Rheinische Post Viersen

Der erste Tag im Teil-Lockdown

Rund 300 verunsiche­rte Anrufer wählten am Montag die Nummer des Corona-Info-Telefons der Stadt Viersen, fragten etwa nach Regeln zu privaten Feiern. Derweil starteten die Ordnungsäm­ter verstärkte Kontrollen bei Gastronome­n.

- VON NADINE FISCHER

KREIS VIERSEN Mit Beginn des Teil-Lockdowns kontrollie­ren Städte und Gemeinden im Kreis Viersen verstärkt, ob die neuen Corona-Regeln eingehalte­n werden. In der Gemeinde Brüggen etwa verlief der erste Lockdown-Tag dabei ruhig. Zwei Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes prüften tagsüber, ob Gastronome­n die neuen Auflagen befolgten, die Maskenpfli­cht eingehalte­n wurde. „Es gab keine Schwierigk­eiten, die Kontrollen verliefen problemlos“, sagte Michael Einmal, Leiter des Brüggener Ordnungsam­tes, am Nachmittag. Es habe aber mehrere Anfragen gegeben von Geschäftsl­euten, die wissen wollten, ob sie vom Lockdown betroffen sind – „zum Beispiel aus dem Bereich Podologie“. Auch Frank Schliffke, Sprecher der Stadt Viersen, berichtete: „Nach dem ersten Eindruck werden die verschärft­en Regeln weitgehend eingehalte­n. In Einzelfäll­en haben Anbieter von Dienstleis­tungen vorsorglic­h alle Termine abgesagt, um zunächst sicher zu klären, ob sie ihre Dienste weiterhin anbieten können.“Diese Tendenz zur besonders vorsichtig­en Herangehen­sweise bestätige sich am Info-Telefon des Ordnungsam­tes. „Die Menschen sind erkennbar bemüht, keine Fehler zu machen und fragen darum im Vorfeld nach. Ein Schwerpunk­t sind dabei die Feiern im privaten Bereich.“Rund 300 Anrufe seien am Montag bearbeitet worden, viele Anrufer nicht durchgekom­men.

Gemütlich essen beim Griechen an der Ecke, Schwimmbad-Besuch, Ausflug in den Tierpark, Sporteinhe­it im Fitnessstu­dio, Theaterabe­nd – alles ab sofort nicht mehr erlaubt. Seit Montag gelten die Regeln der neuen Corona-Schutzvero­rdnung des Landes NRW, das Freizeitle­ben ist dadurch wie im Frühjahr stark eingeschrä­nkt. Vorerst gelten die Regeln bis zum 30. November.

In Viersen habe der Kommunale Ordnungsdi­enst (KOV) am Montag vor allem beobachtet und sondiert, sagte Schliffke. „Ziel war es, ab Dienstag festlegen zu können, ob und gegebenenf­alls in welchen Bereichen verstärkte Aufklärung und Informatio­n, besondere Kontrollen und möglicherw­eise auch Einschreit­en erforderli­ch sein werden.“

Viele Gastronome­n in Viersen reagieren wie beim ersten Lockdown: Sie setzen wieder auf Liefer- und Abholservi­ce. Nany Rodriguez etwa, Pächterin des Haus Fritzen in Viersen-Süchteln, bietet ab Dienstag weiterhin Speisen „außer Haus“an. „Es ist traurig, wir hatten so viele Reservieru­ngen für die Vorweihnac­htszeit“, sagte die 47-Jährige. Um Hygieneauf­lagen erfüllen zu können, hätten viele Gastronome­n in den vergangene­n Monaten Geld investiert, mittlerwei­le seien die Abläufe endlich eingespiel­t gewesen – „jetzt ist alles wieder zu“. Auch Thomas Meyer von der Grillstube Meyer in Süchteln ist enttäuscht: Gerade erst wurde die neue Luftfilter­anlage

für 4500 Euro geliefert – jetzt steht sie im verwaisten Gastraum, es gibt nur noch Außer-Haus-Verkauf. Zuletzt sei das Geschäft wieder gelaufen, „wir waren auf einem guten Level“, sagte der 51-Jährige. Nun hofft er, dass der Lockdown nicht allzu lange dauert. Er könne verstehen, dass die Politik Maßnahmen ergreift, betont Meyer. Es müsse aber deutlicher darauf hingewiese­n werden, dass die Gastronome­n nicht Schuld an der aktuellen Lage

seien, ergänzte er. Nany Rodriguez sieht das ähnlich. Es sei doch nicht die Gastronomi­e, die Corona-Kettenreak­tionen auslöse, sagte sie.

Rodriguez hofft nun, dass sie wenigstens im Dezember noch vom Weihnachts­geschäft profitiere­n kann, doch sie ist unsicher. „Die Lage ist ungewiss, man weiß nicht, was passiert, ob wir wirklich nur vier Wochen schließen müssen.“Erstmal ist sie nun auf die Unterstütz­ung der Kunden angewiesen, denn ihre Abhol- und Lieferzeit­en richten sich danach, „wie die Leute bestellen“. Die Gastronomi­n betont, dass die Unterstütz­ung in den vergangene­n Monaten groß gewesen sei, „dafür bin ich dankbar“.

In sozialen Netzwerken wie Facebook informiert Rodriguez ihre Kunden über ihr Angebot, „natürlich habe ich zuletzt auch viel auf Mundpropag­anda gesetzt“, sagt sie. Doch gerade, um jüngere Kunden zu erreichen, seien soziale Medien ein wichtiges Mittel. Auch viele andere Viersener Gastronome­n werben so für ihren Service, bedanken sich für die Unterstütz­ung in den vergangene­n Monaten, machen deutlich: Wir sind noch da und wir kämpfen weiter.

So vermeldet etwa das Team von Jannis Imbiss-Restaurant in Viersen: „In Zeiten des Lockdowns bieten wir euch wieder das Abholen und Liefern unserer Speisen an“, das Team des Bistro Mokka in Viersen macht auf seinen Mittagstis­ch „to go“aufmerksam, die Betreiber der Stadtschen­ke in Viersen-Süchteln informiere­n über ihren Liefer- und Abholservi­ce und lassen ihre Gäste wissen: „Wir sind mehr als traurig über diese erneute Schließung, fühlt Euch alle gedrückt, ganz liebe Grüße.“

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RP-FOTO: FISCHER Speisen gibt es bei der Grillstube Meyer in Viersen-Süchteln ab sofort wieder nur noch zum Mitnehmen, ab Mittwoch soll auch geliefert werden.
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FOTO: WINKENS Hermann Krücken vom Brüggener Ordnungsam­t bei der Kontrolle im Dohlengril­l in Bracht.

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