So viele Corona-Tests bindet der Profisport
Die Labore in Deutschland stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen. Der Ligabetrieb geht trotzdem weiter.
DÜSSELDORF Die Labore in Deutschland sind nach Aussage von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn „stark ausgelastet“, was Corona-Testungen angeht. Nur wer als Kontaktperson eines Coronainfizierten auch Symptome habe, solle sich deswegen überhaupt noch testen lassen, alle anderen sollen sich einfach in Quarantäne begeben. Da stellt sich die Frage: Was bedeutet das für den Profisport, der ja weiterlaufen darf, weil seine Hygienekonzepte regelmäßige Testungen der Beteiligten vorsehen? Droht am Ende sogar ein Verbot von Tests für den Profisport? Das ist der aktuelle Stand:
Wie wird im Sport getestet? Das Testprozedere besteht im Wesentlichen daraus, dass die Mannschaften samt Betreuerteam wenige Tage vor einem Spiel getestet werden. In der Fußball-Bundesliga und der 2. Liga werden die Spieler zudem ein weiteres Mal in der Woche auf Corona getestet. Auch in den beiden oberen Handball-Ligen sowie im Basketball in der Bundesliga und den zweitklassigen Pro A und Pro B gilt bei einem Inzidenzwert von mehr als 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in den vergangenen sieben Tagen das Prinzip von zwei Tests pro Woche.
Gab es bereits Anpassungen? Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat ihre Teststrategie in Anbetracht der Auslastung der Labore bereits überarbeitet. Durften die Tests der Auswärtsteams bisher nicht mehr als 36 Stunden vor einem Spiel gemacht werden, können sie nun bei einem hohen Pandemielevel auch schon 52 Stunden vor Anstoß erfolgen. Das soll den Laboren mehr Zeit für die Abläufe geben.
Der Deutsche Fußballbund (DFB) hat für die 3. Liga und die Frauenbundesliga die Testabläufe ebenfalls verändert. Auch dort darf jetzt schon 52 Stunden vor dem Spiel getestet werden und das auch als Pool-Test. Dabei wird nicht jede Probe einzeln analysiert, sondern das Resultat der ganzen Gruppe ausgewertet. Nur wenn das positiv ausfällt, muss jede einzelne Probe ausgewertet werden. Die Pool-Testungen würden die Labore entlasten, schreibt der DFB.
Die Deutsche Handball-Liga (HBL) sieht bereits in ihrem Hygienekonzept vor, dass der Spielbetrieb einzustellen ist, wenn die Testkapazitäten anderweitig benötigt werden. Die zweite Liga und die Oberliga im Eishockey verzichten ohnehin auf regelmäßige Testreihen und durften dennoch starten.
Wie viel Testkapazitäten beansprucht der Profisport? Aktuell stehen nach Angaben des Robert-Koch-Instituts in den deutschen Laboren wöchentlich 1,4 bis 1,6 Millionen Tests zur Verfügung. Diese werden derzeit ausgeschöpft. Dennoch sah der Vorstand des Vereins Akkreditierter Labore in der Medizin (ALM) Ende der vergangenen Woche noch kein Problem in den Tests bei Fußballprofis: „Man muss schon sagen, dass wir im Promillebereich liegen für die Testungen“, sagte ALM-Vorstand Jan Kramer. Die DFL gibt an, dass in der 1. und 2. Liga wöchentlich 3100 bis 3600 Tests gebraucht werden. Im Handball sind es in den beiden ersten Ligen etwa 2800, im Basketball rund 3000 Tests jede Woche. Mit der Eishockey-Liga würden um die 1200 hinzukommen. Das macht in den beiden oberen Herren-Ligen der vier großen Sportarten um die 10.500 Tests pro Woche, also 0,75 Prozent der Testkapazität. Nimmt man die zum Teil deutlich kleineren Profiligen der Frauen, die 3. Liga im Fußball und die Regionalliga-West hinzu, kommt der Mannschaftssport auf zirka ein Prozent der Kapazität.
Droht dem Sport ein Verbot für Tests? Derzeit ist von einem Verbot keine Rede. Sollte sich die Situation in den Laboren aber weiter zuspitzen, könnte das ein Thema werden. Die Ligen tun gut daran, vorsorglich schon selbst zu reagieren.
Wäre ein Testverbot gleichbedeutend mit einem Stopp des Ligabetriebes? Das würde wiederum von den Gesundheitsbehörden abhängen, die die Konzepte genehmigen. Aktuell sind diese auf Spiele mit vorigen Testreihen abgestimmt.Schwierig würde es bei einem Testverbot in jedemfall für Teilnehmer an europäischen Wettbewerben und für Länderspiele. Die Europäische Fußballunion (Uefa) fordert zum Beispiel vor jedem Spiel in Champions- und Europa-Leauge zwei Tests.