Rheinische Post Viersen

Kritik an Corona-Zerwürfnis

Patientens­chützer und NRW-Opposition mahnen zu Eile und mehr Konsequenz.

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DÜSSELDORF (kib/maxi) Einen Tag nach den Beratungen der Ministerpr­äsidenten mit der Bundeskanz­lerin hat es massive Kritik an den Ergebnisse­n des Treffens gegeben. Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientens­chutz, Eugen Brysch, sagte unserer Redaktion: „Die Regierungs­chefs haben die Not in der Altenpfleg­e ausgeblend­et.“Brysch verwies auf Zahlen des Robert-Koch-Instituts, wonach am Dienstag der höchste Anstieg bei der Zahl der Todesfälle seit einem halben Jahr gemeldet wurde. „Der allergrößt­e Teil waren pflegebedü­rftige Menschen.“Sicherlich werde für über 18 Millionen Menschen das Angebot hochwertig­er FFP2-Masken hilfreich sein, sagte der Patientens­chützer. Der Bundesgesu­ndheitsmin­ister

zähle sogar 40 Prozent der Bevölkerun­g zur Hochrisiko­gruppe. „Aber für die vier Millionen Pflegebedü­rftigen wird der Aufwand von über einer halben Milliarde Euro kaum etwas bringen. Im Gegensatz zum Frühjahr besteht kein Mangel an Mund-Nasen-Schutz.“Was fehle, seien zusätzlich­e Schnelltes­ts.

Kritik an dem Gehalt der Beschlüsse kam auch aus dem politische­n Raum. Der Co-Chef der nordrhein-westfälisc­hen Grünen, Felix Banaszak, sagte, wenn man schon fünf Stunden berate, sollten zumindest die richtigen Adressaten angesproch­en werden: „Immer klarer wird, dass der Fokus der Corona-Maßnahmen derzeit auf der Einschränk­ung des Privaten zur Aufrechter­haltung des Arbeitsleb­ens liegt.“Das passe nicht zusammen, denn in zu vielen Betrieben herrsche immer noch „Business as usual“mit vollen Büros und dem Risiko, dass viele Beschäftig­te in vollen Bussen und Bahnen anreisten. Im Beschluss fehle „eine deutliche Aufforderu­ng, Homeoffice wo immer möglich anzuordnen“, sagte Banaszak.

Die Staatskanz­lei wollte sich auf die Frage, wieso aus Sicht von Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) eine weitere Woche nötig sei, nicht direkt äußern. Sie verwies auf die Äußerungen Laschets nach den Beratungen. Er hatte gesagt: „Es war uns klar, dass man erst nach 14 Tagen erste Tendenzen ablesen kann.“Für eine endgültige Bewertung sei es am Montag zu früh gewesen.

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