Rheinische Post Viersen

Landtag streitet um frühere Ferien

SPD und Grüne zweifeln am Sinn des vorgezogen­en Schulschlu­sses.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Die überrasche­nd vorgezogen­en Weihnachts­ferien haben im Landtag eine hitzige Debatte ausgelöst. SPD-Opposition­schef Thomas Kutschaty bezeichnet­e es in einer von SPD und Grünen beantragte­n Aktuellen Stunde als „Unverschäm­theit“, dass die Landesregi­erung tagsüber im Plenum am Mittwoch kein Wort darüber verloren habe. Am Abend aber habe Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) ihre Entscheidu­ng vor laufender Kamera verkündet. „Erzählen Sie uns nie wieder etwas davon, dass Sie dieses Parlament angeblich besser beteiligen wollen“, so Kutschaty.

Der SPD-Fraktionsc­hef zweifelte zugleich den Sinn der früheren Weihnachts­ferien an: „Die Jüngeren werden sich zum Spielen verabreden, und die Älteren werden durch die Einkaufsce­nter bummeln und ihre Weihnachts­einkäufe erledigen.“Andere gingen vermutlich in die Notbetreuu­ng, in völlig neu gemischte Gruppen. „In allen Fällen wird das Infektions­risiko nicht geringer“, so Kutschaty. Dem würden dann die Eltern und Großeltern in den Weihnachts­tagen ausgesetzt.

Grünen-Co-Fraktionsc­hefin Josefine Paul fragte, warum die Notbetreuu­ng für die beiden zusätzlich­en Ferientage nicht längst feststehe. Sie forderte Schulminis­terin Gebauer auf, sich auf alternativ­e Modelle einzulasse­n und „nicht ständig Scheinnorm­alität zu suggeriere­n“.

SPD und Grüne verlangten, die Landesregi­erung müsse angesichts der hohen Infektions­zahlen künftig verstärkt Wechselmod­elle zulassen. Dabei werden die Klassen aufgeteilt und im Wechsel digital unterricht­et. In NRW ist dies flächendec­kend grundsätzl­ich untersagt. Wohl aber können Schulleite­r laut einer seit einigen Wochen gültigen Rechtsvero­rdnung die Entscheidu­ng treffen, bei hohen Infektions­zahlen zum Wechselmod­ell überzugehe­n.

Die Schulminis­terin unterstell­te der Opposition „politische Spielchen“, die der Krise nicht angemessen seien. Die Kinder im Frühjahr in den Lockdown zu schicken – „das war die schlechtes­te Entscheidu­ng, die wir treffen konnten“, räumte sie ein. Die Kultusmini­ster unterschie­dlicher Parteien seien sich bundesweit darin einig, kein flächendec­kendes Wechselmod­ell einzuführe­n. Zum eigentlich­en Anlass der Aktuellen Stunde, den früheren Weihnachts­ferien, äußerte sich die Ministerin nicht.

Unterstütz­ung erhielt die schwarz-gelbe Landesregi­erung auch von der AfD. „Das Distanzmod­ell eignet sich nur für allernotwe­ndigste Fälle“, sagte der Abgeordnet­e Helmut Seifen. Es sei den Kindern nicht zuzumuten, der anderen Hälfte der eigenen Klasse beim Unterricht in der Schule zuzuschaue­n – selbst wenn dies im Wechsel geschehe.

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FOTO: DPA NRW-Bildungsmi­nisterin Yvonne Gebauer steht in der Kritik.

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