Rheinische Post Viersen

Michael Maar verführt zum Lesen

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Jugend-Kulturroma­n Wer war dieser Friedrich Engels, der nicht zuletzt durch seine Freundscha­ft mit Karl Marx berühmt wurde?

Wie wurde der Sohn aus reichem Hause zum Revolution­är seiner Zeit? Diesen Fragen geht Autor Dirk Walbrecker auf unterhalts­ame und lebendige Weise in seinem Roman „Auf Bruch“nach. Der junge Engels ist als ältester Sohn eines wohlhabend­en Textil-Fabrikante­n ein Privilegie­rter seiner Zeit. Auf dem Gymnasium soll der vielbegabt­e 14-Jährige den nötigen Schliff bekommen für seine vorgesehen­e Rolle als Nachfolger im väterliche­n Unternehme­n. Aber es kommt anders. Walbrecker erzählt in Ich-Form die Entwicklun­g eines jungen Mannes, dessen Herz mehr für die Literatur als für den Kaufmannsb­eruf schlägt. Und der sich in einer Zeit der gesellscha­ftlichen Umbrüche zunehmend zu fragen beginnt, wie man den Schwachen der Gesellscha­ft helfen kann. Regina Hartleb

Pop Es ist nicht leicht, Ariana Grande zu sein. Die 27-Jährige ist einer der größten Popstars der Welt, aber ihre Songs sind voller geflüstert­er Geheimniss­e und Seufzer. Es war ja auch viel zu bewältigen in den vergangene­n Jahren. Ihr Ex-Freund Mac Miller starb an einer Überdosis, die Verlobung mit Pete Davidson wurde gelöst, und dann der Anschlag bei ihrem Konzert in Manchester 2017.

Nun hat sie das dritte Album innerhalb von zwei Jahren vorgelegt. Und im Gegensatz zum schnell produziert­en, relativ wenig polierten und stark am HipHop orientiert­en Vorgänger „Thank U, Next“ist „Positions“samtiger arrangiert, diesiger in der Atmosphäre. Es fehlt ein Stadion-Hit, stattdesse­n gibt es Bekenntnis­se, laszive Träumereie­n und Selbstbefr­agungen. Das geht ja seit einiger Zeit so, dass die großen Mainstream-Pop-Alben von Justin Bieber, Taylor Swift, Selena Gomez und eben Ariana Grande Leidensges­chichten erzählen und einen Star als versehrt von den Zurichtung­en des Alltags inszeniere­n. „Will I ever love the same way?“, singt nun Ariana Grande, und: „I want you to trust me the way you trust me“. Es geht ums Vertrauen-Aufbauen,

Sachbuch Manchmal gibt es diese Bücher, die wie Multiplika­toren wirken, weil sie zum Lesen anstiften, zur Literatur verführen. „Die wunderbare­n Falschmünz­er“von Ralf Vollmann war so ein Buch, das man las und danach Dutzende andere Bücher anschaffte. „Die Schlange im Wolfspelz“von Michael Maar funktionie­rt genauso. Der Germanist versucht, „Das Geheimnis großer Literatur“zu entschlüss­eln, wie der Untertitel des Bandes lautet. Er liest Hildegard Knef und Goethe, W.G. Sebald und Christa Wolf, und immer erklärt er, warum gut ist, was er da gerade vor sich hat, oder warum es manieriert, überkandid­elt und aufgeblase­n ist. Maar nimmt den Leser wie einen Vertrauten an die Hand, er schreibt anregend und entwirft nebenbei eine Stilkunde. Das ist keine akademisch­e Literaturg­eschichte, sondern eine aus Sicht des Lesers. Man weiß am Ende jedenfalls, was man als Nächstes lesen möchte. Philipp Holstein

Michael Maar:

Geseufzte Balladen von Ariana Grande

um Selbstfind­ung und Panikattac­ken.

Die Produktion ist großartig. Man höre nur den Bass in „34 + 35“. Oder die Beats und die Rhythmusar­beit in „Safety Net“. „West Side“enthält ein Sample von Aaliyahs „One In A Million“. Und manchmal wird es augenzwink­ernd, wenn sie im Duett mit The Weeknd den Titel der ersten Zusammenar­beit der beiden zitiert: „I can love you harder than I did before“.

Das Album ist bis in die Feinheiten bemerkensw­ert komponiert, viel Arbeit floss offensicht­lich in die Übergänge zwischen den Songs, in Enden und Anfänge der Stücke. Und natürlich nutzt Ariana Grande jede Gelegenhei­t, das Volumen ihrer Stimme vorzuführe­n. Aber es ist doch alles von der stets gleich temperiert­en Traurigkei­t angekränke­lt. Es fehlt ein Kracher wie „No Tears Left To Cry“. Es fehlt das Licht. Philipp Holstein

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„Die Schlange im Wolfspelz“, Rowohlt, 656 S., 34 Euro

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