Für mehr Vielfalt auf den Feldern
Seit zwei Jahren berät die Landwirtschaftskammer Obst- und Gemüsebauern in Sachen Fruchtfolge und Biodiversität. Mit dabei ist die Baumschule Lappen.
NETTETAL (hb) Biodiversität ist in Nettetal kein Fremdwort. Wenn es um Flächen von Landwirtschaft und Gartenbau geht, achtet die Stadt auf den Erhalt der natürlichen Vielfalt. Seit zwei Jahren hat die Landwirtschaftskammer (LWK) des Landes NRW über ein Projekt „Steigerung der Biodiversität auf landwirtschaftlichen Flächen“eine Schaltstelle eingerichtet, die Landwirte, Obst- und Gemüsebauern bei der Umsetzung von Biodiversitätsmaßnahmen berät. „Wir begleiten die Unternehmer, welche Maßnahmen mit Blick auf den jeweiligen Betrieb, die Fruchtfolge und die Artenvielfalt Sinn machen“, sagt Peter Gräßler.
Der Agrarwissenschaftler betreut zurzeit 93 Betriebe in der Leader-Region Nettetal-Straelen-Geldern-Kevelaer. „Leader“steht dabei für ein Förderinstrument, über das die EU den ländlichen Raum stärken und dort die Lebensqualität steigern will. Die Förderung läuft über Kooperationen
und Maßnahmen in der ländlichen Wirtschaft. Die Stadt Nettetal gehört seit 2016 zur Leader-Region „Leistende Landschaft“(Leila) und will sich nach guten Erfahrungen auch für die nächste Förderphase ab 2023 gemeinsam mit den anderen drei Kommunen bewerben.
Rund 15 der 93 landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Betriebe haben in Nettetal ihren Sitz. Eine Ausnahmestellung nimmt die Baumschule Lappen ein. Bei diesem Betrieb handelt es sich um die einzige Baumschule im hiesigen Leader-Verbund. „Es gibt andere Herausforderungen als bei den übrigen 92 Betrieben“, sagt Peter Gräßler. Zusammen mit Jörg Hoffmann, in der Baumschule Lappen für Prozess- und Betriebsoptimierung zuständig, hat der 26-Jährige die insgesamt 650 Hektar großen Baumschulflächen unter die Lupe genommen und ermittelt, wie und wo die Biodiversität gesteigert werden kann.
„Diese Beratung ist für uns Gold wert. Wir bewegen uns in die richtige Richtung, tun nachhaltig etwas für die Natur und belasten nicht unser Firmen-Budget für Beratungskosten“, sagt Jörg Hoffmann. Durch die Beratung werden die betriebsindividuellen Möglichkeiten im Bereich Biodiversität auf den eigenen Flächen analysiert und besprochen. Für zahlreiche Maßnahmen stehen EU-Fördertöpfe bereit. Bei der Beantragung und fachlichen Umsetzung hilft der Berater.
So hat Lappen im Zuge der Beratung beispielsweise eine 3,8 Hektar große Fläche in Hinsbeck südlich des Golfplatzes „An Haus Bey“biodivers aufgewertet. Anstatt die Böden sofort wieder mit Baumschulprodukten zu bepflanzen, hat Lappen dort unter anderem einen Blühstreifen angelegt, der für Bienen, Insekten und vor allem Vogelarten wie Feldlerche und Rebhuhn ein Paradies ist. An anderer Stelle beschloss Lappen durch Ernteverzicht bei Getreide, dass andere Lebewesen mehr Vorteile davon haben. Ziel ist, im Winter den Vögeln wie Fink und Ammer Nahrung zur Verfügung zu stellen. Außerdem bieten solche Streifen den Tieren Deckung.
Für Insekten ist die blühende Vielfalt dieser Kulturlandschaft ein willkommenes Rückzugsgebiet. Die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Viersen ist mit im Boot. Mit dem Kreis Viersen hat die Baumschule Lappen auch den Vertrag abgeschlossen. Andere Programme des Betriebes laufen wiederum über die Landwirtschaftskammer.