Studie: Zu viele Arzneistoffe aus China
Forscher warnen die Pharma-Industrie vor Lieferengpässen bei Medikamenten.
BERLIN Das mögliche Problem ist offensichtlich: 29 Prozent und somit knapp ein Drittel aller importierten Grundstoffe für die Herstellung deutscher Arzneimittel stammen aus der Volksrepublik China. Damit könne zwar noch keine „dominierende Abhängigkeit“der deutschen Arzneimittelproduktion von chinesischen Grundstoffen festgestellt werden, heißt es in einer noch unveröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW ). „Gleichwohl sind Abhängigkeiten von chinesischen Zulieferern bei einzelnen Produkten im niedrigpreisigen Bereich möglich“, warnen die IW-Forscher. Die Bedeutung Chinas als Lieferant pharmazeutischer Grundstoffe habe sich in den vergangenen zehn Jahren „insgesamt deutlich erhöht“.
Das kommunistisch regierte China ist einer der wichtigsten Wirkstoffproduzenten für die Arzneimittelversorgung in Europa. Vor allem Antibiotika kommen oft aus China. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte bereits zu Beginn der Corona-Krise im März die teilweise zu hohe Abhängigkeit von chinesischen Zulieferern kritisiert. Das war auch deutlich geworden, als zunächst nicht genügend Schutzmasken zur Verfügung standen, die oft aus China stammen. Doch die Umstellung auf mehr europäische Lieferanten lässt noch auf sich warten.
Lieferschwierigkeiten tauchen vor allem dann auf, wenn es für die benötigten Vorprodukte nur wenige Anbieter auf dem Weltmarkt gebe oder diese regional stark konzentriert seien, heißt es in der IW-Studie. „Dies scheint vor allem auf dem Markt für generische Grundstoffe zu gelten.“Die Zahl der Lieferengpässe sei in der Pandemie jedoch bislang nicht übermäßig gestiegen. Lagen dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte im Februar 268 Meldungen über absehbare Lieferprobleme vor, seien es aktuell 283. Die hohe Vorratshaltung in der Branche sei hilfreich gewesen.
Industrie und Politik müssten künftig die Arzneimittel herausfiltern, für die eine Abhängigkeit von einzelnen Zulieferern bestehe, fordert das Institut. Lieferketten müssten dann umorganisiert werden. Nur so könne sich die Industrie besser vor unvorhergesehenen Schocks wie der Corona-Pandemie schützen.