Der erste Tag im Teil-Lockdown
Rund 300 verunsicherte Anrufer wählten am Montag die Nummer des Corona-Info-Telefons der Stadt Viersen, fragten etwa nach Regeln zu privaten Feiern. Derweil starteten die Ordnungsämter verstärkte Kontrollen bei Gastronomen.
KREIS VIERSEN Mit Beginn des Teil-Lockdowns kontrollieren Städte und Gemeinden im Kreis Viersen verstärkt, ob die neuen Corona-Regeln eingehalten werden. In der Gemeinde Brüggen etwa verlief der erste Lockdown-Tag dabei ruhig. Zwei Mitarbeiter des Ordnungsamtes prüften tagsüber, ob Gastronomen die neuen Auflagen befolgten, die Maskenpflicht eingehalten wurde. „Es gab keine Schwierigkeiten, die Kontrollen verliefen problemlos“, sagte Michael Einmal, Leiter des Brüggener Ordnungsamtes, am Nachmittag. Es habe aber mehrere Anfragen gegeben von Geschäftsleuten, die wissen wollten, ob sie vom Lockdown betroffen sind – „zum Beispiel aus dem Bereich Podologie“. Auch Frank Schliffke, Sprecher der Stadt Viersen, berichtete: „Nach dem ersten Eindruck werden die verschärften Regeln weitgehend eingehalten. In Einzelfällen haben Anbieter von Dienstleistungen vorsorglich alle Termine abgesagt, um zunächst sicher zu klären, ob sie ihre Dienste weiterhin anbieten können.“Diese Tendenz zur besonders vorsichtigen Herangehensweise bestätige sich am Info-Telefon des Ordnungsamtes. „Die Menschen sind erkennbar bemüht, keine Fehler zu machen und fragen darum im Vorfeld nach. Ein Schwerpunkt sind dabei die Feiern im privaten Bereich.“Rund 300 Anrufe seien am Montag bearbeitet worden, viele Anrufer nicht durchgekommen.
Gemütlich essen beim Griechen an der Ecke, Schwimmbad-Besuch, Ausflug in den Tierpark, Sporteinheit im Fitnessstudio, Theaterabend – alles ab sofort nicht mehr erlaubt. Seit Montag gelten die Regeln der neuen Corona-Schutzverordnung des Landes NRW, das Freizeitleben ist dadurch wie im Frühjahr stark eingeschränkt. Vorerst gelten die Regeln bis zum 30. November.
In Viersen habe der Kommunale Ordnungsdienst (KOV) am Montag vor allem beobachtet und sondiert, sagte Schliffke. „Ziel war es, ab Dienstag festlegen zu können, ob und gegebenenfalls in welchen Bereichen verstärkte Aufklärung und Information, besondere Kontrollen und möglicherweise auch Einschreiten erforderlich sein werden.“
Viele Gastronomen in Viersen reagieren wie beim ersten Lockdown: Sie setzen wieder auf Liefer- und Abholservice. Nany Rodriguez etwa, Pächterin des Haus Fritzen in Viersen-Süchteln, bietet ab Dienstag weiterhin Speisen „außer Haus“an. „Es ist traurig, wir hatten so viele Reservierungen für die Vorweihnachtszeit“, sagte die 47-Jährige. Um Hygieneauflagen erfüllen zu können, hätten viele Gastronomen in den vergangenen Monaten Geld investiert, mittlerweile seien die Abläufe endlich eingespielt gewesen – „jetzt ist alles wieder zu“. Auch Thomas Meyer von der Grillstube Meyer in Süchteln ist enttäuscht: Gerade erst wurde die neue Luftfilteranlage
für 4500 Euro geliefert – jetzt steht sie im verwaisten Gastraum, es gibt nur noch Außer-Haus-Verkauf. Zuletzt sei das Geschäft wieder gelaufen, „wir waren auf einem guten Level“, sagte der 51-Jährige. Nun hofft er, dass der Lockdown nicht allzu lange dauert. Er könne verstehen, dass die Politik Maßnahmen ergreift, betont Meyer. Es müsse aber deutlicher darauf hingewiesen werden, dass die Gastronomen nicht Schuld an der aktuellen Lage
seien, ergänzte er. Nany Rodriguez sieht das ähnlich. Es sei doch nicht die Gastronomie, die Corona-Kettenreaktionen auslöse, sagte sie.
Rodriguez hofft nun, dass sie wenigstens im Dezember noch vom Weihnachtsgeschäft profitieren kann, doch sie ist unsicher. „Die Lage ist ungewiss, man weiß nicht, was passiert, ob wir wirklich nur vier Wochen schließen müssen.“Erstmal ist sie nun auf die Unterstützung der Kunden angewiesen, denn ihre Abhol- und Lieferzeiten richten sich danach, „wie die Leute bestellen“. Die Gastronomin betont, dass die Unterstützung in den vergangenen Monaten groß gewesen sei, „dafür bin ich dankbar“.
In sozialen Netzwerken wie Facebook informiert Rodriguez ihre Kunden über ihr Angebot, „natürlich habe ich zuletzt auch viel auf Mundpropaganda gesetzt“, sagt sie. Doch gerade, um jüngere Kunden zu erreichen, seien soziale Medien ein wichtiges Mittel. Auch viele andere Viersener Gastronomen werben so für ihren Service, bedanken sich für die Unterstützung in den vergangenen Monaten, machen deutlich: Wir sind noch da und wir kämpfen weiter.
So vermeldet etwa das Team von Jannis Imbiss-Restaurant in Viersen: „In Zeiten des Lockdowns bieten wir euch wieder das Abholen und Liefern unserer Speisen an“, das Team des Bistro Mokka in Viersen macht auf seinen Mittagstisch „to go“aufmerksam, die Betreiber der Stadtschenke in Viersen-Süchteln informieren über ihren Liefer- und Abholservice und lassen ihre Gäste wissen: „Wir sind mehr als traurig über diese erneute Schließung, fühlt Euch alle gedrückt, ganz liebe Grüße.“