Embolos Torkrise tut Borussia richtig weh
Der Stürmer macht fast alles richtig: Er ackert für sein Team, spielt sich zahlreiche Chancen heraus. Doch das Tor fehlt.
Breel Embolo hockte nach dem Abpfiff im Borussia-Park auf dem Boden und hatte sich sein Trikot über den Kopf gezogen. Er wusste, dass er es gegen den FC Augsburg verpasst hatte, den Deckel auf die Partie draufzumachen. Er wusste, dass er sich zahlreiche Chancen herausgespielt hatte, aber er wusste auch: Keine davon hatte er genutzt. Statt 2:0 oder 3:0 stand es am Ende 1:1.
Spätestens in der 83. Minute hätte Embolo am Samstag sein Tor erzielen müssen. Nach einem guten Steckpass von Hannes Wolf tauchte Embolo frei vor dem Augsburger Torwart Rafal Gikiewicz auf. Er entschied sich für den direkten Abschluss, Gikiewicz machte sich breit und wehrte den Ball mit der Brust ab, doch Embolo bekam den Ball wieder vor die Füße und somit einen zweiten Versuch. Sein Schuss aus spitzem Winkel landete am Außennetz.
Schon zuvor war der 23-Jährige gescheitert, als er freistehend auf Gikiewicz zulief, dieser den Ball aber gerade noch an den Außenpfosten lenken konnte. Beim Kopfball in der ersten Hälfte nach der Hereingabe von Stefan Lainer traf Embolo den Ball nicht richtig. Bis zum Tor machte der Schweizer viel richtig. Die Laufwege stimmten, auch an der Führung durch Florian Neuhaus in der fünften Minute war Embolo beteiligt. Ohne seinen Einsatz und die elegante Drehung um Augsburgs Kapitän Jeffrey Gouweleeuw herum wäre die Chance zum Tor erst gar nicht entstanden.
Embolo, der bei seinen sechs Einsätzen bislang 25-Mal gefoult worden ist (so häufig wie kein anderer Bundesliga-Spieler), holte auch die Gelb-Rote Karte gegen Raphael
Framberger raus. Trainer Marco Rose resümierte deshalb zurecht: „Breel hat viel geackert, hat Bälle festgemacht, hat sich Chancen herausgearbeitet, auch das ist Teil der Wahrheit. Natürlich hätte er auch den einen oder anderen machen müssen.“
Doch bei Embolo stockt es bislang noch, zumindest was die Torausbeute angeht. Elf Schüsse hat der wuchtige Angreifer bislang abgefeuert. Sechs davon gingen direkt aufs Tor, kein einziger landete im Netz. Eine Vorlage konnte er nur durch den herausgeholten Elfmeter in Leverkusen verbuchen. Die mangelnde Ausbeute muss er sich ankreiden lassen.
Bereits in der vergangenen Saison fehlte ihm hin und wieder die Effizienz: Bei der 0:1-Niederlage in
Dortmund scheiterte er zweimal freistehend vor Roman Bürki, gegen Freiburg vergab er beim 4:2Sieg einen Elfmeter. In der Rückrunde scheiterte er bei den Bayern mit einer ähnlichen Doppel-Chance wie am Samstag. Im Saisonfinale, als Alassane Plea und Marcus Thuram ausfielen, drehte er dann mit drei Assists und einem Tor noch mal richtig auf. Aktuell fehlt Embolo dieses Selbstverständnis.Das dürfte an ihm nagen, denn die Qualitäten seiner Chancen waren auch am Samstag wieder einmal äußerst vielversprechend.
Die Borussen hatten einen „Expected Goal“-Wert von 1,71. Das bedeutet, dass die Qualität aller Abschlüsse zusammengerechnet für mehr als ein Tor hätte reichen müssen. 1,28 gingen dabei alleine auf Embolos Konto. Er selbst dürfte rückblickend ebenfalls mindestens einem Treffer nachtrauern, vielmehr aber noch den drei Zählern, die die Borussen zum wiederholten Male leichtfertig hergaben.
„Wir können nicht wegdiskutieren, dass wir wieder Punkte abgegeben haben, die uns gutgetan hätten. Es ist mittlerweile ein schmerzhafter Lernprozess, weil wir da sehr viel wegschenken, weil wir vorne nicht das zweite machen und hinten in einer Situation erst passiv werden und dann ein Stück weit die Nerven verlieren“, musste Rose nach der Partie feststellen. Am Mittwoch gegen Donezk (18.55 Uhr, Dazn) wird er wohl wieder auf Embolo setzen, der dann in der Champions League die Chance hat, seine Torkrise zu beenden.
Oscar Wendt machte insgesamt ein ordentliches Spiel und hatte Pech, dass er den Schuss von Caligiuri noch abfälschte. Note 3Christoph Kramer strahlte eine hohe Präsenz aus. Eroberte zahlreiche Bälle zwischen den Strafräumen und war im Zweikampf kaum zu bezwingen. Note 2
Florian Neuhaus lauerte in der fünften Minute im Rückraum und erzielte abgeklärt die Führung. Spielte für seine Verhältnisse ein paar Fehlpässe zu viel. Note 3+
Lars Stindl legte mit seinem Nachschuss die Führung für Neuhaus auf. Setzte Herrmann und Embolo gut in Szene. Sein Freistoß strich knapp vorbei. Schaffte es aus der Zentrale heraus immer wieder, die Bälle clever zu verteilen. Note 3
Patrick Herrmann hatte Höhen und Tiefen. Jagte die Kugel von halbrechts über den Kasten. Spielte wenige Minuten vor seiner Auswechslung einen tollen Pass auf Embolo. Note 3Breel