Rheinische Post Viersen

Olympionik­e aus Syrien trainiert TuRa-Schwimmer

Für Nasib Al Khaiat wurde mit elf Jahren der Traum von einer Olympia-Teilnahme wahr. Er schwamm auch gegen den Deutschen Michael Groß.

- VON ESTER ANA HÄDICKE

BRÜGGEN Viele Sportler träumen von einer Teilnahme an den Olympische­n Spielen. Für Nasib Al Khaiat (49) ist dieser Traum bereits im Alter von elf Jahren wahr geworden. Der Syrer startete 1984 bei den Olympische­n Spielen in Los Angeles als Rückenschw­immer. In seinem Heimatland war er damals der beste Rückenschw­immer und auch in den arabischen Ländern. Zwischen 1984 und 1992 holte er Goldmedail­len über 100 und 200 Meter Schmetterl­ing bei den arabischen Spielen. 2004 kam er mit seiner Famile nach Deutschlan­d, jetzt trainiert er die Leistungss­chwimmer von TuRa Brüggen.

Die Olympische­n Spiele in Los Angeles sind bis heute unvergesse­n: „Für mich war es damals unvorstell­bar. Ich bin gegen die besten Schwimmer aus der ganzen Welt geschwomme­n“, erzählt Al Khaiat. Unter anderem startete er gegen den deutschen Schwimmer Michael Groß. „Das war mein Traum und es war sehr spannend. Denn ich war sehr klein und er sehr groß“, sagt er mit einem Lächeln.

Al Khaiat schwamm damals bei Olympia, ohne sich dafür qualifizie­rt haben zu müssen, denn sein Land hatte ihn als besten Schwimmer Syriens nominiert. In Syrien war er Schwimmtra­inier, bis er im Jahre 2004 mit Frau und Tochter (damals drei Jahre) nach Deutschlan­d kam. Al Khaiat pendelte von Job zu Job, bis er 2016 als Mitarbeite­r der Flüchtling­shilfe wurde. „Die Asylsuchen­den wussten, dass ich einer von ihnen bin und waren mir gegenüber offen. Ich konnte ihnen helfen. Mir machte die Arbeit großen Spaß.“

Mit seiner Familie habe er sich gut in Brüggen eingelebt; die Familie ist um zwei weitere Kinder gewachsen. „Meine älteste Tochter hat in diesem Jahr ihr Abitur bestanden“, erzählt der stolze Familienva­ter. Nach der Tätigkeit für die Flüchtling­shilfe in Brüggen war er bis Angang des Jahres Sozialarbe­iter in Niederkrüc­hten bei der Kolpingfam­ilie. „Diese Arbeit hat mich sehr erfüllt“, sagt der 49-Jährige.

Seit neun Jahren trainiert er nun die Leistungss­chwimmer bei TuRa Brüggen. „Die Kinder haben mir viel geholfen, besser Deutsch zu sprechen, von ihnen habe ich die richtige Aussprache gelernt“, erklärt Al Khaiat.

Wegen der Corona-Pandemie gibt es zurzeit kein Schwimmtra­ining.

Bis Ende September wurde zweimal wöchentlic­h im Freibad im niederländ­ischen Swalmen trainiert. Schwimmtra­iner Nasib Al Khaiat glaubt an den Erfolg seiner Schützling­e: Es gebe viele Talente, die national und internatio­nal ihren Weg machen könnten: „Die Kinder haben sich, seitdem ich hier bin, in ihrer Leistung steigern können.“

Er spricht bei seiner Leistungsg­ruppe von einem Team, das viele Erfolge erzielen könne: „Ich bin nach Deutschlan­d gekommen mit zwei Stärken: Dass ich die Sprache der Asylsuchen­den verstehe und dass ich richtig gut schwimmen kann“, sagt der 49-Jährige. Beides einsetzen zu können, mache ihn glücklich.

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FOTO :KHAIAT Nasib Al Khaiat bei den Arabischen Spielen.
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FOTO: TURA Al Khaiat ist seit 2016 Trainer bei TuRa Brüggen.

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