So unsicher fühlt sich NRW
Im Dunkeln haben Menschen mehr Angst als am helllichten Tag; Frauen fühlen sich nachts unsicherer als Männer; in einer intakten Nachbarschaft, wo jeder jeden kennt, fühlt man sich wohler als in Vierteln, die als soziale Brennpunkte gelten. Und bei Frauen ist die Sorge größer, Opfer eines sexuellen Übergriffes zu werden, als bei Männern. Polemisch gefragt: Wer hätte das gedacht?
Die Ergebnisse der ersten großen und einer halben Millionen Euro teuren Dunkelfeldstudie in Nordrhein-Westfalen zu Gewalt und Kriminalität, die Innenminister Herbert Reul und Heimatministerin Ina Scharrenbach (beide CDU) in Auftrag gegeben haben, klingen in Teilen schon recht banal und wenig erhellend. Dennoch hat die Studie ihre Berechtigung: So hat sie zutage gefördert, dass viele Gewaltopfer nicht wissen, an wen sie sich wenden sollen, und deswegen keine Hilfe in Anspruch nehmen – obwohl es entsprechende Anlaufstellen gibt. Erhofft hatte sich der neutrale Beobachter aber wesentlich mehr; es sollte doch endlich offengelegt werden, wie viele Straftaten nicht in der jährlichen Kriminalitätsstatistik (im sogenannten Hellfeld) erfasst werden. Die Studie bilanziert zwar, dass viele Delikte nicht zur Anzeige gebracht werden, aber das wusste man – mehr oder weniger detailliert – auch schon vorher. Wenig überraschend sind auch die Gründe für das mangelnde Anzeigeverhalten; wie zum Beispiel dass Beleidigungen nur sehr selten zur Anzeige gebracht werden, weil die Betroffenen die Tat als zu harmlos empfinden.
Jetzt hat man aber immerhin schwarz auf weiß, was man vorher lediglich angenommen hatte: Die Gründe dafür, wieso sich viele Menschen im Land unsicher fühlen, obwohl sich die Kriminalität in Nordrhein-Westfalen auf dem niedrigsten Stand seit 30 Jahren bewegt.
BERICHT VIELE GEWALTOPFER..., NORDRHEIN-WESTFALEN