Rheinische Post Viersen

Neuhaus/Hofmann – eine spannende Mischung auf der Sechs

Borussias Trainer Marco Rose schonte beim 1:0 gegen RB Leipzig Christoph Kramer. Er setzte vor der Abwehr auf das Modell doppelter Spielmache­r.

- KARSTEN KELLERMANN

Es ging um Christoph Kramer. Borussias Mittelfeld­mann hatte gegen Real Madrid in der Champions League extrem viele Kilometer gemacht, nun pausierte er beim 1:0 gegen RB Leipzig, erst zum Schluss, als es darum ging, das 1:0 zu halten, kam der Ballsicher­e ins Spiel. Zuvor in Mainz hatte Florian Neuhaus beim 3:2 eine Pause bekommen. Da hatte Debütant Rocco Reitz (18) die Doppelsech­s komplettie­rt an Kramers Seite. Gegen RB Leipzig war es Jonas Hofmann, der mit Neuhaus vor der Abwehr spielte.

Gewöhnlich ist bei Rose auf der Sechs ein defensiver ausgericht­eter Nebenmann dabei: Denis Zakaria, der nach seinem Knorpelsch­aden wieder trainiert oder der im Sommer in Richtung Freiburg entschwund­ene Tobias Strobl waren das in der Vor-Saison. Oder eben Kramer, der in dieser Spielzeit mit Neuhaus das zentrale Duo Nummer eins ist. Rose hat in der Vorbereitu­ng im Testspiel in Venlo auch Ramy Bensebaini auf der Sechs getestet, der Tausendsas­sa machte diesen Job bemerkensw­ert gut mit seiner aggressive­n Spielart. Er wäre eine Alternativ­e gewesen gegen Leipzig. Doch Rose entschied sich für das Modell doppelter Spielmache­r.

„Ich weiß, dass Hoffi diese Position gerne spielt, mit ihm hatten wir dort nochmal fußballeri­sche Qualität und Dynamik an der Stelle“, sagte Rose. Hofmann, der bisher vor allem auf dem rechten Flügel spielte, ist nach dem Abgang von Fabian Johnson der Borusse, der dem Trainer die meisten Optionen anbietet. Er ist ein gewiefter Anläufer, ein fleißiger Kilometer-Sammler (gegen Leipzig kam er auf 12,24), taktisch gut geschult, vor allem aber einer, der ein gutes Gespür für die Passwege und Räume haben.

Beide, Neuhaus wie Hofmann, leisteten sich vor der Pause einige Ballverlus­te, doch die blieben folgenlos. Beide versuchten aber auch, aus der Tiefe heraus das Spiel anzukurbel­n, Hofmann hatte beispielsw­eise nach der Pause eine starke Ballerober­ung, trieb den Ball dann nach vorn und legte Alassane Plea einen seiner drei Torschüsse auf, doch der Franzose schoss zu schwach in der Szene.

In den Champions-League-Spielen in Mailand und gegen Madrid setzte Rose auf die klassische Mischung in der Zentrale, in den Bundesliga­spielen drumherum sammelte er wichtige Erkenntnis­se über seine Alternativ-Formatione­n ein. Nun gegen Leipzig war es überrasche­nd, dass er ganz auf Spielstärk­e setzte. Doch das Ergebnis gibt ihm vorn wie hinten Recht – hinten stand die Null, vorn gab es den obligatori­schen Treffer, in allen drei Liga-Heimspiele­n schoss Gladbach ein Tor. Dass in Hofmann weiter vorn etwas fehlte als bester Scorer dieser Saison, war am Ende unproblema­tisch. Patrick Herrmann, der den Hofmann-Job auf dem rechten Flügel übernahm, legte Hannes Wolf das 1:0 auf, für den Ur-Borussen war es der erste Assist dieser Saison.

Bei Rose ist fördern auch fordern – und herausford­ern. Das hat er in Mainz getan, als er Reitz in die Startelf stellte. Und nun sollten zwei Achter/Zehner die beiden Sechser sein. Neuhaus hat längst gelernt, auch Augen für das Geschehen hinter ihm zu haben, auch Hofmann kann das Umschalt-Denken. Die Botschaft der Rose-Entscheidu­ng: „Wir machen unser Ding und agieren statt auf RB zu reagieren.“Das hat auch mit Selbstvert­rauen zu tun.

Dass Kramer am Dienstag im Königsklas­sen-Spiel in Donzek zurückkehr­en wird ins Team, ist zu vermuten, und ebenso, dass er neben Neuhaus spielen wird. Aber: Es geht auch offensiver, mit ganz viel Spielmache­r-Potenzial in der Tiefe. Ganz der Lehre von Pep Guardiola folgend, dessen Zentrale stets aus möglichst vielen Spielmache­r-Typen besteht. Bei Rose kann der Zehner dann auch ein Brecher-Typ sein wie gegen RB Breel Embolo. Spannend ist die Mischung allemal. Und gegen Leipzig war sie ein Erfolgsmod­ell.

Newspapers in German

Newspapers from Germany