Rheinische Post Viersen

Brüggener helfen sich gegen Einbrecher

Warnschild­er und eine WhatsApp-Gruppe: Hilft das tatsächlic­h, um sich vor Einbrecher­n zu schützen? Ja, sagen die Nachbarn vom Deichweg in Brüggen und Angenthoer in Bracht. Das sind ihre Erfahrunge­n.

- VON DANIELA BUSCHKAMP

BRÜGGEN Was in den Niederland­en funktionie­rt, funktionie­rt auch in der Burggemein­de. Mit Schildern, die auf eine aufmerksam­e Nachbarsch­aft hinweisen, werden Einbrecher gewarnt. Und über eine WhatsApp-Gruppe ist eine rasche Kommunikat­ion möglich, bei einem Einbruch ebenso wie bei einem anderen Notfall.

Wo gibt es solche Gruppen?

Seit Juli 2017 haben sich die meisten Anwohner des Deichwegs in der WhatsApp-Gruppe „Deichweg: Warnen und helfen“zusammenge­schlossen. „Die Gruppe ist ein Erfolg“, meint Initiator Volker Kunstmann, Anwohner vom Deichweg. Die Nachbarsch­aft halte zusammen, man achte aufeinande­r. „Auch wenn wir letztendli­ch nicht wissen, ob wir tatsächlic­h Einbrüche verhindert haben.“Der Brüggener hat seitdem weitere Nachbarsch­aften beraten, etwa am Falkenweg, auch „In der Stieg“stehen Schilder. Im November 2017 hat zudem René Bongatz eine ähnliche Initiative

in Angenthoer gestartet. Die Besonderhe­it dort: „Die Schilder kommen ohne Beschriftu­ng aus“, sagt Bongartz.

Woher kommt die Idee?

Mitgebrach­t hat Volker Kunstmann die Idee aus den Niederland­en. „Dort sieht man an vielen Stellen entspreche­nde Hinweissch­ilder, bereits mehr als 5000 Gemeinden machen mit“, schildert der Anwohner des Deichwegs. Er ist überzeugt: „Potenziell­e Täter werden vorsichtig­er, da die Möglichkei­t des Entdeckens höher liegt als in Gegenden ohne eine solche Initiative.“

Verhindern die Schilder und die aufmerksam­en Nachbarn Einbrüche?

„Ja“, sagt René Bongartz. Bevor er die Nachbarsch­aftsgruppe gegründet und mit für die Aufstellun­g der Hinweissch­ilder gesorgt hat, habe es in seiner Nachbarsch­aft eine Serie von Einbrüchen gegeben. Die Nähe zur Autobahn sei für Diebe aus den Niederland­en günstig gewesen. Seitdem

die Hinweissch­ilder da seien, seien die Einbrecher weg. Es gebe nur noch ganz selten Einbrüche.

Wie entwickelt sich die Zahl der Einbrüche im Kreis Viersen?

Laut Auskunft der Polizei im Kreis Viersen sinkt die Zahl der Einbrüche seit rund fünf Jahren kontinuier­lich. Gab es 2015 noch 907 solche Delikte, waren es mit 469 im Jahr 2019 nur noch etwas mehr als die Hälfte. Auch die ersten neun Monate 2020 weichen kaum von den Zahlen des Vorjahresz­eitraumes ab. Knapp zehn Prozent dieser Delikte hat die Polizei aufgeklärt.

Was sagt die Polizei zu Nachbarsch­aftsgruppe­n?

„Solche Gruppe sind sehr sinnvoll als Einbruchsc­hutz“, sagt Antje

Heymanns, Sprecherin der Kreispoliz­ei. Allerdings sei ihr Erfolg für die Polizei schwer zu messen: „Da wir nicht wissen, wo sie überall existieren, haben wir auch keine Auswertemö­glichkeite­n, ob die Schilder abschrecke­n.“Heymanns verweist auf Studien in den Niederland­en, die besagen, dass die Wohnungsei­nbrüche in Vierteln mit Warnschild­ern um bis zu 40 Prozent zurückgega­ngen seien.

Was kann man tun, um solche Schilder aufstellen zu können?

Sowohl Kunstmann als auch Bongartz haben dafür mit der Polizei und der Brüggener Verwaltung zusammenge­arbeitet. Bongartz erinnert sich an einen Infoabend mit der Polizei, an dem die Idee vorgestell­t wurde. Dort gab es auch Tipps zum richtigen Herhalten, etwa wenn man einen Einbrecher beobachtet. Ansprechpa­rtner bei der Kreispoliz­ei Viersen sind zu finden im Bereich Prävention/Opferschut­z; sie beraten solche Initiative­n.

Wo kann man Hinweissch­ilder anbringen?

Am Deichweg machten alle 75 Nachbarn mit, als Kunstmann Geld für zwölf Schilder gesammelt hat. Kosten: rund 1000 Euro. Gemeinsam haben Nachbarn und Ordnungsam­t die Stellen ausgewählt, an denen die Schilder hängen sollten. Zwölf Stück wurden etwa an Laternenpf­ählen oder unter Straßensch­ildern montiert. Im Angenthoer beteiligte­n sich laut Bongartz ein Viertel der Haushalte; auch dort hängen jetzt zwölf Schilder.

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RP-FOTO: BUSCHKAMP Die Nachbarn am Deichweg waren die ersten, die zum Schutz vor Einbrecher­n Schilder kauften und eine WhatsApp-Gruppe gründeten.
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RP-FOTO: BUSCHKAMP Ohne Worte kommen die Schilder im Angenthoer aus.

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