Rheinische Post Viersen

Frauen wollen in der Gründersze­ne sichtbarer werden

Dienstag startet der virtuelle Ruhrsummit

- VON FLORIAN RINKE

BOCHUM Bevor Olivia Janus ein Startup gegründet hat, konfrontie­rte sie sich selbst mit einer Frage: Was ist das Schlimmste, was passieren kann? „Keine meiner Antworten war so schlimm, dass ich es nicht versuchen wollte“, sagt die Gründerin. 2019 hat sie gemeinsam mit ihrem Mann in Bochum das Start-up Beautyself gegründet und dem Angestellt­en-Dasein den Rücken gekehrt. Auf der Beauty-Plattform bekommen Frauen Tipps zur Hautpflege und den richtigen Produkten für jeden Hauttyp. Die Plattform ist eine Seite, die Olivia Janus sich vor Jahren gewünscht hätte, als sie selbst unter schwerer Akne litt.

Unternehme­rinnen wie Olivia Janus sind in der deutschen Gründersze­ne noch immer eine Minderheit. Laut dem Deutschen Startup-Monitor, der detaillier­testen Gründerbef­ragung der Republik, sind knapp 16 Prozent der Gründer in Deutschlan­d Frauen. Der Anteil ist in den vergangene­n Jahren nur minimal gestiegen. Noch seltener sind weibliche Risikokapi­talgeber. Olivia Janus erzählt, dass sie bei Start-up-Treffen oft nicht ernst genommen wurde. „Es kam mehrmals vor, dass ich für die Assistenti­n gehalten wurde“, sagt sie.

Doch inzwischen haben viele erkannt, dass es so nicht weitergeht. Bei Veranstalt­ungen wie dem Ruhrsummit,

der am Dienstag als digitale Version startet, ist eine Vielzahl erfolgreic­her Frauen auf der großen Bühne zu sehen – von der Gründerin des Gewürz-Start-ups Ankerkraut bis hin zu Tanja Rosendahl, die für den Logistiker Fiege die Start-up-Investment­s vorantreib­t. Die Rheinische Post ist Medienpart­ner der Veranstalt­ung.

Auch auf politische­r Ebene tut sich etwas, wie die Kampagne „Stay on board“beweist. Sie entstand in der Gründersze­ne, weil die Chefin des börsennoti­erten Start-ups Westwing ihren Posten räumen musste, als sie Mutter wurde – das Aktienrech­t verlangte es, die Kampagne will das nun ändern. Und nicht zuletzt achten auch Politiker stärker darauf, mit Förderprog­rammen für mehr Vielfalt zu sorgen. Beim Start des Gründersti­pendiums in NRW hatten SPD und Grüne immer wieder gefordert, dass damit auch gezielt weibliche Gründer gefördert werden sollten. Längst ist die Steigerung des Anteils der weiblichen Empfänger des Stipendium­s auch für den NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) ein wichtiges Ziel geworden – bei dem messbare Fortschrit­te erzielt werden.

Tanja Rosendahl ist seit dem Jahr 2000 im Bereich Risikokapi­tal unterwegs. Sie arbeitete lange Zeit für die landeseige­ne NRW-Bank und baut nun für Fiege den Risikokapi­talgeber

Programm Die Digitalkon­ferenz Ruhrsummit findet am 27. und 28. Oktober aufgrund der Corona-Pandemie rein digital statt.

Personen Zu Gast sind unter anderem der aus der Sendung „Die Höhle der Löwen“bekannte Investor Ralf Dümmel sowie der Gründer des E-Scooter-Anbieters Tier, Lawrence Leuschner.

www.ruhrsummit.de

F-Log Ventures auf. Sie glaubt, dass Frauen es generell nicht schwerer hätten, sondern es sich tendenziel­l schwerer machen würden. „Frauen tendieren zu weniger Selbstbewu­sstsein und geringerer Risikobere­itschaft, was beides ja wichtig für eine Gründung ist“, sagt sie. Dies habe sich allerdings in den vergangene­n Jahren zum Positiven gewandelt. Sie sagt aber auch, dass mehr fundierte Beratungsa­ngebote, speziell von Frauen aus der Branche, helfen würden, mehr Sicherheit und mehr Klarheit zu erhalten, um selbst zu gründen. „Das zieht im nächsten Schritt auch mehr Frauen im Bereich Risikokapi­tal nach sich“, sagt Rosendahl.

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