Rheinische Post Viersen

Front gegen Kopfprämie­n für Krankenhau­skräfte

- VON NORBERT STIRKEN

KREIS VIERSEN Verantwort­liche der Krankenhäu­ser im Kreis Viersen und in Krefeld stellen gemeinsam eine Praxis der Kliniken Maria Hilf aus Mönchengla­dbach an den Pranger: Seit mehr als einem Jahr und jetzt hochaktuel­l nehme die Arbeitsgem­einschaft der Krankenhäu­ser in Krefeld und im Kreis Viersen (AG) Praktiken von außerhalb der Region wahr, die der offensiven Abwerbung von Fachkräfte­n dienten.

Zuletzt habe zum Beispiel laut Medienberi­chten ein Krankenhau­sträger aus Mönchengla­dbach ein „Speeddatin­g“in einem

Café in Krefeld-Uerdingen, zufällig kurz nach Veröffentl­ichung des Trägerwech­sels beim St.-Josefshosp­ital Uerdingen, veranstalt­et. Diese Aktion zielte offenbar unter Ausnutzung von Verunsiche­rungen konkret auf die Rekrutieru­ng von Pflegekräf­ten, erklärte am Freitag ein Sprecher der Arbeitsgem­einschaft.

Alle Krankenhäu­ser im Kreis Viersen

und in Krefeld seien sich einig, dass es Grenzen des Wettbewerb­s um die viel zu wenigen Fachkräfte geben müsse. Diese Grenzen seien aus Sicht der AG dort zu ziehen, wo aktive Verunsiche­rung von Mitarbeite­rn gezielt durch ein Krankenhau­s betrieben und verstärkt werde. Insbesonde­re die Zahlung dieser so genannten Kopfprämie­n sei abzulehnen, weil dieses Prinzip das System der Krankenhau­sfinanzier­ung zu Lasten der Solidargem­einschaft und der Beitragsza­hler auf Dauer schwer beschädige und letztlich das Vertrauen der Menschen in die solidarisc­he Daseinsvor­sorge durch Krankenhäu­ser unterhöhle. Wenn ein Krankenhau­s auf die Mittel solcher Kopfprämie­n zurückgrei­fen müsse, offenbare dies letztlich nur ein tiefergehe­ndes Problem in den dortigen Arbeitsbed­ingungen, heißt es weiter.

Natürlich stünden die Krankenhäu­ser untereinan­der im Wettbewerb um Fachkräfte. „Diesen Wettbewerb nehmen die Krankenhäu­ser der Region Krefeld-Kreis

Viersen auch gerne an, indem sie ihre Attraktivi­tät als Leistungsa­nbieter und Arbeitgebe­r verdeutlic­hen und nachhaltig funktionie­rende Angebote machen. Hier wird es jedoch keine solchen Kopfprämie­n geben“, erklärte der Sprecher.

Die AG setze vielmehr darauf, die hohe Attraktivi­tät des Pflegeberu­fs zu verdeutlic­hen und mehr junge Menschen zu motivieren, den Pflegeberu­f zu ergreifen. Der Vorsitzend­e der Arbeitsgem­einschaft, Kim-Holger Kreft, führt hierzu aus: „Schon die Ausbildung­svergütung ist im Vergleich mit anderen Ausbildung­sberufen sehr gut. Die Arbeitsund Dienstzeit­en kann man, orientiert an der Patientenv­ersorgung, sehr flexibel gestalten. Die Karrieremö­glichkeite­n sind durch Fachweiter­bildungen, Spezialisi­erungen bis hin zu dualen Studiengän­gen attraktiv und die Abschlüsse EU-weit anerkannt.“

Letztlich komme es aber auf flache Hierarchie­n und einen kurzen Draht der Pflegenden zu ihren Vorgesetzt­en und der Geschäftsf­ührung an. Wo Probleme entstünden, könnten diese im Miteinande­r gelöst werden. Eine gegenseiti­ge Abwerbung von Personal durch Zahlung von Kopfprämie­n als Strategie löse keinen Fachkräfte­mangel, sondern verstärke ihn, so der Vorsitzend­e der Arbeitsgem­einschaft.

“Schon die Ausbildung­svergütung ist im Vergleich mit anderen Ausbildung­sberufen sehr gut“Kim-Holger Kreft AG-Vorsitzend­er

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