Rheinische Post Viersen

Kreis Viersen fordert neue Rohstoffpo­litik

In Schwalmtal-Lüttelfors­t kämpfen Anwohner gegen eine geplante weitere Auskiesung. Neue Hoffnung schöpfen sie durch einen Forderungs­katalog des Kreises Viersen an das Land NRW. Was der Kreis darin vorschlägt.

- VON DANIELA BUSCHKAMP

SCHWALMTAL Für die Mitglieder der Interessen­gemeinscha­ft (IG) „Schwalmtal for Future“ist es laut Sprecherin Wobine Crisp aus Lüttelfors­t ein „gutes Signal“. Der Kreistag hat jetzt einen Forderungs­katalog an das Land NRW zum Abbau von Kies, Sand und Ton mit Mehrheit verabschie­det.

Wie lautet die zentrale Forderung des Kreises Viersen?

Das ist Rohstoffab­bau mit Augenmaß: „Unser Ziel ist eine nachhaltig­e Rohstoffpo­litik, die die Umwelt am Niederrhei­n schützt“, sagt Landrat Andreas Coenen (CDU). „Wir stellen uns nicht gegen den Abbau generell, aber er muss maßvoll bleiben und Rücksicht auf unsere niederrhei­nische Kulturland­schaft und kommende Generation­en nehmen.“

Worauf drängt der Kreis Viersen außerdem?

Der Abbau von oberfläche­nnahen Material soll sich am konkreten örtlichen Bedarf orientiere­n; es soll „ein generation­enübergrei­fendes Gesamtkonz­ept für den Kies-, Sand- und Tonabbau in NRW“aufgestell­t werden. Damit sollen zum einen die Fördermeng­en im Sinne eines nachhaltig­en Umgangs mit Rohstoffen reduziert werden. Zum anderen soll über Kontrollme­chanismen sichergest­ellt werden, dass das geförderte Material primär vor Ort verwendet wird.

Was stckt hinter dem vom Kreis vorgeschla­genen „Kies-Euro“?

Eine finanziell­e Abgabe bei der Entnahme von Kies, Sand und Ton. Sie soll Anreiz sein, sparsam mit den

Rohstoffen umzugehen. Die Abgabe sollen betroffene Kommunen nutzen, um gefährdete Lebensräum­e zu erhalten und zu entwickeln.

Wie wichtig ist für den Kreis eine Beteiligun­g an den Entscheidu­ngen?

Auch in diesem Punkt sieht der Kreis Viersen durchaus noch Handlungsb­edarf: „Wir möchten, dass das Land einen breit angelegten und dialogorie­ntierten Beteiligun­gsprozess ermöglicht“, sagt Landrat Coenen. Es gelte, alle betroffene­n Kreise, Städte und Gemeinden, die Rohstoffin­dustrie, Landwirtsc­haft, Umweltverb­ände, Bürgerinit­iativen und

Wasserwirt­schaft an einen Tisch zu bringen.“Auch in den Kreisen Wesel und Kleve wird Kiesabbau kontrovers diskutiert. Gegner des Abbaus gibt es etwa bei Umweltverb­änden oder im Verein „Aktionsbün­dnis Niederrhei­nappell“.

Worum gibt es Widerstand gegen den weiteren Abbau von Kies, etwa in Lüttelfors­t?

Die Gegner fürchten fruchtbare­n Boden zu verlieren; dieser habe auch eine wichtige Klimaschut­zfunktion. Zudem geht es ihnen um den Erhalt der Tierarten (etwa von Vögeln) und die Bewahrung von

Lüttelfors­t als eines von nur noch drei erhaltenen Waldhufend­örfern in ganz Nordrhein-Westfalen.

Sind im Kreis Viersen weitere Auskiesung­en geplant?

Ja, sagt Bendikt Gisbers vom Kreis Viersen und nennt vier Vorhaben: Für die Abgrabung in Lüttelfors­t hat der Kreis Viersen im Dezember 2019 eine bauplanung­srechtlich­e Voranfrage positiv beschieden. Wegen Einsprüche­n von Anwohnern aus der Interessen­gemeinscha­ft „Schwalmtal for Future“liegt das Verfahren jetzt bei der Bezirksreg­ierung zur Entscheidu­ng. Für

Brüggen liegt für den Bereich Weißer Stein, nördlich des ehemaligen Depotgelän­des ein Erweiterun­gsantrag eines Abgrabers vor. „Das Verfahren ruht jedoch derzeit, da es denkmalrec­htliche Probleme gibt“, so Gisbers. Erste Unterlagen wurden zudem beim Kreis Viersen eingereich­t für eine geplante Erweiterun­g östlich der St.-Barbara-Straße in Brüggen-Genholt. Die vollständi­gen Unterlagen werden laut Gisbers „in Kürze erwartet“. Zudem gibt es einen Erweiterun­gsantrag für eine Abgrabung im Bereich Maasterras­se im Elmpter Wald in Niederkrüc­hten. Das Beteiligun­gsverfahre­n läuft.

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RP-ARCHIVFOTO: BUSCH In Schwalmtal-Lüttelfors­t kämpfen Anwohner gegen die geplante weitere Auskiesung. Doch nicht nur dort ist ein weiterer Abbau geplant.

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