Ministerin: Keine Extrawurst für Kultur
Pfeiffer-Poensgen mahnt Künstler, den gesellschaftlichen Konsens nicht zu verlassen.
DÜSSELDORF NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) hat Kulturschaffende aufgefordert, den gesellschaftlichen Konsens bei der Pandemiebekämpfung weiter mitzutragen. „Die Kultur muss aufpassen, dass sie nicht immer eine Extra-Wurst brät“, sagte Pfeiffer-Poensgen im Kulturausschuss des Landtages mit Blick auf die Schließungen von Theatern und anderen Kultureinrichtungen. Für viele Künstler sei dies hart, aber die Infektionszahlen stiegen zurzeit stark an. NRW stehe dabei leider wieder an der Spitze.
Als Ministerin, die zugleich auch für die Uni-Kliniken zuständig sei, höre sie dort eine „außerordentliche Besorgnis“. Es sei nicht auszuschließen, dass sich Menschen auch trotz Hygienekonzepten in Kinos oder Theatern infiziert haben könnten.
Zur Entschädigung stünden den Kulturschaffenden aber umfangreiche Hilfen zur Verfügung. Dazu zähle ein Künstlerstipendienprogramm von 105 Millionen Euro, über das bereits rund 14.500 Stipendien à 7000 Euro gewährt worden seien, und ein 80 Millionen Euro schwerer Kulturstärkungsfonds, der maßgeblich öffentlich geförderten kulturellen Einrichtungen zugute komme.
Beide Programme wirkten bis in das Jahr 2021 fort und könnten noch durch einen Unternehmerlohn ergänzt werden. Die Regierungsfraktionen
von CDU und FDP im Landtag wollen zudem, dass sich die Landesregierung auf Bundesebene für einen Unternehmerlohn von 1000 Euro für Freiberufler einsetzt.
Pfeiffer-Poensgen verteidigte die Entscheidung, Musikschulen nun doch offen zu lassen. Dies bedeute zwar rund 300.000 zusätzliche soziale Kontakte, führe aber zu mehr bundesweiter Einheitlichkeit der Regeln. Der kulturpolitische Sprecher der SPD, Andreas Bialas, hatte zuvor Unverständnis geäußert. Er führte die Kehrtwende ohne parlamentarische Rücksprache darauf zurück, dass ein Hörer den Ministerpräsidenten in einer Radiosendung für die Schließung der Musikschulen kritisiert hatte.