Rheinische Post Viersen

„Ich bin ein Disziplinf­anatiker“

Der neue Trainer des 1. FC Mönchengla­dbach spricht über die Auswirkung­en der Corona-Pause und wie realistisc­h der Verbleib in der Oberliga ist.

- FOTO: KARACA HEIKO VAN DER VELDEN FÜHRTE DAS GESPRÄCH

FUSSBALL Der 1. FC Mönchengla­dbach hat in der Oberliga einen Fehlstart hingelegt: Gerade einmal drei Punkte holte die Mannschaft aus zehn Spielen und ist Tabellenle­tzter. Seit drei Wochen hat nun Erdogan „Dony“Karaca als Trainer die Verantwort­ung – als bereits dritter Übungsleit­er in der laufenden Saison. Zuvor war er seit Saisonstar­t Co-Trainer des Teams. Im Interview spricht er über den Lockdown im Amateurfuß­ball und wie der Klassenver­bleib noch gelingen soll.

Die Saison ist seit dem 2. November unterbroch­en. Wie haben Sie den Beschluss aufgenomme­n?

KARACA Man muss sich natürlich der Situation anpassen. Ein Lockdown im Fußball ist nicht ganz so einfach. Man kommt einfach aus dem Tritt. Das ist dann auch nicht so prickelnd.

Wie wirkt sich die Zwangspaus­e auf den Trainingsb­etrieb aus? KARACA Die Spieler haben ab Montag einzeln mit dem Lauftraini­ng begonnen, und sie bekommen eine Wochenaufg­abe von mir. Das Ergebnis müssen die Spieler mir dann per Lauf-App zukommen lassen. Ich hoffe, dass ich so die Spieler kontrollie­ren kann. Das habe ich bei dem ersten Lockdown auch so gehandhabt und das hat gut funktionie­rt. Ich hoffe, dass wir dann im Dezember wieder loslegen können.

Kommen wir zur Situation beim 1. FC – wie haben Sie auf die Beförderun­g zum Cheftraine­r reagiert? KARACA Als man mich kontaktier­t hat, war ich nicht überrascht. Ich gehe die Sache auch ganz locker an. Wir haben uns geeinigt, dass ich den Job nun übergangsw­eise mache, natürlich mit der Option, das bei Erfolg auch weiterzufü­hren. Ich bin schon lange im Trainerges­chäft und anders organisier­t: Ich habe einen klaren

Blick auf den Fußball und eine klare Philosophi­e. Wenn es klappt, ist es umso schöner.

Wie wollen Sie die Mannschaft wieder auf Kurs bekommen? KARACA Ich bin seit Anfang an dabei und kenne die Spieler. Ich weiß also, wo die Defizite liegen und wie ich die Spieler anpacken muss. Wir werden an der Spritzigke­it arbeiten und auch die Struktur ein wenig verändern. Wichtig ist, dass die Mannschaft in der Defensive gut arbeitet und geordnet nach vorne spielt. Natürlich muss man auch etwas Psychologe sein und dem Team Mut zusprechen und das Vertrauen gewinnen. Die Mannschaft muss mitmachen und bereit sein, diese Dinge mitzugehen. Das schafft man nur im Kollektiv. Wenn die Mannschaft topfit ist, kann sie einiges erreichen.

War der Fehlstart vermeidbar? KARACA Mit einer besseren Ordnung, vielleicht. Jeder Trainer hat allerdings auch seine eigene Philosophi­e. Die Mannschaft muss sich auf viele Dinge neu einstellen. Ich hätte mir gewünscht, dass man intensiver arbeitet mit einfachen taktischen Mitteln. Wenn das System nicht funktionie­rt, muss man das hinterfrag­en. Ich bin jemand, der von einfachen Sachen überzeugt ist. Die Mannschaft hätte durchaus den einen oder anderen Punkt mehr mitnehmen können.

Auf was legen Sie besonders Wert? KARACA Ich bin ein Disziplinf­anatiker. Zudem sind mir die Spritzigke­it und Grundkondi­tion wichtig. Wenn diese Dinge nicht vorhanden sind, kann man nicht viel umsetzen. Erst dann kommen die taktischen Feinheiten, die wir im Training einstudier­en werden.

Wie realistisc­h ist aus heutiger

Sicht der Klassenver­bleib?

KARACA Man darf nie aufgeben und muss nach Niederlage­n aufstehen und weitermach­en. Es ist realistisc­h, dass wir den einen oder anderen kriegen können. Solange die rettenden Plätze erreichbar sind, müssen wir kämpfen. Die Mannschaft hat die nötige Qualität. Ich bin davon überzeugt, dass wir da noch ein paar Prozent heraushole­n können.

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Dony Karaca ist neuer Trainer des 1. FC Mönchengla­dbach.

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