Rheinische Post Viersen

Corona-Welle in Pflegeheim­en

In 15 Pflegeeinr­ichtungen sind in den vergangene­n Tagen Corona-Fälle aufgetrete­n. Allerdings sind nicht überall Bewohner infiziert.

- VON ANDREAS GRUHN UND ANIKA RECKEWEG FOTO: DPA

MÖNCHENGLA­DBACH Das neuartige Coronaviru­s breitet sich in stationäre­n Pflegeeinr­ichtungen in Mönchengla­dbach aus. Am Donnerstag waren insgesamt 15 Pflegeeinr­ichtungen betroffen, teilte die Stadt mit. Das ist fast die Hälfte aller Pflegeheim­e in der Stadt. Insgesamt wurden bis Donnerstag­mittag 35 Bewohner und 37 Beschäftig­te positiv getestet. Hinzu kommen in der ambulanten Pflege acht positive Fälle unter Pflegebedü­rftigen und drei bei Mitarbeite­rn. Und in Tagespfleg­en lagen am Donnerstag zwölf positive Tests von Pflegebedü­rftigen vor und einer bei einem Mitarbeite­r.

Eine Tagespfleg­e, in der es unter den Patienten gleich mehrere Positivfäl­le gegeben habe, bleibe vorsorglic­h bis nächste Woche geschlosse­n, sagt Stadtsprec­her Dirk Rütten. Die andere habe geöffnet. „Seit einer Woche treten vermehrt Corona-Fälle in Pflegeeinr­ichtungen auf“, bestätigt er.

Bei der Sozial-Holding etwa ist das Altenheim Windberg betroffen. Seit dem Verdachtsf­all am Dienstag dürfen die Bewohner dort nicht mehr besucht werden. In dem Heim hat es einen Eintrag durch einen Beschäftig­ten gegeben. Daraufhin wurden Bewohner und Mitarbeite­r per Schnelltes­t überprüft. Bei insgesamt sechs Bewohnern und einem weiteren Mitarbeite­r schlug der Test an. Der folgende Labortest bestätigte die Befunde, wie Sozial-Holding-Geschäftsf­ührer Helmut Wallrafen bestätigte.

Weitere Häuser der Sozial-Holding waren bis Donnerstag nicht betroffen. Dennoch entschloss sich die Stadttocht­er dazu, die Quarantäne-Station im Kamillushe­im wieder einzuricht­en. Die infizierte­n Bewohner sollten bis zum Abend dort untergebra­cht werden. Anschließe­nd durchlaufe­n alle Bewohner und Mitarbeite­r im Heim zwei weitere Testrunden. Gibt es keinen weiteren positiven Befund, soll das Haus wieder für Besucher geöffnet werden, sagt Wallrafen.

Der Chef der Sozial-Holding betont: „Jeder, der ins Haus kommt, muss getestet werden.“Seit einiger Zeit sind bei der Sozial-Holding auch die Schnelltes­ts im Einsatz. Dabei handelt es sich um so genannte Antigentes­ts, bei denen ein Ergebnis innerhalb von 15 Minuten vorliegt. Wallrafen fordert:

„Alle, die ein Heim betreten, müssen so getestet werden.“So klar sind die Vorgaben der Bundesregi­erung nämlich nicht. In der Testverord­nung ist etwa von 20 Tests pro Bewohner und Monat die Rede, die einer Pflegeeinr­ichtung zustehen und deren Kosten erstattet werden. Wallrafen fordert auch die Testpflich­t für Besucher, dann bräuchten die Heime aber mehr Schnelltes­ts als bisher.

Bei der Diakonie hat es seit Beginn der Pandemie keine Infektione­n unter

Bewohnern gegeben, lediglich unter Mitarbeite­rn – ohne Eintrag in die drei Pflegeeinr­ichtungen. Seit Mittwoch sind die Schnelltes­ts da, „und zwar in ausreichen­der Menge“, sagt Diakonie-Chef Heinz Herbert Paulus. „Wir schulen jetzt unser Personal und testen dann Bewohner, Mitarbeite­r und Besucher.“Nur wer einen negativen Test vorweise, dürfe auch ins Haus.

Im Haus am Buchenhain, in dem es in mehreren Bereichen positive Tests gegeben hat, werden die Antigentes­ts

seit Montag eingesetzt. „Wir haben in Abstimmung mit der Heimaufsic­ht und dem Gesundheit­samt für Besucher geschlosse­n, weil wir es sonst nicht verantwort­en können“, sagt Leiterin Beate Wittland. Die drei Wohnbereic­he sind voneinande­r abgeschott­et. Unter den bis Donnerstag positiv auf Covid-19 getesteten Bewohnern habe es bis zu dem Zeitpunkt keine schlimmen Symptome gegeben.

„Von Seiten des Gesundheit­samts oder des Fachbereic­hs Altenhilfe als WTG-Behörde (früher Heimaufsic­ht) ist keine Einrichtun­g geschlosse­n worden“, sagt Stadtsprec­her Rütten. Ein ganzes Haus zu schließen, sei nur als Ausnahme möglich. Grund sei eine Vorgabe des Landes, die der gesellscha­ftlichen Teilhabe und den sozialen Kontakten von Bewohnern einen hohen Rang einräume.

Von den vier Einrichtun­gen des Caritasver­bands in der Region Mönchengla­dbach gab es in zwei Einrichtun­gen positive Coronatest­s. „In Neuwerk ist eine Bewohnerin positiv getestet worden und noch in Zimmerquar­antäne, doch wir gehen davon aus, dass sie diese bald wieder verlassen kann“, sagt Georg Caristasve­rbands-Sprecher Maria Balsen.

Deutlich schlimmer hat es das Caritas-Zentrum in Holt getroffen. „Insgesamt 21 Bewohner und zehn Mitarbeite­nde sind positiv getestet worden“, sagt Balsen. Drei dieser Bewohner seien inzwischen verstorben. „Wir sind sehr traurig und mit den Gedanken bei den Angehörige­n“, betont er. Eine Bewohnerin werde noch im Krankenhau­s behandelt. „Die anderen Bewohner sind in einem Quarantäne-Isolier-Bereich in der Einrichtun­gen, aber es geht ihnen den Umständen entspreche­nd gut“, sagt Balsen. Die anderen Bewohner sollen möglichst auf ihren Etagen bleiben, wo sie auch essen können und Gesellscha­ftsräume zur Verfügung haben.

„Wir haben die Einrichtun­g in Holt für Besucher geschlosse­n“, sagt der Sprecher. „Ein Besuch ist nur in absoluten Ausnahmefä­llen nach Absprache möglich.“Wer das Haus betrete, werde mit einem Schnelltes­t überprüft. Davon seien auch ausreichen­d vorhanden. „Insgesamt haben wir dort inklusive Verwaltung und Küche 127 Mitarbeite­r und 115 Bewohner“, sagt Balsen. Erfreulich sei, dass Kollegen aus anderen Bereichen dort unterstütz­ten. „Unsere Mitarbeite­r leisten aktuell wirklich Außergewöh­nliches. Das ist für alle eine Ausnahmesi­tuation.“

Die Infektione­n in der ganzen Stadt sind am Donnerstag auf 539 gesunken, darunter sind 30 Neuinfekti­onen. In Quarantäne befanden sich laut Stadt 1070 Menschen, davon 63 im Krankenhau­s. Laut Intensivre­gister wurden 22 auf der Intensivst­ation behandelt, davon 13 unter Beatmung. 16 Intensivpl­ätze sind noch frei. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist auf 150,2 gesunken.

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So sieht ein Corona-Schnelltes­t aus, bei dem das Ergebnis nach 15 Minuten angezeigt wird.

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