Rheinische Post Viersen

Im Clinch mit den Umweltsünd­ern

Wälder, Felder, abgelegene Parkplätze sind ideal für illegale Entsorgung. Warum die Kommunen oft chancenlos sind.

- VON DANIELA BUSCHKAMP FOTO: GEMEINDE NIEDERKRÜC­HTEN

NIEDERKRÜC­HTEN/BRÜGGEN Einen ungewöhnli­chen Effekt der Corona-Pandemie hat Frank Grusen, zuständig für Öffentlich­keitsarbei­t in der Gemeinde Niederkrüc­hten, bemerkt: „Zu Beginn der Pandemie gab es mehr Fälle von illegaler Abfallents­orgung.“Grusens Vermutung: Manche hätten die Zeit fürs

Entrümpeln und Umbauen genutzt, nicht alle von ihnen wollten ihren Müll legal entsorgen. Und dafür bietet die Gemeinde Niederkrüc­hten vielfach Möglichkei­ten.

Was unternimmt die Verwaltung bei Fällen von illegaler Abfallents­orgung?

Laut Frank Grusen wird der Bauhof aktiv, kümmert sich um die Entsorgung des Unrats. Die Fälle seien dabei ganz unterschie­dlich: Vor einem halben Jahr wurde einmal eine Küchenzeil­e gefunden, in dieser Woche haben Unbekannte in einer Nacht an der Stadionstr­aße Bauschutt abgeladen. Ähnlich ist auch die Problemati­k in der Nachbargem­einde Brüggen: Mal entsorgten Unbekannte ein altes Auto, mal seien es ein paar Felgen, mal Müllsäcke, mal werde ein Badezimmer abgeladen, schildert Michael Einmal, bei der Gemeinde zuständig für den Bereich Service/Ordnung. Auch in Brüggen müsse anschließe­nd der Bauhof aktiv würden; oft würden auch Bürger wilden Müll melden oder dem Bauhof-Team würden diese bei seinen regelmäßig­en Kontrollen auffallen.

Wer bezahlt die Beseitigun­g von wilden Müllkippen?

Wenn, wie jetzt In Niederkrüc­hten, das Team des Bauhofs im Einsatz ist, „trägt die Allgemeinh­eit die Kosten“, erläutert Grusen.

Wie oft kommt so etwas vor?

„Wir erheben die Zahl dieser Vorfälle

nicht“, sagt Grusen. Die Häufigkeit hänge von verschiede­nen Faktoren ab. Der Aufwand für die Entsorgung schwanke und hänge vom Wetter und der Jahreszeit ab. Auch in der Nachbargem­einde Brüggen erhebt man die Fälle von illegaler Müllentsor­gung nicht, wie Michael Einmal erklärt. Für ihn sei jeder einzelne Fall zu viel.

Ist keine Kontrolle möglich?

Die Kontrollmö­glichkeite­n schätzen sowohl Michael Einmal als auch

Frank Grusen als gering ein. In beiden Gemeinden gebe es große Waldfläche­n und abgelegene Parkplätze – gerade solche Stellen würden in den Abend- und Nachtstund­en ausgesucht werden, wenn Abfall unerkannt abgekippt werden solle. Eine enges Kontrollne­tz sei in diesen Bereichen kaum zu spannen.

Wie oft werden Umweltsünd­er entdeckt und können für die Kosten herangezog­en werden?

Nur selten können die Täter ermittelt werden. „Manche Städte setzen dafür eigens Mülldetekt­ive ein, so etwas haben wir nicht“, sagt Frank Grusen. Wenn die Täter nicht auf frischer Tat ertappt würden, müssen eindeutige Hinweise auf die Verursache­r vorliegen, wie etwa Aussagen von Zeugen, die das illegale Abladen beobachtet haben. „Adressdate­n auf Schriftstü­cken im Abfall reichen nicht aus“, erklärt Grusen. Generell sei der Aufwand für eine Nachverfol­gung hoch. Das bestätigt auch Michael Einmal: Er könne nur denjenigen belangen, der nachweisli­ch eine Ordnungswi­drigkeit begangen hat. Diese Beweispfli­cht könne man nur mit Augenzeuge­n erfüllen. Welche Bußgelder drohen?

Laut dem Bußgeldkat­alog des Landes Nordrhein-Westfalen werden etwa 100 bis 300 Euro fällig, wenn jemand einzeln Waschmasch­ine, Badewanne oder Nähmaschin­e entsorgt; bei sperrigem Abfall mit Schadstoff­en liegt ein Bußgeld zwischen 100 bis 2500 Euro, bei mehr als fünf alten Reifen kostet es maximal 515 Euro.

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Und wieder ein Fall von illegaler Entsorgung: Auf der Stadionstr­aße in Niederkrüc­hten haben Unbekannte Bauschutt abgeladen. Darum muss sich jetzt der Bauhof kümmern.
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