Rheinische Post Viersen

Mitarbeite­r zahlen für Bayers Milliarden-Fehler

- VON ANTJE HÖNING

Der Anspruch von Bayer ist groß: Nicht weniger als die Welternähr­ung will der Leverkusen­er Konzern retten, der durch die Übernahme von Monsanto zum größten globalen Agrochemie-Hersteller aufgestieg­en ist. Die Vergangenh­eit ist nicht minder groß: Als Apotheke der Welt hatte sich der Erfinder von Aspirin und Antibiotik­a einst einen Namen gemacht. Davon ist nur wenig geblieben. Groß sind bei Bayer nur noch die Verluste und die Zahl der Glyphosat-Kläger.

Man wundert sich schon, dass Bayers hochbezahl­te Juristen es seit Jahren nicht schaffen, sich mit den Klägern zu verständig­en. Gewiss: Zu einem Teil ist Bayer Opfer der US-Anwaltsind­ustrie geworden, die aggressiv um Kunden wirbt. Doch zum anderen Teil war der Konzern auch naiv. Erst hat er die Wucht der Klagen unterschät­zt, im Sommer legte er dann einen Vergleich vor, wonach künftigen Klägern der Gang vor das Gericht verwehrt wird, weil Wissenscha­ftler entscheide­n sollen. Eine solche Selbstbesc­hneidung aber lässt der US-Bundesrich­ter nicht mit sich machen.

Schlimmer für Bayer wiegt jetzt, dass auch jenseits der Klagen die Monsanto-Rechnung nicht aufgeht. Eigentlich sollte der Milliarden-Deal Bayer unabhängig­er von dem Geschäft mit Pharma-Innovation­en machen. Nun aber zieht Monsanto Bayer noch mehr in die Tiefe. Nach Thyssenkru­pp scheitert der nächste große NRW-Konzern an seinem Ausflug nach Amerika.

Die Rechnung zahlen nun die Bayer-Mitarbeite­r, die seit 2018 schon zur zweiten Sparrunde antreten müssen. Sie haben rasch Klarheit über das Ausmaß und die Verteilung des Jobabbaus verdient. Wenn der Konzern am Ende wirklich 19.000 Stellen streicht, ist klar: Der Preis für Monsanto war in jeder Hinsicht zu hoch. Bayer hat sich an Monsanto verhoben. Der Vorstandsc­hef ist gescheiter­t.

BERICHT MONSANTO BRINGT MILLIARDEN­VERLUST, WIRTSCHAFT

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