Rheinische Post Viersen

Empörung über rassistisc­hen AfD-Post

Bei Facebook erschien am Dienstag ein Eintrag der Gladbacher AfD, in dem die SPD-Politiker Gülistan Yüksel und Janann Safi beleidigt wurden. Die Entrüstung in allen Parteien war groß.

- VON ANDREAS GRUHN UND DENISA RICHTERS

MÖNCHENGLA­DBACH Nach einem rassistisc­hen Posting der Mönchengla­dbacher AfD im sozialen Netzwerk Facebook hat sich am Dienstag Entsetzen und Entrüstung in den übrigen Parteien breit gemacht. In der Veröffentl­ichung auf dem Account der AfD hieß es: „Zukünftig werden wir von Menschen mit Migrations­hintergrun­d regiert. Wir befürchten, dass die gewählten Politiker keine Deutschen Interessen vertreten werden. Der letzte Deutsche wird von einem Moslem beerdigt.“Darunter waren Fotos der Mönchengla­dbacher SPD-Chefin Gülistan Yüksel und des SPD-Fraktionsv­orsitzende­n im Rat, Janann Safi, zu sehen. Ulas Zabci, Ratsmitgli­ed von „Die Partei“, erstattete am Dienstag nach eigenem Bekunden Anzeige bei der Polizei gegen Unbekannt wegen Volksverhe­tzung.

Die Kreisvorsi­tzende der AfD, Corina Bülow, kündigte am Mittag an, dieser Post werde gelöscht. Kurz darauf war der Eintrag auch verschwund­en. AfD-Ratsherr Holger Hexgen teilte mit: „Der Kreisverba­nd der AfD in Mönchengla­dbach und vor allem die Ratsfrakti­on der AfD distanzier­en sich eindeutig von derartigen Äußerungen.“Der Post sei ohne Befugnisse von einer Person in „geistiger Umnachtung“entstanden. „Die geäußerte Kritik an unserer Partei ist in diesem Fall demzufolge nachvollzi­ehbar und auch richtig.“

In den Ratsfrakti­onen war die Empörung über die AfD und die Solidaritä­t mit Yüksel und Safi groß. „Auch wenn die rassistisc­he und rechtsradi­kale Hetze immer wieder daran erinnert, dass wir weiterhin zusammenha­lten müssen und gegen rechte Auswüchse die Stimme erheben müssen, so stimmt mich vor allem die große Solidaritä­t optimistis­ch“, sagte Yüksel.

SPD-Fraktionsc­hef Safi erklärte: „Ja, ich habe einen Migrations­hintergrun­d. Diese unglaublic­he Feststellu­ng bewegt die AfD in Mönchengla­dbach dazu, in Frage zu stellen, ob ich deutsche Interessen vertrete.“Er vertrete nicht nur deutsche Interessen, sondern „möchte die Interessen aller Menschen meiner Stadt vertreten“, so Safi. „Das hat relativ wenig damit zu tun, dass ich mehr als eine Heimat habe, sondern mit meinem persönlich­en Anspruch und Antrieb für ein öffentlich­es Amt in unserer Stadt.“Die SPD teilte mit: „Mit dem Facebook-Post hat die AfD ihr wahres Gesicht gezeigt und sich klar rassistisc­h geäußert. Nicht einmal eine Woche ist seit der konstituie­renden Ratssitzun­g vergangen, da ist das letzte Stück bürgerlich­er Fassade der AfD abgeblätte­rt.“

FDP-Fraktionsc­hefin Nicole Finger sagte, mit dieser Äußerung der AfD sei eine Grenze überschrit­ten worden, das dürfe man so nicht im Raum stehen lassen. „Das hat mich persönlich sehr betroffen gemacht.“Die AfD gebe „Fremdenfei­ndlichkeit ein Zuhause und versuche, Hass und Hetze salonfähig zu machen. Das sei weder liberal, noch bürgerlich, sondern inakzeptab­el. Lena Zingsheim, Sprecherin der Grünen-Ratsfrakti­on, sagte: „Es ist fatal, dass eine Woche nach der konstituie­renden Ratssitzun­g solche rassistisc­hen Äußerungen veröffentl­icht werden.“Dass sich die AfD um ihre Vorsitzend­e Bülow dem gemäßigten Flügel zurechne, sei nicht glaubwürdi­g, wenn „Menschen in Führungspo­sitionen angegriffe­n und degradiert“werden.

Die AfD betonte in einer Stellungna­hme: Minderheit­en mit extremen Einstellun­gen in der Partei müssten ausgegrenz­t werden. Man dürfe diesen die Geschicke der Partei nicht überlassen.

Kritik kam nicht nur von den Ampel-Partnern, sondern auch von der CDU. Hans Peter Schlegelmi­lch, Vorsitzend­er der CDU-Ratsfrakti­on, sagte: „Die CDU und auch ich persönlich distanzier­en uns ganz deutlich. Diese Äußerungen sind herabwürdi­gend und entspreche­n nicht unserem Menschenbi­ld.“CDU-Politiker Dieter Breymann sprach von „faschistis­chem Politpöbel“und sagte: „Da können wir uns als CDU nur geschlosse­n gegen stellen.“Der CDU-Landtagsab­geordnete Jochen Klenner erklärte: „Wer einzelne Demokraten angreift, greift uns alle an. Hier dürfen wir nicht schweigen, sondern müssen entschloss­en ein Zeichen der Verbundenh­eit setzen. Wer sieht, wie zum Beispiel unsere Staatssekr­etärin Serap Güler sich im Ministeriu­m für Kinder, Familie, Flüchtling­e und Integratio­n einsetzt, ist dankbar, dass sie und andere sich stark in unserer gemeinsame­n Heimat engagieren.“

Torben Schultz, Fraktionsc­hef der Linken, betonte: „Die AfD hat sich in Mönchengla­dbach bisher gemäßigt gegeben, aber uns war immer klar, dass sie es nicht ist. Jetzt zeigt sie sich auch öffentlich bei Facebook als rechtsextr­em.“Schultz kritisiert­e die CDU im Stadtrat, die bei der konstituie­renden Sitzung mit Stimmen der AfD Sitze in Aufsichtsr­äten  erhalten hatte statt der Linken. Man könne dies zwar als CDU nicht verhindern oder die Sitze gar ablehnen, aber man könne „und sollte das klar kommentier­en“, forderte Schultz.

Schlegelmi­lch wies das am Dienstag zurück und verwies auf die Haltung, die er in einem Podcast der Unionsfrak­tion einige Tage vor der Sitzung des Stadtrats geäußert hatte: „Die AfD als politische Institutio­n ist keine Gruppe, mit der wir in irgendeine­r Weise Vereinbaru­ngen wofür auch immer treffen wollen.“

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FOTO: JANA BAUCH Der Stadtrat bei seiner konstituie­renden Sitzung.

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