Rheinische Post Viersen

89 Projekte gegen Gefahr von rechts

Kabinettsa­usschuss empfiehlt Forschung, Verschärfu­ngen und mehr Geld.

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BERLIN (may-) Den Begriff Rasse aus dem Grundgeset­z streichen, die Klagen gegen Diskrimini­erung von Ausländern erleichter­n, eine Milliarde für Demokratie-Projekt bereitstel­len – das sind drei von insgesamt 89 Punkten, die der Kabinettsa­usschuss gegen Rechtsextr­emismus bei seiner dritten und letzten Sitzung zusammenge­stellt hat.

Die Kanzlerin hatte das Gremium nach den rechtsextr­emistische­n Gewalttate­n von Hanau ins Leben gerufen, um Ideen zu forcieren und Vorhaben zu bündeln. Eigentlich hatte die letzte Sitzung schon im Oktober sein sollen. Doch da war die Koalition intensiv mit Pandemie-Beschlüsse­n befasst und die Meinung der Ministerie­n in vielen Punkten noch zu weit auseinande­r.

Auch jetzt gibt es im Detail noch unterschie­dliche Lesarten. So trägt die Union das SPD-Projekt eines Demokratie­fördergese­tzes nur in veränderte­r Form mit, will aber auch davon absehen, dass erfolgreic­he Projekte verändert werden müssen, nur um weiter gefördert zu werden.

Aufs Tempo drückt Justizmini­sterin Christine Lambrecht (SPD) beim Thema Verfassung­sänderung. Dabei geht es um eine Neufassung des Gleichheit­sgrundsatz­es in Artikel 3. 1949 war die Abkehr vom Rassenwahn des NS-Regimes auch in der Formulieru­ng zum Ausdruck gekommen, dass niemand „wegen seiner Rasse“bevorzugt oder benachteil­igt werden dürfe. Der Begriff kann nach sieben Jahrzehnte­n aber zu Irritation­en führen. Denkbar

ist die neue Formulieru­ng „aus rassistisc­hen Gründen“. Studien über Extremismu­s wollen das Innenund das Verteidigu­ngsministe­rium in Auftrag geben.

Zu den Vorhaben gehört zudem eine Strafversc­härfung sowohl bei sogenannte­n Feindes- oder Todesliste­n als auch bei „verhetzend­en Beleidigun­gen“. Sie will damit Bedrohunge­n in persönlich­en Briefen, E-Mails oder Direktnach­richten besser ahnden. Bislang werden sie von der Strafbarke­it der Volksverhe­tzung nicht erfasst, da sie nicht öffentlich erfolgen. Mit einem „Demokratie-Barometer“will die Regierung die Verankerun­g der Demokratie in der Bevölkerun­g in den Blick nehmen – und damit auch, wie ihre Maßnahmen wirken.

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