Rheinische Post Viersen

Bürgerbege­hren für Silberahor­n geplant

Nach der Unterschri­ftenaktion streben Bündnis 90/Die Grünen ein Bürgerbege­hren an, um die Fällung des 50 Jahre alten Baumes am Kreuzherre­nplatz zu verhindern. Was Sie zum ersten Bürgerbege­hren in Brüggen wissen müssen.

- RP-FOTO: BUSCHKAMP

VN DANIELA BUSCHKAMP

BRÜGGEN „Wir wollen ein Bürgerbege­hren starten“, kündigt Ulrich Deppen, einer der beiden Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen in Brüggen, an. Damit wolle man verhindern, dass der 50 Jahre alte, gesunde Silberahor­n vor der katholisch­en Pfarrkirch­e St. Nikolaus gefällt werde. An seinem Stamm hängt aktuell ein Zettel mit einem Appell: „Helft mir. Der Gemeindera­t will mich töten, obwohl ich kerngesund bin.“Zur Vorbereitu­ng des Bürgerbege­hrens haben sich die Bündnisgrü­nen laut Deppen beim Verein „Mehr Demokratie“beraten lassen und Fragen an die Gemeindeve­rwaltung gerichtet. Bürgermeis­ter Frank Gellen bestätigte den Eingang dieser Fragen, wollte den Plan für ein Bürgerbege­hren aber nicht kommentier­en. Es wäre das erste Bürgerbege­hren in der Gemeinde Brüggen.

Was haben die Brüggener Grünen bisher getan, um den Silberahor­n zu erhalten?

Am 30. September hatten die Bündnisgrü­nen 559 Unterschri­ften an Bürgermeis­ter Frank Gellen (CDU) übergeben: So viele Menschen hatten für den Erhalt des Baumes unterschri­eben.

Gibt es weitere Kritik an den Gestaltung­splänen?

Ja. Etwa von Rainer Bertrams, Geschäftsf­ührer vom Pannenkoek­enparadijs an der Klosterstr­aße: „Die geplante Baumreihe am Pfannekuch­enhaus ist geschäftss­chädigend.“Fünf Bäume vor dem neuen Anbau seien zu viel: „Wir investiere­n viel Geld in einen neuen Wintergart­en mit schöner Optik, die jetzt hinter Bäumen verschwind­et. Unsere Gäste können nicht mehr in der Sonne sitzen“, kritisiert Bertrams. Das bedeute weniger Kunden und unweigerli­ch Umsatzeinb­ußen. „Wir sind nicht gegen Bäume. Wir wollen den Erhalt des Silberahor­ns und wünschen den Initiatore­n des Bürgerbege­hrens Glück“, so Bertrams.

Wie läuft ein Bürgerbege­hren ab? Das Bürgerbege­hren ist ein Antrag der Bürger an den Gemeindera­t. Die Bürger statt der Ratsmitgli­eder sollen über ein Thema entscheide­n. Auf das Bürgerbege­hren folgt ein Bürgerents­cheid: eine Abstimmung der Bürger über ein Thema. Ein Bürgerents­cheid kann nur stattfinde­n, wenn der Rat die Zulässigke­it des Bürgerbege­hrens festgestel­lt hat. Damit ein Bürgerbege­hren zulässig ist, muss es etwa schriftlic­h eingereich­t werden, es muss eine Frage enthalten, die mit „Ja“oder „Nein“beantworte­t werden kann, es muss begründet werden. In Gemeinden wie Brüggen (mit bis 20.000 Einwohnern) müssen neun Prozent der Bürger das Bürgerbege­hren unterzeich­nen, damit es zulässig ist.

Warum soll der Baum gefällt werden?

Die Fällung ist nach den Plänen des Landschaft­sarchitekt­en Joachim Scheller vorgesehen. Der Gemeindera­t hatte in seiner Oktober-Sitzung mit Mehrheit beschlosse­n, den Silberahor­n nicht erneut zum Thema zu machen und stattdesse­n Schellers aktuellen Entwurf umzusetzen. Demnach sollen 13 neue Amber-Bäume gesetzt werden. Die Buche in der Mitte des Platzes soll erhalten bleiben.

Warum soll der Kreuzherre­nplatz umgestalte­t werden?

Er soll barrierefr­ei werden, mit einem Leitsystem besser für Menschen mit Handicap zu nutzen sein und besser für Veranstalt­ungen ausgestatt­et werden. Ein Problem ist der Niveau-Unterschie­d zur Klosterstr­aße und die wellige Oberfläche, die durch die Ahorn-Wurzeln entstanden ist. Eine von den Grünen vorgeschla­gene Kappung der Wurzeln beim gleichzeit­igem Erhalt des Silberahor­ns hält Scheller für „schwierig“. Pläne für eine Umgestaltu­ng des Platzes gab es in den vergangene­n Jahren bereits einige.

Warum sind die Kosten für die Umgestaltu­ng gestiegen?

Joachim Scheller hatte zunächst Kosten in Höhe von rund 657.000 Euro prognostiz­iert. In der jüngsten Sitzung des Ausschusse­s für Bauen und Klimaschut­z nannte er eine Summe von rund 700.000 Euro. Die höheren Ausgaben hätten sich aus mehreren Faktoren ergeben: So sollte der Platz mit festen Hülsen für Schirme ausgestatt­et werden, die neu zu pflanzende­n Bäume sollten größer sein, und für Versorgung­sleitungen sollten Schächte verlegt werden.

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Hilferuf am Baum: Am Stamm des Silberahor­ns auf dem Kreuzherre­nplatz ist ein Appell gegen die Fällung zu lesen. Die Bündnisgrü­nen wollen zur Rettung des Baumes ein Bürgerbege­hren starten.
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RP-FOTO: BUSCHKAMP Das Pfannekuch­enhaus an Kreuzherre­nplatz/Klosterstr­aße wird größer. Fünf neue Bäume würden direkt vor dem Anbau stehen.

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