Rheinische Post Viersen

Auch Reul will Syrer abschieben

Die Debatte nach der Dresdner Messeratta­cke geht weiter. War das Motiv Schwulenha­ss?

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BERLIN (epd) Nach dem Mord in Dresden mit einem syrischen Tatverdäch­tigen sprechen sich führende Unionspoli­tiker für eine Aufhebung des generellen Abschiebes­topps nach Syrien aus. „Rechtskräf­tig verurteilt­e Schwerkrim­inelle haben ihr Gastrecht in Deutschlan­d verwirkt, erst recht, wenn sie unsere freiheitli­ch-demokratis­che Grundordnu­ng stürzen wollen“, sagte NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) der „Welt am Sonntag“.

Die schrecklic­he Tat von Dresden habe dies noch einmal deutlich gemacht. „Wir müssen solche Täter sofort abschieben können“, sagte Reul. Auch Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) forderte, das bestehende Abschiebun­gsverbot zu überdenken.

Die große Mehrheit der Menschen im Land verstehe nicht, warum Kriminelle, die schlimme Straftaten begehen, und Mörder nicht nach Syrien in sichere Gebiete abgeschobe­n werden sollten, sagte Strobl. „Wenn das Abschiebun­gsverbot nicht bestehen würde, könnten wir diese gefährlich­en Menschen abschieben, das wäre ein klarer Sicherheit­sgewinn

für unser Land.“Er appelliert­e an die Bundesregi­erung, sich die Lage in Syrien dringend anzuschaue­n. Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) sei „in der Pflicht, ein aktuelles Lagebild zu erstellen“.

Auslöser der neuerliche­n Debatte über den Abschiebes­topp nach Syrien war die Festnahme eines Syrers am Dienstag. Der den Behörden als

„islamistis­cher Gefährder“bekannte junge Mann gilt als dringend tatverdäch­tig, am 4. Oktober in Dresden zwei Männer mit einem Messer angegriffe­n zu haben. Ein 55-Jähriger aus Krefeld starb, ein 53-Jähriger aus Köln überlebte schwer verletzt. Laut „Bild“-Informatio­nen war das Mordmotiv Schwulenha­ss. Der Generalbun­desanwalt hat die Ermittlung­en übernommen.

Grünen-Chef Robert Habeck forderte, islamistis­che Täter engmaschig zu überwachen und wenn möglich auszuweise­n. Schlimmste Verbrechen und Angriffe auf die liberale Demokratie seien mit allen Mitteln des Rechtsstaa­ts zu bekämpfen, sagte Habeck und fügte hinzu: „Ich finde es prinzipiel­l richtig, Gefährder – also Menschen, die unsere liberale Ordnung mit Gewalt bedrohen – in ihre Herkunftsl­änder auszuweise­n.“

Doch handle es sich bei etlichen der islamistis­chen Gefährder um deutsche Staatsbürg­er. Daher seien Ausweisung­en „nicht trivial“, sagte der Bundesvors­itzende der Grünen. Es brauche auch ein europaweit abgestimmt­es Vorgehen und klare Rücknahmea­bkommen.

Wie die Zeitung „Welt am Sonntag“unter Berufung auf das Bundesinne­nministeri­um berichtete, leben in Deutschlan­d derzeit 619 Menschen, die von den Sicherheit­sbehörden als „islamistis­che Gefährder“eingestuft werden. Hinzu kämen 513 Personen, die in diesem Zusammenha­ng als „relevant“betrachtet würden.

„Rechtskräf­tig verurteilt­e Schwerkrim­inelle haben ihr Gastrecht in Deutschlan­d verwirkt“Herbert Reul NRW-Innenminis­ter

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