Kiew zum Dritten, aber dieses Mal ohne Dynamo
seit 2014 immer wieder, wie sich Geisterspiele anfühlen, Fans kamen oft nur wenige. Dann zog Schachtjor um nach Charkow, mittlerweile ist der Klub in Kiew angekommen, wo es am Dienstag wegen der Pandemie zu einem echten Geisterspiel gegen Borussia kommt. Sportlich hat Schachtjor diese Odyssee nur kurz zurückgeworfen. Nach fünf Meisterschaften in Folge holte 2015 und 2016 Dynamo Kiew den Titel. Seitdem ist wieder Donezk dran. Bei 13 Meistertiteln steht der Verein mittlerweile.
Gefördert wird er seit langer Zeit von Rinat Achmetow, einem Milliardär aus Donezk, der es in der Stahlund Kohleindustrie zum reichsten Mann des Landes brachte. Schachtjor heißt „Bergmann“. Achmetow soll vor einem Jahr in der Nähe von Nizza eine 200-Millionen-Euro-Villa gekauft haben. Das „teuerste Haus der Welt“ist damit mehr wert als Schachtjors Kader. Diesen auf die leichte Schulter zu nehmen, wäre aber ein großer Fehler.
Borussia kennt Kiew. Zweimal schon war sie da, wo sie am Dienstag gegen Schachtar Donezk spielt. 1977 aber, als der niederrheinische Fußballklub erstmals in Kiew antrat zum ersten Halbfinal-Spiel des Landesmeister-Wettbewerbs, hieß die dortige Arena, deren Name seit der Eröffnung 1923 einige Male gewechselt hat, noch Zentralstadion. 2012, als die Borussen zum Rückspiel der ChampionsLeague-Play-offs zurückkehrten, kickte sie dann im Olympiastadion.
Der Gegner indes war, anders als am Dienstag, jeweils Dynamo Kiew. Die Bilanz der Gladbacher ist ausgeglichen, einmal haben sie in Kiew verloren, einmal gewonnen. Kurios: Als sie nicht erfolgreich waren, kamen sie am Ende weiter, als sie aber siegten, reichte es nicht für die erste Champions-League-Teilnahme.
1977, genauer gesagt am 6. April, sahen 95.000 Menschen das Spiel des Meisters der UdSSR, Dynamo, gegen den westdeutschen Champion Borussia. 0:1 unterlag das Team des damaligen Trainers Udo Lattek, nur 0:1 muss man sagen, denn die Ukrainer waren klar überlegen. Doch mehr als ein Kopfball-Gegentor ließ Gladbach nicht zu. Die Dynamo-Fans pfiffen nach dem Spiel ihre Mannschaft aus, sie ahnten vielleicht, dass es zu wenig sein könnte.
So war es dann auch. Weil im Rückspiel in Düsseldorf Rainer Bonhof per Elfmeter und Jürgen Wittkamp per Kopf zum 2:0-Sieg trafen, zog Borussia ins Endspiel gegen den FC Liverlpool ein, das 1:3 verloren ging. Die Ukrainer verweigerten nach dem Spiel dem Trikottausch, nur Berti Vogts bekam das Hemd von Dynamo-Star Oleg Blochin.
Am 29. August 2012 kam Gladbach mit dem Malus einer 1:3-Heimniederlage nach Kiew. Doch führte Lucien Favres Team nach 78 Minuten und einem Eigentor sowie einem Treffer von Juan Arango mit 2:0, bevor Kiew herankam und damit die Königsklassen-Tür für Gladbach nochmal zuschlug. Dennoch kam Gladbach als stolzer Sieger zurück. So soll es beim dritten Mal Kiew ebenfalls sein, auch wenn dieses Mal ohne Dynamo gespielt wird.