Über Buße reden kann ein erster Schritt zur Freiheit sein
Viele Protestanten wollen den heutigen Buß- und Bettag in Abendgottesdiensten feierlich begehen – gerade in der Corona-Krise.
Schon der Name klingt altbacken: Buß- und Bettag. Am Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag begehen Protestanten in Deutschland einen Tag der Buße und des Gebets. Seit 1532 gibt es das Fest, damals wurde es im protestantischen Straßburg eingeführt. Und bis heute ist der Tag im Bundesland Sachsen ein arbeitsfreier Feiertag.
In allen übrigen Ländern wurde der Feiertag zur Finanzierung der Pflegeversicherung gestrichen. Was zahlreiche Kirchengemeinden im Rheinland nicht davon abhält, den Tag mit Gottesdiensten für Schülerinnen und Schüler oder Abendgottesdiensten dennoch feierlich zu begehen – auch in der Corona-Krise.
„Der Buß- und Bettag ist ein Tag, an dem wir mit all unserer Angst, mit all unseren Fragen, mit all unserem Nichtkönnen zu Jesus kommen können“, sagt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Heinrich Bedford-Strohm. Erst am Montag hatte er mit dem Berliner Theologieprofessor und Akademiepräsidenten Christoph Markschies einen theologischen Grundlagentext zu den Kernthemen dieses Tages vorgestellt. Wichtig ist dem EKD-Ratsvorsitzenden, dass sich der Begriff der
Sünde im Protestantismus gewandelt habe. Man dürfe ihn nicht moralistisch sehe. Sünde sei ein „Beziehungsbegriff“, der beschreibe, was die Menschen von Gott trenne. Das gelte für Menschen, die nur auf sich selbst und nicht auf andere Menschen schauten. Das Reden über Buße könne da der erste Schritt zur Freiheit sein. „Der Buß- und Bettag ist der Tag der Ehrlichkeit gegenüber uns selbst“, sagt Bedford-Strohm.
Der rheinische Präses Manfred Rekowski, der am Buß- und Bettag einen ökumenischen Gottesdienst zusammen mit dem Trierer Bischof Stephan Ackermann in Trier feiert, betont ebenfalls den Buß- und Bettag als eine Chance zur Umkehr. In der Zeit der reduzierten Kontakte wünsche sich mancher nur eins: dass alles möglichst schnell wieder so wird wie vor der Pandemie, so Rekowski. Am Buß- und Bettag stelle sich aber die tiefergehende Frage Jesu: „Wollt ihr gesund werden? Wollt ihr aus der Krise lernen? Wollt ihr wenigstens kleine Schritte der Umkehr gehen?“Hilfsprogramme sollten nicht nur für die Folgen der Corona-Krise geschaffen werden, sagt Rekowski. Vielmehr sollte es auch für die Flüchtlingskrise und die Klimakrise trotz hoher Kosten „eine schnelle und wirksame Abwehr“geben.