Brüggener helfen sich gegen Einbrecher
Warnschilder und eine WhatsApp-Gruppe: Hilft das tatsächlich, um sich vor Einbrechern zu schützen? Ja, sagen die Nachbarn vom Deichweg in Brüggen und Angenthoer in Bracht. Das sind ihre Erfahrungen.
BRÜGGEN Was in den Niederlanden funktioniert, funktioniert auch in der Burggemeinde. Mit Schildern, die auf eine aufmerksame Nachbarschaft hinweisen, werden Einbrecher gewarnt. Und über eine WhatsApp-Gruppe ist eine rasche Kommunikation möglich, bei einem Einbruch ebenso wie bei einem anderen Notfall.
Wo gibt es solche Gruppen?
Seit Juli 2017 haben sich die meisten Anwohner des Deichwegs in der WhatsApp-Gruppe „Deichweg: Warnen und helfen“zusammengeschlossen. „Die Gruppe ist ein Erfolg“, meint Initiator Volker Kunstmann, Anwohner vom Deichweg. Die Nachbarschaft halte zusammen, man achte aufeinander. „Auch wenn wir letztendlich nicht wissen, ob wir tatsächlich Einbrüche verhindert haben.“Der Brüggener hat seitdem weitere Nachbarschaften beraten, etwa am Falkenweg, auch „In der Stieg“stehen Schilder. Im November 2017 hat zudem René Bongatz eine ähnliche Initiative
in Angenthoer gestartet. Die Besonderheit dort: „Die Schilder kommen ohne Beschriftung aus“, sagt Bongartz.
Woher kommt die Idee?
Mitgebracht hat Volker Kunstmann die Idee aus den Niederlanden. „Dort sieht man an vielen Stellen entsprechende Hinweisschilder, bereits mehr als 5000 Gemeinden machen mit“, schildert der Anwohner des Deichwegs. Er ist überzeugt: „Potenzielle Täter werden vorsichtiger, da die Möglichkeit des Entdeckens höher liegt als in Gegenden ohne eine solche Initiative.“
Verhindern die Schilder und die aufmerksamen Nachbarn Einbrüche?
„Ja“, sagt René Bongartz. Bevor er die Nachbarschaftsgruppe gegründet und mit für die Aufstellung der Hinweisschilder gesorgt hat, habe es in seiner Nachbarschaft eine Serie von Einbrüchen gegeben. Die Nähe zur Autobahn sei für Diebe aus den Niederlanden günstig gewesen. Seitdem
die Hinweisschilder da seien, seien die Einbrecher weg. Es gebe nur noch ganz selten Einbrüche.
Wie entwickelt sich die Zahl der Einbrüche im Kreis Viersen?
Laut Auskunft der Polizei im Kreis Viersen sinkt die Zahl der Einbrüche seit rund fünf Jahren kontinuierlich. Gab es 2015 noch 907 solche Delikte, waren es mit 469 im Jahr 2019 nur noch etwas mehr als die Hälfte. Auch die ersten neun Monate 2020 weichen kaum von den Zahlen des Vorjahreszeitraumes ab. Knapp zehn Prozent dieser Delikte hat die Polizei aufgeklärt.
Was sagt die Polizei zu Nachbarschaftsgruppen?
„Solche Gruppe sind sehr sinnvoll als Einbruchschutz“, sagt Antje
Heymanns, Sprecherin der Kreispolizei. Allerdings sei ihr Erfolg für die Polizei schwer zu messen: „Da wir nicht wissen, wo sie überall existieren, haben wir auch keine Auswertemöglichkeiten, ob die Schilder abschrecken.“Heymanns verweist auf Studien in den Niederlanden, die besagen, dass die Wohnungseinbrüche in Vierteln mit Warnschildern um bis zu 40 Prozent zurückgegangen seien.
Was kann man tun, um solche Schilder aufstellen zu können?
Sowohl Kunstmann als auch Bongartz haben dafür mit der Polizei und der Brüggener Verwaltung zusammengearbeitet. Bongartz erinnert sich an einen Infoabend mit der Polizei, an dem die Idee vorgestellt wurde. Dort gab es auch Tipps zum richtigen Herhalten, etwa wenn man einen Einbrecher beobachtet. Ansprechpartner bei der Kreispolizei Viersen sind zu finden im Bereich Prävention/Opferschutz; sie beraten solche Initiativen.
Wo kann man Hinweisschilder anbringen?
Am Deichweg machten alle 75 Nachbarn mit, als Kunstmann Geld für zwölf Schilder gesammelt hat. Kosten: rund 1000 Euro. Gemeinsam haben Nachbarn und Ordnungsamt die Stellen ausgewählt, an denen die Schilder hängen sollten. Zwölf Stück wurden etwa an Laternenpfählen oder unter Straßenschildern montiert. Im Angenthoer beteiligten sich laut Bongartz ein Viertel der Haushalte; auch dort hängen jetzt zwölf Schilder.