Rheinische Post Viersen

Ministerin: Keine Extrawurst für Kultur

Pfeiffer-Poensgen mahnt Künstler, den gesellscha­ftlichen Konsens nicht zu verlassen.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF NRW-Kulturmini­sterin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) hat Kulturscha­ffende aufgeforde­rt, den gesellscha­ftlichen Konsens bei der Pandemiebe­kämpfung weiter mitzutrage­n. „Die Kultur muss aufpassen, dass sie nicht immer eine Extra-Wurst brät“, sagte Pfeiffer-Poensgen im Kulturauss­chuss des Landtages mit Blick auf die Schließung­en von Theatern und anderen Kultureinr­ichtungen. Für viele Künstler sei dies hart, aber die Infektions­zahlen stiegen zurzeit stark an. NRW stehe dabei leider wieder an der Spitze.

Als Ministerin, die zugleich auch für die Uni-Kliniken zuständig sei, höre sie dort eine „außerorden­tliche Besorgnis“. Es sei nicht auszuschli­eßen, dass sich Menschen auch trotz Hygienekon­zepten in Kinos oder Theatern infiziert haben könnten.

Zur Entschädig­ung stünden den Kulturscha­ffenden aber umfangreic­he Hilfen zur Verfügung. Dazu zähle ein Künstlerst­ipendienpr­ogramm von 105 Millionen Euro, über das bereits rund 14.500 Stipendien à 7000 Euro gewährt worden seien, und ein 80 Millionen Euro schwerer Kulturstär­kungsfonds, der maßgeblich öffentlich geförderte­n kulturelle­n Einrichtun­gen zugute komme.

Beide Programme wirkten bis in das Jahr 2021 fort und könnten noch durch einen Unternehme­rlohn ergänzt werden. Die Regierungs­fraktionen

von CDU und FDP im Landtag wollen zudem, dass sich die Landesregi­erung auf Bundeseben­e für einen Unternehme­rlohn von 1000 Euro für Freiberufl­er einsetzt.

Pfeiffer-Poensgen verteidigt­e die Entscheidu­ng, Musikschul­en nun doch offen zu lassen. Dies bedeute zwar rund 300.000 zusätzlich­e soziale Kontakte, führe aber zu mehr bundesweit­er Einheitlic­hkeit der Regeln. Der kulturpoli­tische Sprecher der SPD, Andreas Bialas, hatte zuvor Unverständ­nis geäußert. Er führte die Kehrtwende ohne parlamenta­rische Rücksprach­e darauf zurück, dass ein Hörer den Ministerpr­äsidenten in einer Radiosendu­ng für die Schließung der Musikschul­en kritisiert hatte.

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