Pflegekräfte bekommen deutlich mehr Geld
Die Löhne der Mitarbeiter im öffentlichen Dienst bei Bund und Kommunen steigen. Einmalig gibt es sogar einen Corona-Bonus.
DÜSSELDORF Als das Coronavirus im März die Angst vor überfüllten Kliniken schürte und das öffentliche Leben zeitweise zum Stillstand kam, traten viele Menschen in Deutschland abends auf den Balkon und klatschten in die Hände. Der Beifall galt den Menschen, die in dieser Krise dafür sorgen, dass Patienten in den Krankenhäusern weiter gepflegt werden, dass die Kindertagesstätten die vielen berufstätigen Eltern entlasten und dass der Müll weiterhin pünktlich abgeholt und entsorgt wird.
In der Krise ist vielen noch einmal ins Bewusstsein gerückt, welche zentralen Aufgaben der öffentliche Dienst übernimmt – und dafür wollten viele Menschen den Helfern durch den Beifall Anerkennung zollen und sich bedanken. Dass solche Gesten in den Tarifverhandlungen jedoch nicht ausreichen würden, machten die Gewerkschaften schnell klar. „Klatschen reicht nicht – wir wollen anständig bezahlt werden“, sagte unlängst der Verdi-Funktionär Volker Hopp.
Nachdem es zuletzt bereits zu Warnstreiks gekommen war, haben die Tarifparteien am Wochenende eine Einigung erzielt – die mit teilweise deutlichen Lohnerhöhungen für die knapp 2,3 Millionen Beschäftigten
im öffentlichen Dienst bei Kommunen und Bund verbunden ist. Löhne und Gehälter sollen demnach in den kommenden zwei Jahren um insgesamt 3,2 Prozent steigen, in der niedrigsten Entgeltstufe sogar um 4,5 Prozent. Dazu gibt es weitere Sonderzahlungen, wie etwa eine einmalige Corona-Prämie von bis zu 600 Euro.
Hinter den Forderungen der Gewerkschaft Verdi und des Beamtenbundes DBB nach einer Lohnerhöhung um 4,8 Prozent für ein Jahr bleibt die Einigung deutlich zurück. Die Arbeitgeber hatten 3,5 Prozent für drei Jahre angeboten und stimmten nun einer Laufzeit von nur 28 Monaten bis Ende 2022 zu. DBBChef Ulrich Silberbach sprach von einem Corona-Kompromiss. Man habe das Machbare herausgeholt in dieser Situation.
Konkret sollen die Löhne und Gehälter zunächst zum 1. April 2021 um 1,4 Prozent, mindestens aber um 50 Euro, sowie zum 1. April 2022 um weitere 1,8 Prozent angehoben werden. Auszubildende bekommen jeweils 25 Euro mehr.
Für die Pflegekräfte wurden demnach gesonderte Gehaltssteigerungen vereinbart. Ab März 2021 wird eine Pflegezulage von 70 Euro gezahlt, die ein Jahr später auf 120 Euro erhöht wird. Die Zulage in der Intensivmedizin wird mehr als verdoppelt auf 100 Euro monatlich, die Wechselschichtzulage steigt von 105 auf 155 Euro monatlich, wie es weiter hieß. In Betreuungseinrichtungen wie Altenheimen wird die Pflegezulage mit einem Plus von 25 Euro auf Gleichstand mit den kommunalen Krankenhäusern gebracht. Ärzte in den Gesundheitsämtern erhalten ab März 2021 eine Zulage von 300 Euro monatlich.
Die Gewerkschaft Verdi rechnet vor, dass eine Pflegekraft im Krankenhaus (Entgeltgruppe 7/Stufe 6) derzeit rund 3539 Euro brutto im Monat verdiene. Künftig dürften es durch die Zulagen bis zu 300 Euro mehr sein. In anderen Bereichen wie etwa bei der Müllabfuhr, in den Ordnungsämtern oder auch den Jobcentern fällt das Plus hingegen deutlich niedriger aus. Laut Ulrich Silberbach war es deswegen besonders wichtig, die von den Arbeitgebern geforderte dreijährige Laufzeit zu verhindern. Der Chef der Gewerkschaft Verdi, Frank Werneke, sprach daher von einem „respektablen Abschluss“.
Der Corona-Bonus soll in diesem Jahr einmalig gezahlt werden. Für die unteren Entgeltgruppen soll er 600 Euro betragen, für mittlere 400 Euro und für die oberen Lohngruppen 300 Euro. Die Auszubildenden erhalten 225 Euro bei den Kommunen und 200 Euro beim Bund.