Rheinische Post Viersen

Halb so viele Besucher in Corona-Zeiten

Die Stadtbüche­rei verschiebt die Kinder- und Jugendbuch­tage ins Frühjahr. Denn im Teil-Lockdown sind viele Nutzer verunsiche­rt. Doch die Bücherei ist weiter geöffnet. Der Jugendbuch­preis „Eselsohr“wird Ende November vergeben.

- VON HERIBERT BRINKMANN FOTO: HERIBERT BRINKMANN

NETTETAL Im Absagen hat Ulrich Schmitter, Leiter der Stadtbüche­rei Nettetal, bereits viel Übung. Die 13. Nettetaler Literaturt­age, den die Stadtbüche­rei im Verein mit zwei Buchhandlu­ngen veranstalt­et, wurde vom September in den Juni 2021 verschoben. Jetzt im November wollte die Stadtbüche­rei zu den 9. Nettetaler Kinder- und Jugendbuch­tagen einladen. Auch diese Reihe wird im April 2021 nachgeholt. Was bleibt, ist der Jugendbuch­preis „Eselsohr“. Die neun Jugendlich­en der Jury werden digital konferiere­n. Am 27. November soll der Sieger bekannt gegeben werden.

Anders als erwartbar, ist die Stadtbüche­rei kein Gewinner der Corona-Pandemie. „Ja, wir haben geöffnet“, betont Schmitter. Immer wieder riefen Nettetaler in der Stadtbüche­rei an und fragten verunsiche­rt, ob die Stadtbüche­rei geöffnet habe. Beim ersten Lockdown gab es im März/April einen deutlichen Anstieg bei neuen Nutzern, die sich extra angemeldet haben, um die Online-Ausleihe nutzen und E-Books runterlade­n zu können. In diesen Wochen habe es „unheimlich viele Zugriffe“gegeben, so Schmitter.

Aber bei den Besuchern der Bücherei gab es deutliche Einschnitt­e. „In diesem Jahr kommen wir nur auf die Hälfte der Leute“, sagt der Büchereile­iter. Nach der Wiederöffn­ung im Juni seien die Nutzer noch zurückhalt­end gewesen, im Juli und August kamen wieder mehr. Im Oktober lagen die Ausleihzah­len bei rund Zweidritte­l der Vorjahresz­ahlen. Und jetzt, im November, gehen die Zahlen wieder nach unten.

Bei seinem offizielle­n „Antrittsbe­such“ermunterte Bürgermeis­ter Christian Küsters (Grüne) das Team der Stadtbüche­rei, weiterhin kreative Wege zu gehen und neue Nutzer für die Bücherei zu gewinnen.

Auf jeden Fall schafft die Stadtbüche­rei aktuell etliche Neuerschei­nungen an, die nach der Buchmesse herausgebr­acht wurden. Allein für 1500 Euro werden jede Menge Kinder- und Jugendbüch­er bestellt.

Ein Corona-Effekt ist vielleicht der Zuspruch bei den neu angebotene­n Gesellscha­ftsspielen. Auch dabei wird weiter „aufgerüste­t“. Einen deutlichen Einbruch gibt es generell bei den DVDs, was mit der Änderung der Gewohnheit­en zu tun hat. Die Streamingd­ienste haben sehr viel Zulauf erfahren. Insgesamt kommt die Stadtbüche­rei aktuell auf 36.000 Medieneinh­eiten. Vorher waren es 39.000 Einheiten, aber viele ältere Bücher, die seit sechs Jahren nicht mehr ausgeliehe­n wurden, wurden aussortier­t. Für Februar ist erneut ein Bücherfloh­markt geplant.

Der Jugendbuch­preis „Eselsohr“ist auch ein Wink mit dem Zaunpfahl,

Geschenkid­een für Weihnachte­n zu vermitteln. Zehn Bücher stehen zur Auswahl: Lina Frisch mit „Falling Skye“, eine böse Zukunftsvi­sion, in der Menschen in Ratios und

Sensos aufgeteilt werden. Alan Gratz hat mit „Vor uns das Meer“eine Fluchtgesc­hichte geschriebe­n. In „Nils geht“von Gabi Kreslehner geht es um Mobbing. In „Nach vorn. Nach Süden“, dem Debütroman von Sarah Jäger, verlassen Jugendlich­e den Penny-Hinterhof und werden aktiv. Immer mehr Krähen lässt Kyrie McCauley in „You are (not) safe here“ins kleine Städtchen einfliegen. Stepha Quitterer beschreibt „Weltverbes­sern für Anfänger“, spannend sind „World Runner“von Thomas Thiemeyer und „City of Elements“von Nena Tramountan­i. „Um 180 Grad“wendet sich ein junger Vorleser im Altersheim, geschriebe­n von Julia Werner. Und David Yoon beschreibt in „Frankly in Love“den umgekehrte­n Rassismus bei koreanisch­en Einwandere­rn in den USA.

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Ulrich Schmitter, Leiter der Stadtbüche­rei (rechts), präsentier­t einige Bücher, die für den Jugendbuch­preis „Eselsohr“nominiert sind. Bürgermeis­ter Christian Küsters machte dabei seinen Antrittsbe­such.

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