Rheinische Post Viersen

Gastronome­n kämpfen mit Lockdown

Kneipen, Bars und Restaurant­s sind seit Montag erneut geschlosse­n. An Tag eins des „Lockdown light“ist die Stimmung der Inhaber gespalten.

- VON DANIEL BRICKWEDDE UND JAN LUHRENBERG

MÖNCHENGLA­DBACH Manche Gastronome­n flüchten sich in Galgenhumo­r. „Neue Corona-Öffnungsze­it, Montag bis Freitag geschlosse­n, Samstag und Sonntag Ruhetag“, steht in weißer Schrift auf der großen Fensterfro­nt des Cafés Antonio an der Friedrichs­traße. Daneben prangt ein kleines Herz. Den Inhaber trifft der zweite Lockdown nach eigenen Angaben schwer. Er nutzt den Montag, um sein Auto vollzulade­n und Sachen abzutransp­ortieren. Viel Zeit hat er nicht, möchte er sich doch nicht zu lange in seinem geliebten Lokal aufhalten, in dem er nun bis Ende des Monats keine Gäste mehr bedienen darf. „Kann man nichts machen“, sagt er, knallt die Fahrertür seines italienisc­hen Kleinwagen­s zu und fährt davon.

Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr müssen die Gastronome­n ihre Lokale schließen. Dieses Mal mindestens bis Ende November. Der Alte Markt ist deshalb am Montagmitt­ag nahezu menschenle­er. Nur vereinzelt schlendern Passanten über den Platz, verweilen aber nicht. Zahlreiche Lokale sind abgesperrt und dunkel. Einzig die vielen Tische und Stühle, die draußen stehen geblieben sind, und die bunte Werbung für Gerichte und Cocktails, die noch an den Scheiben hängt, erinnern an die normalerwe­ise lebhaft gefüllten Terrassenp­lätze.

Auf dem Marktplatz in Rheydt sind die Sonnenschi­rme draußen zwar eingefahre­n und die Stühle zu Türmen aufeinande­rgestapelt. Doch ein Angebot haben die Lokale dennoch.

Sie verweisen auf einen Abholund Lieferserv­ice. Die Resonanz ist am ersten Tag überschaub­ar, der Publikumsv­erkehr am Markt auch. „Wir haben ein paar Becher Kaffee verkauft, ansonsten war es sehr ruhig“, sagt Mehtap Kilic, Inhaberin vom La Piazza, am späten Mittag. Sie möchte abwarten, wie das Angebot

angenommen wird, notfalls auch ganz zu machen.

Das Restaurant Rossini, ein paar Geschäfte weiter am Markt, ist diesen Schritt bereits gegangen. Dort ruht der Betrieb. Kilic kann das verstehen. „Für uns wird das eine schwere Zeit. Wir sollen einfach schließen, haben aber weiterhin Kosten wie Miete, Strom oder Versicheru­ngen. Wer kommt uns da entgegen?“, fragt sie. Immerhin plant der Bund Ausgleichs­zahlungen von 75 Prozent zum Umsatzes aus dem November 2019.

Domenico Sepe bietet in seinem Restaurant Michelange­lo bereits am Montag einen Abholservi­ce an. „Einige Gäste haben sich schon erkundigt, ob ich das wieder anbiete. Mal gucken, ob sie kommen“, sagt er. Am ersten Tag des Lockdowns sind nur seine Frau, sein Sohn, ein Koch und er im Restaurant, der Rest des Personals hat vorerst frei.

Sepe hatte sich gut für die Wintermona­te vorbereite­t. Er investiert­e mehrere tausend Euro in einen Raumluftre­iniger – 99,9 Prozent der Viren sollen dadurch aus der Luft gefiltert werden. Auszahlen tut sich das nun vorerst nicht. „Ich tue alles, was ich kann und habe viel Geld ausgegeben. Trotzdem muss ich zumachen“, sagt er. Er beklagt, dass der Einzelhand­el geöffnet bleiben darf, der Besuch in der Gastronomi­e hingegen flächendec­kend verboten ist. „Da wird nicht hingeschau­t, sondern einfach gesagt: alles zu.“

Auch Thorsten Neumann, Inhaber des Event-Caterers „noi!“und

Betreiber des Restaurant­s „Kette und Schuss“, ist schwer von der Schließung getroffen. Aufgrund des fehlenden Umsatzes spricht er sogar von einem „Albtraum“. Den erneuten Lockdown hält Neumann dennoch für richtig. „Das ist die einzige Maßnahme, um das Infektions­geschehen wieder in den Griff zu bekommen“, sagt er. Die Schuld für seine erneute Misere sieht er nicht bei der Politik oder dem Gesundheit­samt,

sondern bei allen, die sich nicht an die Regeln halten.

Wie schon im Frühjahr gibt der Gastronom seine Speisen vor seinem Restaurant in einem Drivein aus – montags bis freitags von 11.30 bis 14 Uhr. Am Montag war er für den ersten Tag mit dem Umsatz zufrieden. „Es muss aber mehr werden“, so Neumann. Doch auch dann ließen sich mit dem Drive-in die Umsatzausf­älle nicht decken.

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Der Alte Markt ist verwaist. Viele Gastronome­n haben sich am Montag noch nicht die Mühe gemacht, ihre Tische und Stühle wegzuräume­n.
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FOTOS (2): JAN LUHRENBERG Thorsten Neumann bietet seine Gerichte in einem Drive-in an. Der Kunde muss dafür nicht einmal aus seinem Auto aussteigen.

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