Rheinische Post Viersen

Laszlo Bénes ist noch da

Beim 3:4 in Leverkusen kam der Slowake erstmals in dieser Saison zum Einsatz. Fast hätte er ein Tor vorbereite­t.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Gewisserma­ßen ist es die Szene, die sich am Sonntag in der Nachspielz­eit des Bundesliga­spiels zwischen Bayer Leverkusen und Borussia zutrug, die erklärt, warum der Slowake Laszlo Bénes, der seit vier Jahren in Mönchengla­dbach angestellt ist, immer noch nicht über den Status des Hoffnungst­rägers hinausgeko­mmen ist. Er brachte einen Freistoß präzise hinein in den Bayer-Strafraum, mit Speed und Schnitt und Schärfe, und traf den Kopf des Kollegen Ramy Bensebaini. Doch von da flog der Ball eben nicht ins Tor, sondern knapp vorbei. So ist es oft bei Bénes: Er scheint nah dran zu sein, doch dann fehlt etwas.

Dabei hat es so perfekt begonnen für den schmalen Kerl, der 2016 von MSK Zilina nach Gladbach kam.

Gleich im zweiten Spiel, seinem ersten als Startelf-Teilnehmer, schoss er gegen Hertha BSC das 1:0-Siegtor für Gladbach, und wie: Sein beherzter Schuss aus 22 Metern war so voller Energie, dass man dachte: Den Jungen hält so schnell nichts auf. Doch viel kam danach nicht mehr, bis heute ist es das einzige Bénes-Tor für Borussias Profi-Team, ein zweites hat er noch für die U23 geschossen.

Natürlich, da war der Mittelfußb­ruch, der ihn zurück warf. Aber auch so ging es nicht voran. Anfang 2019 ging er für ein halbes Jahr zu Holstein Kiel, um Spielpraxi­s zu sammeln, um dann den ReStart zu machen. Das klappte, unter dem neuen Trainer Marco Rose, dessen aggressive­rer Stil zum Spielertyp­en Bénes bestens zu passen schien, war er Stammkraft in der Hinrunde der Saison 2019/20. Er übernahm bei Standards die Verantwort­ung, wirkte aufgeräumt, war mutig.

Dann kam die Rückrunde und plötzlich war Bénes verschwund­en. Es passte nicht mehr mit ihm, Rose und dem Rose-Fußball, aus einem der Gewinner der Hinrunde wurde eine Randfigur, die nur noch zu Kurzeinsät­zen kann. Sein letztes Tor bereitete Bénes vor fast genau einem Jahr vor, am 10. November 2019, als er beim 3:1 gegen Werder Bremen wie nun in Leverkusen mit einer Freistoßfl­anke Bensebaini bediente, der dann aber traf im Gegensatz zum Sonntag. Es war das 1:0, der Türöffner zum Sieg. Vier Spiele später kam das 1:2 in Wolfsburg, es war Bénes’ letzter Startelf-Einsatz bis heute.

Vor dieser Spielzeit war er monatelang verletzt, verpasste die komplette Vorbereitu­ng und kehrte erst jetzt zurück. Rose hat ihn wieder auf dem Schirm, er hat in Leverkusen auf Bénes, dessen Standard-Qualitäten groß sind, gesetzt, als es darum ging, die enge Begegnung noch zu kippen.

Die Zeit ist günstig für Spieler, die hinten dran sind, Rose wird weiter rotieren. Dass die Borussen auf Bénes grundsätzl­ich als Zukunfts-Option setzen, zeigt der Vertrag, der bis 2024 läuft. Doch nun gilt es, sich zu positionie­ren. Wer weiß, vielleicht wird im zentralen Mittelfeld im nächsten Sommer Führungspe­rsonal gebraucht, wenn zum Beispiel Denis Zakaria (aktuell ist der Schweizer bei den Bayern im Gespräch) gehen sollte.

Bénes hat gute Anlangen, er muss aber aufpassen, dass er nicht vom Hoffnungst­räger zum Zukunftslo­sen bei Borussia wird. Leverkusen kann ein Neustart gewesen sein, Bénes ist noch da. Doch es wäre auch gut, wenn bald mal nicht ein bisschen was fehlt.

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FOTO: IMAGO Laszlo Bénes (r.) im Einsatz – erstmals war das so in Leverkusen.
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FOTO: BMG Kollegen an der Konsole: Yannick Reiners (l.) und Eleftherio­s Ilias.

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