„Ich hätte Oliver Neuville die Schuhe geputzt“
Christoph Kramer bewunderte früher in Leverkusen den Ex-Stürmer, der jetzt Borussias Assistenztrainer ist.
Christoph Kramer erinnert sich bis ins Detail an die Champions-League-Abende in seiner Kindheit zurück. Die großen Stars in der Königsklasse bewundern, der Ball mit den Sternen, länger wach bleiben – all das gehörte bei Kramer früher wie bei vermutlich jedem Fußballfan dazu.
„Ich weiß noch genau, wie Bayern gegen Real gespielt hat, da hat Makaay nach zwölf Sekunden das 1:0 geschossen, ein unfassbar geiles Spiel, und ich musste zur Pause ins Bett, weil ich am nächsten Tag eine Klassenarbeit geschrieben habe“, erzählt Kramer in der aktuellen Ausgabe
des „Fohlenecho“-Mitgliedermagazins. Doch Kramer war schon damals ein Schlitzohr, ließ sich nicht einfach so von seinen Eltern ins Bett schicken. „Dann habe ich mich auf die Treppe gesetzt, von da konnte ich aus einem ganz schlechten Winkel auf den Fernseher gucken, und meine Eltern konnten mich nicht sehen“, sagt er.
Eines ist sicher: Am Dienstagabend (21 Uhr/Sky) wird Kramer, wenn er zum ersten Mal auf sein persönliches Wunschlos Real Madrid trifft, bis zum Ende dabei sein dürfen. Die Chancen, dass er wie in Mailand beim 2:2 gegen Inter Mailand zur Startelf gehören wird, stehen gut. Für Kramer wäre es der 13.
Champions-League-Einsatz.
Und sehr wahrscheinlich wird er sich im Vorfeld des Spiels mal mit Borussias Assistenztrainer Oliver Neuville austauschen, um sich beim einstigen Top-Torjäger höchstpersönlich zu erkundigen, wie das denn damals so war, als Neuville mit Bayer 04 Leverkusen 2002 im Finale gegen Real Madrid (1:2) stanbd, das damals mit Stars wie Raúl, Luis Figo, Roberto Carlos und natürlich dem heutigen Trainer Zinédine Zidane gespickt war.
Kramer selbst spielte damals als Elfjähriger ebenfalls in Leverkusen und war auch in der Champions League als Balljunge im Einsatz. So erlebte er hautnah, wie Bayer 04 in
Europa für Furore sorgte. Neuville erzielte in der Final-Saison fünf Tore, traf unter anderem zweimal im Halbfinale gegen Manchester United (2:2, 1:1) und ebnete der Werkself somit den Weg ins Endspiel.
Taten, die dem kleinen Kramer selbstverständlich nicht verborgen blieben. „Olli Neuville war mein großer Held, für den hätte ich alles getan, ich hätte ihm die Schuhe geputzt, alles. Wegen ihm war die 27 meine Lieblingszahl. Ulf Kirsten, Michael Ballack, das waren Weltstars für uns“, sagt Kramer. Er und Neuville sind mittlerweile beide Teil der dritten Champions-League-Saison der Borussen überhaupt.
Kramers Gegner könnten am
Dienstag Toni Kroos, Sergio Ramos oder Karim Benzema heißen. Die Champions League – sie ist eben auch der Wettbewerb mit den größten Namen. Davon will sich Kramer allerdings nicht zu sehr blenden lassen. „Natürlich macht das was aus, wenn da auf einmal Messi oder Sergio Ramos im Spielertunnel steht, und das hat gar nichts mit mangelndem Selbstbewusstsein zu tun. Ich finde auch die Underdog-Rolle, die wir jetzt in der Gruppe haben, gar nicht so schlecht. Da kannst du frech und mutig auftreten, da willst du allen zeigen, wie gut wir sind“, sagt Kramer. In Mailand hat das in der vergangenen Woche ergebnistechnisch geklappt. Jetzt kommt Madrid.