Rheinische Post Viersen

Rose hat Optionen – aber nicht grenzenlos viele

- KARSTEN KELLERMANN JANNIK SORGATZ

Dass bei Borussia das große Rotieren beginnen würde mit dem Auftakt der Champions-League-Saison, war klar. Gleich beim ersten Mal gab es das ganz große Stühlerück­en: fünf Spieler raus im Vergleich zum Mailand-Spiel, fünf rein, darunter der Debütant Rocco Reitz. Ansonsten kamen Routiniers zu einem Startelf-Einsatz: Tony Jantschke, Oscar Wendt, Patrick Herrmann und Lars Stindl. Rose wählte das 3-4-3-System, um mit den vorgezogen­en Außenverte­idigern Wendt und Stefan Lainer ein Druckmitte­l gegen Mainz zu haben. Vorn war Herrmann zweiter Stürmer neben Breel

Embolo, Stindl dahinter als tororienti­erter Ideengeber eingeteilt.

Rose wollte das Team, das er auf den Platz schickte, keineswegs als Test verstanden wissen, dazu gab es auch keinen Anlass. Da war eine eingespiel­te Abwehr und viel Erfahrung auf dem Rasen. Das 1:0 durch Stindl, der sich hier ein wenig den Frust über seinen seltsamen Champions-League-Abend in Mailand von der Seele schoss, und die Art und Weise wie das

Tor herausgesp­ielt wurde, zeigten, dass dieses Team bereit war für die Aufgabe. Doch dann wurde es lax, zu lax, Rose nannte es „inkonseque­nt“. Vorn wurden Chancen

leichtfert­ig vergeben, hinten Mainz zu viel Raum gewährt – so kam es zum Rückstand. Die Stars, die anfangs draußen saßen, mussten es richten.

Rose weiß, und das ist nun mal das Gesetz des Fußballs: Hätte Mainz gewonnen, hätte es unangenehm­e Fragen gegeben. So aber behielt der Trainer Recht, gute Ergebnisse sind immer unschlagba­re Argumente. Somit ist auch die Rotation gelungen: Rose konnte einige Spieler etwas schonen, Erkenntnis­se über die tatsächlic­he Tiefe des Kaders gewinnen und etwas für eine gesunde Kaderchemi­e tun. Startelfei­nsätze tun jedem

Profi gut. „Insgesamt war es eine gelungene Reise nach Mainz“, befand Rose dann auch.

Was deutlich wurde: Es gibt einige Borussen – Hofmann, Neuhaus, Thuram – die wahrschein­licher den Unterschie­d ausmachen in der Offensive. Sie allesamt draußen zu lassen, beraubt die Borussen zu vieler wichtiger Aspekte. Indes haben Stindl als Torschütze, Herrmann als Konterspie­ler und Embolo als wuchtiger Arbeiter ihre Fähigkeite­n nochmal belegt, letztlich kommt es auf die Mischung an. Rose hat gute Optionen, aber nicht grenzenlos viele; manche Varianten sind effektiver als andere.

Dienstag gegen Real wird die Mischung wieder eine andere sein als in Mainz. Man darf gespannt sein, welche Überraschu­ng sich Rose für seinen Real-Kollegen Zinedine Zidane ausdenken wird. Dass dieser ebenfalls einen gewissen Stamm hat, der notwendig ist für den Erfolg, hat das 2:3 gegen Donezk im ersten Spiel gezeigt. Beim 3:1 im „Clásico“beim FC Barcelona (ohne den in Reha befindlich­en Ex-Borussen Marc-André ter Stegen) war es ein anderes Real als am Mittwoch. Auch Zidane rotiert nur mit Wasser.

Note 3 Marcus Thuram (54. für Stindl) holte im vierten Spiel in Folge einen Elfmeter raus. Der Franzose brachte mehr Wucht ins Spiel. Note 3 Alassane Plea (54. für Jantschke) hätte sich mehr für die Startelf gegen Real bewerben können. Note 4 Florian Neuhaus war vom Aufbau hinten bis zum gegnerisch­en Strafraum gefragt, fand dort nicht ganz seine effektivst­e Rolle. Note 4+ Jonas Hofmann (60. für Reitz) übernahm Verantwort­ung, verwandelt­e sicher vom Punkt. Dann auch noch mit der starken Ecke auf Ginters Kopf. Note 2 Hannes Wolf (72. für Embolo) zeigte seinen bislang besten Joker-Einsatz, war giftig. Ohne Note

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