Gladbach erledigt Pflicht dank Ginter
Borussias Nationalspieler trifft beim wichtigen 3:2-Sieg der Borussen in Mainz. Am Dienstag geht es gegen Real Madrid.
MAINZ Es gehört zum Profil eines Führungsspielers, gerade in unangenehmen Situationen Verantwortung zu übernehmen und zur Not auch mal Aufgaben zu übernehmen, die nicht zum natürlichen Anforderungsprofil gehören. Sergio Ramos, der unerbittliche Abwehrmann von Real Madrid, am Dienstag (21 Uhr, live bei Sky) beim deutschen Champions-League-Vertreter Borussia Mönchengladbach zu Gast, hat das getan im „Clásico“beim FC Barcelona, als er beim 3:1-Sieg per Elfmeter für die 2:1-Führung sorgte. Matthias Ginter, Ramos’ Pendant in Gladbach, tat es ihm gleich, per Kopf erzielte der Nationalspieler das 3:2-Siegtor beim Tabellenletzten Mainz 05.
Ginter rückte damit mit Köpfchen sozusagen den Borussen den Kopf zurecht. 1:2 hatten sie in Mainz zurückgelegen, es drohte eine böse Niederlage beim Underdog. Doch dann schoss Jonas Hofmann, seit kurzem auch Nationalspieler, einen Elfmeter zum 2:2 ins Tor, und schließlich lenkte Ginter Hofmanns Eckball zum erlösenden dritten Tor ins Mainzer Netz. Ginter, der zuletzt auch für das DFB-Team in der Ukraine ein wichtiges Tor gemacht hat, unterstrich damit seinen Stellenwert im Gladbacher Team. „Er ist ein absoluter Führungsspieler“, sagte Trainer Marco Rose.
Dass die Defensive um Ginter herum zuvor zuweilen nicht konsequent genug gewesen war, brachte die Gladbacher in die Bredouille, das Problem war hausgemacht. Ein solches Spiel nicht zu gewinnen, das wäre höchst unangenehm gewesen, fünf oder sechs Punkte wären doch ein recht dünner Start gewesen. Ginter
aber ermöglichte den Pflichtsieg. „Wir haben immer daran geglaubt. Ein Auswärtsspiel direkt nach einem Champions-League-Auswärtsspiel ist sehr, sehr schwierig. Wir wussten, dass Mainz uns alles abverlangen wird“, sagte Ginter. Eine Niederlage hätte auch das Selbstvertrauen vor dem Königsklassen-Treffen mit den „Königlichen“aus Madrid nicht eben befeuert.
Zwar hat er in einer teaminternen Wahl den Nebenjob als dritter Kapitän im Team an Breel Embolo verloren, doch Ginter macht auf dem Platz deutlich, dass er zu den Bossen im Gladbacher Ensemble gehört. „Er geht mit Leistung voran, ist ein absoluter Vollprofi“, lobte Rose. Ginter ist es auch, der mit dem Trainer zusammen am Montag die Pressekonferenz vor dem großen Spiel gegen Real bestreiten wird. Ginters Wort hat Gewicht am Niederrhein.
Vor allem auch, weil er gerade im Erfolg gern mal kritische Anmerkungen einstreut. Denn Ginter weiß, und so denkt auch Rose: Gerade Zufriedenheit im Erfolg kann Gift sein. Zumal die Borussen spielerisch noch nicht so recht angekommen sind in der Saison. Dazu kommt, dass es dem Gegner zuweilen zu leicht gemacht wird, zu Toren zu kommen. „Der eine oder andere braucht vielleicht ein bisschen, um reinzukommen. Das ist normal. Klar ist aber, dass wir genügend einfache Gegentore jetzt bekommen haben. Da müssen wir uns deutlich verbessern“, gab es eine klare Ansage von Ginter, dessen Vertrag bis 2022 läuft. Borussia will verlängern, Gespräche gab es bis dato indes noch nicht.
Das „wir“schließt ihn mit ein, natürlich, auch das weiß Ginter. Und auch, dass es gegen Real weit konsequenter zugehen muss in der Torverteidigung, weil Männer wie Karim Benzema, Vinicius Junior oder Marco Asensio Freiräume, wie sie mancher Mainzer hatte, sicherlich anders nutzen würden. Und danach kommen die torhungrigen Leipziger in den Borussia-Park, auch denen darf man nicht viel gönnen. Es ist an der Zeit, hinten wieder richtig dicht zu machen, um in den Topspielen zu bestehen. Für Ginter selbst ist die Champions League eine perfekte Bühne, seine eigene Qualität abzugleichen auf höchstem Niveau. Ginter ist bereit dafür. Und auch für den direkten Vergleich mit Ramos.
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