfurt mit. „Der Weg ist jetzt frei, dass der 1. Dezember für Condor ein Neustart als gesundes Unternehmen sein wird“, erklärte Airline-Chef Ralf Teckentrup.
Bei der Präsenz-Verhandlung im Frankfurter Messe-Congress-Centrum stimmten sämtliche Gläubigergruppen mehrheitlich dem Konzept zu und verzichteten anschließend darauf, Rechtsmittel einzulegen. Der Plan wurde umgehend vom zuständigen Richter bestätigt und ist damit rechtskräftig, wie ein Sprecher des Amtsgerichts Frankfurt sagte. Damit werde das Verfahren Ende November beendet. Finanziell
hängt Condor damit allerdings weiterhin am Tropf der Staatsbank KfW, die das ins Trudeln geratenen Luftfahrtunternehmen mit einem Kredit über 550 Millionen Euro unterstützt hatte.
Die vor fast 65 Jahren gegründete Airline, an der in den Anfangsjahren neben der Lufthansa auch die damalige Deutsche Bundesbahn beteiligt war, geriet vor rund einem Jahr in den Strudel der Pleite von Thomas Cook. Sie galt aber von Beginn an als eigenständig überlebensfähig. Eigentlich sollte das Schutzschirmverfahren, eine Variante der Insolvenz für sanierungsfähige Unternehmen, schon im Frühjahr abgeschlossen sein. Doch das polnische Luftfahrtunternehmen PGL, die Muttergesellschaft der Airline LOT, sprang wegen der Corona-Krise als Käufer ab. Condor musste daraufhin mit zusätzlichen staatlichen Krediten, für die der Bund und das Land Hessen als Heimatstandort geradestanden, gestützt werden.
Damit ist nun Schluss. Mit dem Ende des Schutzschirmverfahrens ist Condor – bis auf den laufenden KfW-Kredit – komplett entschuldet. Die Gläubiger, die Milliardenforderungen angemeldet hatten, müssen sich mit 13 Millionen Euro begnügen, wie es aus mit dem Verfahren vertrauen Kreisen hieß. Auch Sachwalter Lucas Flöther kann damit seine Arbeit bei Condor bald beenden.Unter Aufsicht des Sanierungsexperten
durchlief die Airline mit ihren einst knapp 5000 Beschäftigten eine harte Restrukturierung: Die Belegschaft wurde verkleinert, Verträge mit Lieferanten angepasst und die Firmenzentrale zu deutlich geringeren Mietkosten vom Frankfurter Flughafen ins nahegelegene Neu-Isenburg verlegt. Bis Ende 2021 verpflichtete sich Condor zum Verzicht
auf betriebsbedingte Kündigungen.
Bis der Ferienflieger einen neuen Anlauf zur Suche nach einem Käufer nehmen kann, dürfte es wegen der zweiten Welle der Corona-Pandemie, die sämtliche Fluggesellschaften hart trifft, noch dauern. So lange hält ein Treuhänder aus dem Umfeld der Anwaltskanzlei Noerr, die SG Luftfahrtgesellschaft, pro forma die Anteile. „Es gibt keinen Zeitdruck bei der Suche nach einem Investor. Ich rechne in den nächsten zwölf Monaten nicht mit der Wiederaufnahme des Investorenprozesses“, hatte Teckentrup kürzlich dem „Handelsblatt“gesagt.
Im September hatte Condor mit seiner auf rund 50 Flugzeuge reduzierten Flotte 25 bis 30 Prozent der geplanten Kapazität im Angebot. Condor betreibe aber keine defizitären Flüge, sagte Teckentrup der Zeitung. Für den Winter rechnete der Condor-Chef mit nur zehn bis 15 Prozent Flugkapazität. Am 31. Oktober startet wieder ein erster Langstreckenflug nach Kuba.