Rose hat Optionen – aber nicht grenzenlos viele
Dass bei Borussia das große Rotieren beginnen würde mit dem Auftakt der Champions-League-Saison, war klar. Gleich beim ersten Mal gab es das ganz große Stühlerücken: fünf Spieler raus im Vergleich zum Mailand-Spiel, fünf rein, darunter der Debütant Rocco Reitz. Ansonsten kamen Routiniers zu einem Startelf-Einsatz: Tony Jantschke, Oscar Wendt, Patrick Herrmann und Lars Stindl. Rose wählte das 3-4-3-System, um mit den vorgezogenen Außenverteidigern Wendt und Stefan Lainer ein Druckmittel gegen Mainz zu haben. Vorn war Herrmann zweiter Stürmer neben Breel
Embolo, Stindl dahinter als tororientierter Ideengeber eingeteilt.
Rose wollte das Team, das er auf den Platz schickte, keineswegs als Test verstanden wissen, dazu gab es auch keinen Anlass. Da war eine eingespielte Abwehr und viel Erfahrung auf dem Rasen. Das 1:0 durch Stindl, der sich hier ein wenig den Frust über seinen seltsamen Champions-League-Abend in Mailand von der Seele schoss, und die Art und Weise wie das
Tor herausgespielt wurde, zeigten, dass dieses Team bereit war für die Aufgabe. Doch dann wurde es lax, zu lax, Rose nannte es „inkonsequent“. Vorn wurden Chancen
leichtfertig vergeben, hinten Mainz zu viel Raum gewährt – so kam es zum Rückstand. Die Stars, die anfangs draußen saßen, mussten es richten.
Rose weiß, und das ist nun mal das Gesetz des Fußballs: Hätte Mainz gewonnen, hätte es unangenehme Fragen gegeben. So aber behielt der Trainer Recht, gute Ergebnisse sind immer unschlagbare Argumente. Somit ist auch die Rotation gelungen: Rose konnte einige Spieler etwas schonen, Erkenntnisse über die tatsächliche Tiefe des Kaders gewinnen und etwas für eine gesunde Kaderchemie tun. Startelfeinsätze tun jedem
Profi gut. „Insgesamt war es eine gelungene Reise nach Mainz“, befand Rose dann auch.
Was deutlich wurde: Es gibt einige Borussen – Hofmann, Neuhaus, Thuram – die wahrscheinlicher den Unterschied ausmachen in der Offensive. Sie allesamt draußen zu lassen, beraubt die Borussen zu vieler wichtiger Aspekte. Indes haben Stindl als Torschütze, Herrmann als Konterspieler und Embolo als wuchtiger Arbeiter ihre Fähigkeiten nochmal belegt, letztlich kommt es auf die Mischung an. Rose hat gute Optionen, aber nicht grenzenlos viele; manche Varianten sind effektiver als andere.
Dienstag gegen Real wird die Mischung wieder eine andere sein als in Mainz. Man darf gespannt sein, welche Überraschung sich Rose für seinen Real-Kollegen Zinedine Zidane ausdenken wird. Dass dieser ebenfalls einen gewissen Stamm hat, der notwendig ist für den Erfolg, hat das 2:3 gegen Donezk im ersten Spiel gezeigt. Beim 3:1 im „Clásico“beim FC Barcelona (ohne den in Reha befindlichen Ex-Borussen Marc-André ter Stegen) war es ein anderes Real als am Mittwoch. Auch Zidane rotiert nur mit Wasser.
Note 3 Marcus Thuram (54. für Stindl) holte im vierten Spiel in Folge einen Elfmeter raus. Der Franzose brachte mehr Wucht ins Spiel. Note 3 Alassane Plea (54. für Jantschke) hätte sich mehr für die Startelf gegen Real bewerben können. Note 4 Florian Neuhaus war vom Aufbau hinten bis zum gegnerischen Strafraum gefragt, fand dort nicht ganz seine effektivste Rolle. Note 4+ Jonas Hofmann (60. für Reitz) übernahm Verantwortung, verwandelte sicher vom Punkt. Dann auch noch mit der starken Ecke auf Ginters Kopf. Note 2 Hannes Wolf (72. für Embolo) zeigte seinen bislang besten Joker-Einsatz, war giftig. Ohne Note