Im Clinch mit den Umweltsündern
Wälder, Felder, abgelegene Parkplätze sind ideal für illegale Entsorgung. Warum die Kommunen oft chancenlos sind.
NIEDERKRÜCHTEN/BRÜGGEN Einen ungewöhnlichen Effekt der Corona-Pandemie hat Frank Grusen, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit in der Gemeinde Niederkrüchten, bemerkt: „Zu Beginn der Pandemie gab es mehr Fälle von illegaler Abfallentsorgung.“Grusens Vermutung: Manche hätten die Zeit fürs
Entrümpeln und Umbauen genutzt, nicht alle von ihnen wollten ihren Müll legal entsorgen. Und dafür bietet die Gemeinde Niederkrüchten vielfach Möglichkeiten.
Was unternimmt die Verwaltung bei Fällen von illegaler Abfallentsorgung?
Laut Frank Grusen wird der Bauhof aktiv, kümmert sich um die Entsorgung des Unrats. Die Fälle seien dabei ganz unterschiedlich: Vor einem halben Jahr wurde einmal eine Küchenzeile gefunden, in dieser Woche haben Unbekannte in einer Nacht an der Stadionstraße Bauschutt abgeladen. Ähnlich ist auch die Problematik in der Nachbargemeinde Brüggen: Mal entsorgten Unbekannte ein altes Auto, mal seien es ein paar Felgen, mal Müllsäcke, mal werde ein Badezimmer abgeladen, schildert Michael Einmal, bei der Gemeinde zuständig für den Bereich Service/Ordnung. Auch in Brüggen müsse anschließend der Bauhof aktiv würden; oft würden auch Bürger wilden Müll melden oder dem Bauhof-Team würden diese bei seinen regelmäßigen Kontrollen auffallen.
Wer bezahlt die Beseitigung von wilden Müllkippen?
Wenn, wie jetzt In Niederkrüchten, das Team des Bauhofs im Einsatz ist, „trägt die Allgemeinheit die Kosten“, erläutert Grusen.
Wie oft kommt so etwas vor?
„Wir erheben die Zahl dieser Vorfälle
nicht“, sagt Grusen. Die Häufigkeit hänge von verschiedenen Faktoren ab. Der Aufwand für die Entsorgung schwanke und hänge vom Wetter und der Jahreszeit ab. Auch in der Nachbargemeinde Brüggen erhebt man die Fälle von illegaler Müllentsorgung nicht, wie Michael Einmal erklärt. Für ihn sei jeder einzelne Fall zu viel.
Ist keine Kontrolle möglich?
Die Kontrollmöglichkeiten schätzen sowohl Michael Einmal als auch
Frank Grusen als gering ein. In beiden Gemeinden gebe es große Waldflächen und abgelegene Parkplätze – gerade solche Stellen würden in den Abend- und Nachtstunden ausgesucht werden, wenn Abfall unerkannt abgekippt werden solle. Eine enges Kontrollnetz sei in diesen Bereichen kaum zu spannen.
Wie oft werden Umweltsünder entdeckt und können für die Kosten herangezogen werden?
Nur selten können die Täter ermittelt werden. „Manche Städte setzen dafür eigens Mülldetektive ein, so etwas haben wir nicht“, sagt Frank Grusen. Wenn die Täter nicht auf frischer Tat ertappt würden, müssen eindeutige Hinweise auf die Verursacher vorliegen, wie etwa Aussagen von Zeugen, die das illegale Abladen beobachtet haben. „Adressdaten auf Schriftstücken im Abfall reichen nicht aus“, erklärt Grusen. Generell sei der Aufwand für eine Nachverfolgung hoch. Das bestätigt auch Michael Einmal: Er könne nur denjenigen belangen, der nachweislich eine Ordnungswidrigkeit begangen hat. Diese Beweispflicht könne man nur mit Augenzeugen erfüllen. Welche Bußgelder drohen?
Laut dem Bußgeldkatalog des Landes Nordrhein-Westfalen werden etwa 100 bis 300 Euro fällig, wenn jemand einzeln Waschmaschine, Badewanne oder Nähmaschine entsorgt; bei sperrigem Abfall mit Schadstoffen liegt ein Bußgeld zwischen 100 bis 2500 Euro, bei mehr als fünf alten Reifen kostet es maximal 515 Euro.