30 Millionen Euro für Umschlagterminal
Es soll ein „verkehrspolitisches Leuchtturmprojekt“für Nettetal werden: Der Logistikdienstleister Cargobeamer will in Kaldenkirchen ein neues Umschlagterminal für Lkw-Sattelauflieger bauen. Jetzt stellte er die Details vor.
NETTETAL In Leipzig gibt es eine Modellanlage, in Calais an der französischen Kanalküste wird gerade ein Terminal gebaut, in Kaldenkirchen könnte ein weiteres „verkehrspolitisches Leuchtturmprojekt“entstehen: Markus Fischer sparte nicht mit großen Worten, als er an zwei Abenden in der Kaldenkirchener Hauptschule vor Bürgern und Politikern den Plan vorstellte, den jetzigen Railterminal durch ein weiteres Umschlagterminal zu erweitern. „Der ehemalige Güterbahnhof Kaldenkirchen kann sich zu einem modernen Güterverteilzentrum entwickeln“, warb der Finanzchef der Cargobeamer AG für die Planung.
Das Unternehmen will, mit Unterstützung des Bundes, rund 30 Millionen Euro investieren, sagte Fischer, der den neuen Terminal als „Stärkung für den Logistikstandort Nettetal-West“sah. Läuft das Genehmigungsverfahren zügig, soll im vierten Quartal 2021 Baubeginn sein, so dass der Terminal 2022 ans Netz gehen kann. Der Rat muss sich mit der Planung noch befassen.
Seit der Venloer Logistiker Cabooter den brach daliegenden ehemaligen Güterbahnhof 2015 aus dem Dornröschenschlaf erweckte, ist auch Cargobeamer mit von der Partie: Das Unternehmen hat eine spezielle Wanne entwickelt, in die Sattelauflieger der Lkw gezogen und dann auf einen flachen Güterwagen gehoben werden. Auf diese Weise sind nach Mitteilung des Unternehmens bisher über 20.000 Sattelauflieger
in mehr als 2000 Zügen von Kaldenkirchen nach Oberitalien befördert worden.
Weil das Geschäft jetzt schon gut läuft und ein Anwachsen des Güterverkehrs erwartet wird, ohne dass die Autobahnkapazitäten entsprechend erweitert werden, setzt Cargobeamer auf die Schiene und will einen weiteren 550 Meter langen Terminal bauen, auf dem moderne Technik eingesetzt wird: Die Wannen mit den Lkw-Aufliegern werden seitlich abgeschoben, während von der anderen Seite schon wieder beladen wird. Ein Zug könnte so in 15 Minuten wieder startklar sein. „Kein Schmutz, kein Staub, keine Abgase“, sagte Fischer, denn zum Rangieren auf dem Terminal werden Mini-Zugfahrzeuge mit E-Motor eingesetzt.
Die neuen Gleisanlagen sollen nordwestlich des jetzigen Railterminals bis hin zur Autobahn 61 gebaut werden. Das rund 7,5 Hektar große Gelände wird erschlossen durch eine Zufahrt gegenüber der A 61-Anschlussstelle Nettetal-West, so dass die Lkw mit Kaldenkirchener Straßen nicht in Berührung kommen. Diese Zufahrt sollen künftig auch die Lastwagen des jetzigen Railterminals nutzen, der derzeit nur über einen Seitenast der Straße „An der Kleinbahn“erreichbar ist. In einer Verkehrsstudie ist auch der Verkehrsstrom aus Nettetal-West (Montelallee) in Richtung Autobahn über zwei Ampelkreuzungen simuliert worden. Da es zwei Abbiegespuren auf die Autobahn gibt, werden keine Rückstaus erwartet.
„Und wir bekommen noch mehr Lärm mit“, befürchtete eine Anwohnerin des Leuther Ortsteils Schwanenhaus.
Denn ein Rangiergleis, das bis zum Dellerweg reicht, wird auch künftig gebraucht. Thomas Rietz, Geschäftsführer der Cargobeamer Terminal GmbH, wies zwar auf die 2,5 bis drei Meter hohen Lärmschutzwände hin, die die Deutsche Bahn im nächsten Jahr errichten will, doch konnte er noch nicht den Abzug der lärmintensiven Dieselrangierloks versprechen. Die Bemerkung in den Unterlagen, „durch Elektrifizierung kann ggfs. künftig auch hier auf Dieselantrieb verzichtet werden“, bleibt vorerst Ankündigung. Grundsätzlich ist die Elektrifizierung der neuen Terminalgleise möglich, da durch die seitliche Schiebe-Beladung „auch unter Oberleitung gearbeitet werden kann“.