Wieder mehr Mitarbeiter im Homeoffice
Die Konzerne in NRW verschärfen wegen Corona ihre Regeln für die Arbeit. Das zeigt eine Umfrage unserer Redaktion.
DÜSSELDORF Während der Staat ab diesem Montag den teilweisen Lockdown verordnet hat, um gegen die zunehmenden Infektionszahlen vorzugehen, erhöhen die meisten großen Unternehmen der Region ihren Schutz vor der Pandemie durch mehr Homeoffice. Das zeigt eine Umfrage unserer Redaktion bei 15 Konzernen aus Nordrhein-Westfalen.
„Wir haben unsere Mitarbeiter vergangene Woche aufgefordert, wieder verstärkt von zu Hause aus zu arbeiten“, erklärt die Metro. „Wir stellen unseren Mitarbeitern frei, in den kommenden Wochen vollständig im Homeoffice zu arbeiten, sofern dem keine dringenden Gründe entgegenstehen“, lautet die Linie der Telekom. „Wir werden wieder Homeoffice-Werte von 80 Prozent wie zu Anfang der ersten Welle erreichen“, sagt ein Sprecher des Chemiekonzerns Evonik. Bei Henkel waren im April rund 70 Prozent der mehr als 5000 Mitarbeiter im Homeoffice, im Sommer nur jeder zweite, jetzt wird der Frühlingswert wieder erreicht. Denn ab dem 2. November sind alle Mitarbeiter angehalten, zu Hause zu bleiben.
Während kein Unternehmen momentan weniger als 50 Prozent der Belegschaft von zu Hause aus arbeiten lässt, steigern einige Unternehmen ihre Homeoffice-Quote nur deshalb nicht, weil sie seit Frühjahr sowieso extrem hoch ist: Bei Vodafone sank die Homeoffice-Quote im
September kurzzeitig unter 95 Prozent, jetzt liegt sie wieder auf diesem Niveau. Beim Stromanbieter Uniper sind nur 100 der 2400 Verwaltungsmitarbeiter im Büro präsent, rund 95 Prozent arbeiten von zu Hause aus.
Die meisten Unternehmen erwarten offenbar, dass die Krise noch eine längere Zeit anhält. Der Versicherer Ergo hatte im Sommer angepeilt, dass wieder ein Drittel der Mitarbeiter im Büro sein solle. Nun jedoch hat die Versicherung von diesem Ziel „vorerst wieder Abstand genommen“, wie das Düsseldorfer Unternehmen erklärt. „Covid-19 wird uns länger begleiten und sich auf unseren privaten und beruflichen Alltag stärker auswirken, als wir alle erwartet haben“, sagt Ergo-Vorstand Ulf Mainzer.
Die LEG rechnet ebenfalls mit dauerhaft hohen Homeoffice-Quoten: Im Sommer lag die Zahl der von zu Hause aus arbeitenden Kollegen der Immobilienfirma zeitweise „nur“noch bei 55 Prozent, jetzt sind es wieder 70 Prozent.
Auch bei Bayer stellt man sich auf die „neue Normalität“im Zeichen der Krise ein. So hat der Konzern seine Kantinen so ausgestattet, dass zwei Beschäftigte zwar zusammen essen können, Kunststoffscheiben zwischen ihnen sollen jedoch eine Infektion verhindern. RWE bietet wie viele andere Firmen kostenlose Grippe-Impfungen an, auch damit eine eventuelle Corona-Infektion im Ernstfall schneller erkannt wird. Die Telekom bietet Online-Seminare
mit einem Psychologen, bei der LEG können sich Kollegen digital zum gemeinsamen Kochen oder zu einem Yogakurs verabreden.
Schmerzlich für viele Betriebe ist, dass wohl alle Weihnachtsfeiern ausfallen. Eon plant ein gemeinsames Plätzchenbacken per Onlinec-Chat sowie „Wichteln auf Distanz“, bei Ergo gibt es eine „Gans to go“für die Kollegen, Videobotschaften des Vorstandes zum Fest sind in den meisten Unternehmen zu erwarten. „Ab sofort“, so ein Sprecher, dürften sich bei der Telekom nie mehr als zehn Beschäftigte zu einem Meeting treffen, bei Eon dürfen maximal fünf Kollegen zusammenkommen, alle Unternehmen setzen verstärkt auf Videokonferenzen.
Viele Firmen begrüßen die Verschärfung der Corona-Regeln inklusive des Schließens der Gastronomie im November. „Angemessen und erforderlich“nennt beispielsweise Evonik die Maßnahmen. Die Schritte seien „grundsätzlich richtig“, um „die Gesundheit der Menschen zu schützen“, meint Henkel. Jedoch sei es wichtig, die Wirtschaft schnell zu unterstützen. Die Metro jedoch ist der Auffasssung, nun würde „eine ganze Branche abgestraft“, die mit „großem Einsatz und Investitionen dafür gesorgt hat, dass der Besuch im Restaurant sehr sicher ist“. Der Hintergrund ist, dass Metro viele Restaurants beliefert. Das Unternehmen meint, der Teil-Lockdown werde das Risiko nur erhöhen, da Menschen sich nun verstärkt privat treffen.