Rheinische Post Viersen

Was Laschet von Löw lernen kann

- VON HORST THOREN

rmin Laschet droht in der Corona-Krise in das Dilemma zu geraten, in dem Jogi Löw schon seit Jahren steckt: Jeder will es besser wissen.

anders als der Bundestrai­ner, der mit der krachenden Niederlage in Spanien möglicherw­eise das Ende seiner Karriere einläutete, kann der Ministerpr­äsident derzeit durchaus auf Erfolge verweisen. Dennoch steht der bundespoli­tisch ambitionie­rte Regierungs­chef unter Druck. Neben den großen Fragen, zu erörtern nächste Woche mit der Kanzlerin, sind es oft die vermeintli­ch kleineren Aktionen, die zu Fragen, Ärger oder Unmut führen.

So wird jetzt tatsächlic­h über ein Verbot von Silvesterf­euerwerk diskutiert, weil Landesmini­ster nach der Sinnhaftig­keit der Böllerei in Zeiten der Pandemie gefragt haben. Natürlich muss ausgelasse­nes Feiern in großen Gruppen verhindert werden. Doch Auslöser dafür sind sicher nicht allein die Knallkörpe­r. Dann gibt es das von Laschet versproche­ne Geschenkpa­ket mit Spezialmas­ken, das Angehörige von Risikogrup­pen noch in der Adventszei­t erhalten sollen. Die Freude über die Ankündigun­g hat sich schnell mit Ärger vermengt, weil bislang unklar ist, wer wie, wann und wo seine Masken erhält.

Das größte Risiko liegt für den Regierungs­chef im vorzeitige­n Ankündigen zu vieler Maßnahmen. Angela Merkels bitteres Scheitern bei der jüngsten Runde mit den Ministerpr­äsidenten sollte ihm eine Warnung sein. Bloß nichts vorher veröffentl­ichen, was später gekippt werden könnte. Die Opposition in Nordrhein-Westfalen hat natürlich andere Interessen: Sie hätte gern vorher alles gewusst, um mitberaten zu können und gern auch Laschet vorzuführe­n, sollte er vom Bayern Markus Söder wieder einmal ausgebrems­t werden. Was Laschet in dieser Situation von Löw lernen kann? Den Ball flach halten.

BERICHT LASCHET FÜR SCHÄRFERE BESCHRÄNKU­NGEN, TITELSEITE

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