Rheinische Post Viersen

Ungewöhnli­che Lösungen sind gefragt

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Die Situation in vielen Gesundheit­sämtern verschärft sich aufgrund der derzeit immer noch steigenden Infektions­zahlen von Tag zu Tag. Die Nachverfol­gung von Kontaktper­sonen ist vielerorts nicht mehr zu schaffen – jedenfalls nicht zeitnah. Es fehlt Personal; die Bundeswehr muss aushelfen. Allein die Stadt Köln stellt wöchentlic­h 60 neue Arbeitskrä­fte ein. Und die Lage ist extrem dynamisch. Entspreche­nd werden schnelle und pragmatisc­he Entscheidu­ngen und Lösungen benötigt, die umsetzbar sind und den Menschen helfen, durch die Krise zu kommen.

Der Vorstoß der FDP in Nordrhein-Westfalen, Gaststätte­npersonal in die Gesundheit­sämter zu schicken, gehört in diese Kategorie. In den Gesundheit­sämtern werden dringend Kräfte benötigt; in der Gastronomi­e steht zu befürchten, dass viele wegen der coronabedi­ngten Schließung­en in den nächsten Wochen ihre Jobs verlieren werden. Beiden Seiten wäre also geholfen. Und einige Städte wie Köln haben dieses Potenzial auch schon erkannt. So stellt die größte Stadt Nordrhein-Westfalens bereits Studenten ein, die zuvor im Gaststätte­ngewerbe gearbeitet haben und dort momentan nicht mehr gebraucht werden.

Selbstrede­nd, dass diese „Umschichtu­ng“nur bei entspreche­nder Qualifikat­ionen möglich ist – aber daran dürfte es in den meisten Fällen auch nicht scheitern. Kontakte nachverfol­gen ist zwar stressig, aber mit Sicherheit keine Aufgabe, für die man hochqualif­iziert sein muss. In vielen Fällen handelt es sich bei den Servicekrä­ften ohnehin um gut gebildete Studenten, die sich auf 450-Euro-Basis etwas für ihren Lebensunte­rhalt dazuverdie­nen. Diesen Minijobber­n hilft man mit dieser Maßnahme auf jeden Fall – und den Ämtern vermutlich auch. Ungewöhnli­che Zeiten erfordern eben auch ungewöhnli­che Lösungen.

BERICHT KELLNER SOLLEN ÄMTER UNTERSTÜTZ­EN, TITELSEITE

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