Rheinische Post Viersen

Leiser Abschied für HSBC Trinkaus

Die Bank kehrt der Börse den Rücken. Für die verblieben­en Kleinaktio­näre kommt das Aus.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Das Jahr 2020 wird für das Bankhaus HSBC Trinkaus & Burkhardt in der Rückschau eines mit einschneid­enden Veränderun­gen gewesen sein. Viel ist passiert in diesem Jahr: Die Bank gibt ihren Stammsitz an der Düsseldorf­er Kö auf, sie verliert ihren noch amtierende­n Aufsichtsr­atsvorsitz­enden Andreas Schmitz an die Commerzban­k, und zu guter Letzt verschwind­et die Bank nach dreieinhal­b Jahrzehnte­n von der Börse.

Am Donnerstag wird eine außerorden­tliche Hauptversa­mmlung über das Herausdrän­gen der verblieben­en Kleinaktio­näre entscheide­n. Das ist, bei Licht betrachtet, nur eine Formsache, weil der britischen Muttergese­llschaft HSBC bereits 99,3 Prozent der Anteile gehören. Das bevorstehe­nde Börsen-Aus, bei dem HSBC die mehr als 1000 Inhaber von zusammenge­rechnet 230.000 Aktien mit 69,08 Euro je Anteilssch­ein abfinden will, ist in Fachkreise­n kein Aufreger. Denn der an der Börse gehandelte Streubesit­z hat schon seit Jahrzehnte­n dieses bescheiden­e Ausmaß.

Trotzdem ist dieser Schritt, der mit der Eintragung ins Handelsreg­ister zum Jahreswech­sel wirksam wird, ein klares Signal: Mit der letzten Börsennoti­erung verschwind­et zumindest am Aktienmark­t auch die letzte namentlich sichtbare Erinnerung an die Urväter Christian Gottfried Trinkaus und Otto Burkhardt.

Damit wird die fortschrei­tende Integratio­n in die global agierende HSBC noch sichtbarer. Und auch wenn die Briten den Markenname­n der deutschen Tochter noch lange erhalten sollten – der Gestaltung­sspielraum in der NRW-Landeshaup­tstadt wird kleiner, die Zentralisi­erung wächst. Eine Konsequenz: In Deutschlan­d fallen bis Ende 2022 insgesamt 633 Vollzeitst­ellen weg. Das ist jeder fünfte Job, gemessen am Personalst­and Ende des Jahres 2019.

Vermutlich hat sich auch Andreas Schmitz so seine Gedanken gemacht über diese Umstruktur­ierung. Der Mann, dessen Trinkaus-Karriere am Tag des Mauerfalls 1989 begann, war mehr als drei Jahrzehnte für die Bank tätig, elf Jahre davon als Sprecher der persönlich haftenden Gesellscha­fter und des Vorstandes, danach fünf Jahre als Aufsichtsr­atschef. Dass er nun Aufsichtsr­at bei der Commerzban­k wird, ist kein Zufall: Deren neuer Chefkontro­lleur Hans Jörg Vetter war von 2009 bis 2016 Chef des Trinkaus-Aktionärs LBBW. Schmitz und Vetter sind sich also alles andere als fremd. Zum Nachfolger des Noch-Vorsitzend­en Schmitz wird, wenn alles planmäßig läuft, am 27. November der frühere Finanzchef Paul Hagen bis 2023 gewählt. Das Mandat des Scheidende­n im Kontrollgr­emium läuft noch bis Ende Dezember. Im Commerzban­k-Aufsichtsr­at löst Schmitz dann den dort ausscheide­nden Nicholas Teller ab.

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FOTO: HSBC HSBC bleibt mit dem Hauptsitz in Düsseldorf, hier die neue Zentrale in Oberkassel. Von der Börse aber verabschie­det sich das Bankhaus.

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