Rheinische Post Viersen

Fortunas Sieg zeigt: Fußball-Klischees sind wahr

- VON GIANNI COSTA UND PATRICK SCHERER

DÜSSELDORF Die Sache mit Klischees ist ja, dass sie häufig stimmen. Eines der meist bemühten Klischees im Fußball – von allen Protagonis­ten im Geschäft mindestens einmal öffentlich zu Protokoll gegeben – lautet: „Wir müssen über die Zweikämpfe ins Spiel finden.“Oder: „Der Kampf und der Wille müssen in jedem Spiel die Basis sein.“Das Lustige daran: So oft dieses Klischee auch schon wiederholt wurde, so oft vergessen es die Spieler aber auch während

Bundesliga der 90 Minuten am Wochenende. Fortunas 1:0 gegen den 1. FC Heidenheim war wieder einmal Beleg dafür, dass man sich einen Sieg im Profifußba­ll in der Tat erkämpfen kann, ja, in der Regel sogar erkämpfen muss – in der Zweiten Liga gilt das umso mehr.

Trainer Uwe Rösler stellte dann auch nach dem zweiten Saisonsieg treffend fest: „Es war ein Sieg des Willens.“Die Zahlen untermauer­ten das: 64 Prozent der Zweikämpfe gewann Fortuna vor dem Pausenpfif­f. „Ab der 60. Minute ist uns der Saft ausgegange­n“, sagte Rösler. „Aber

Moral, Willen, Zweikampfs­tärke und Robustheit waren da. Wir haben die Emotionali­tät gezeigt, die wir zeigen wollten.“

Was zwangsläuf­ig zur Frage führt: Warum gelang das an den fünf Spieltagen zuvor kaum? Vor allem in den Spielen gegen Hamburg, Kiel, Regensburg oder Hannover ließen die Düsseldorf­er über weite Strecken die Mentalität vermissen, die sie am Freitag schließlic­h zum Sieg trug.

Angefangen von zwei stark anlaufende­n und aufopferun­gsvoll mannschaft­sdienlich spielenden Stürmern, Kenan Karaman und

Rouwen Hennings, über zwei zweikampfs­tarke Sechser Adam Bodzek und Jakub Piotrowski, bis hin zu den wachen Innenverte­idigern Kevin Danso und Christoph Klarer hatte Fortuna einen massiven Stamm an Spielern, die dafür sorgten, dass sich – zugegeben schwache Heidenheim­er – lange die Zähne ausbissen.

Dass dann noch der bärenstark­e Marcel Sobottka als absoluter Not-Linksverte­idiger den Matchwinne­r gab und Torhüter Florian Kastenmeie­r mit einer tollen Parade den späten Ausgleich verhindert­e, passte zum nächsten

Klischee – das mit dem Glück des Tüchtigen.

Es klappte wahrlich nicht alles an diesem Oktoberabe­nd, vor allem in eigenem Ballbesitz fehlten weiter zündende Ideen, aber Fortuna führte sich selbst vor Augen, wie man Spiele in der Zweiten Liga dennoch gewinnen kann. Das muss von nun an wirklich die Basis der kommenden Wochen und Monate sein. Über den Kampf steigt auch das Selbstvert­rauen und damit wird auch die spielerisc­he Qualität auf Strecke besser werden. Das wissen doch eigentlich alle.

FUSSBALL IN ZAHLEN

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FOTO: SCHEIDEMAN­N Kenan Karaman setzt sich im Zweikampf durch.

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