Rheinische Post Viersen

Opposition sieht Verfassung­sbruch

SPD: Landtag ist unzureiche­nd in Änderung der Corona-Regeln eingebunde­n.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Vor den Bund-Länder-Beratungen hat NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) die Verlängeru­ng und Verschärfu­ng der Corona-Regeln verteidigt. „Außergewöh­nliche Zeiten erfordern außergewöh­nliche Schritte“, sagte Laschet am Mittwoch im Landtag. Die Infektions­zahlen seien noch zu hoch. Sollten sie sinken, werde es zuerst im Jugendspor­t und für die Kultur Lockerunge­n geben. In der Frage des Präsenzunt­errichts an den Schulen seien die anderen Länder auf den NRW-Kurs eingeschwe­nkt, auch die SPD-regierten, stichelte Laschet in Richtung Opposition: „Der Küchentisc­h in einer Zwei- bis Dreizimmer­wohnung ist nun einmal nicht der beste Lernort.“

SPD-Opposition­schef Thomas Kutschaty betonte, dass es erneut um Entscheidu­ngen gehe, die tief ins Leben der Menschen eingriffen. Daher sei es richtig, dass die Landesregi­erung den Abgeordnet­en im Parlament zumindest zuhören müsse: „Dazu mussten Sie regelrecht gezwungen werden.“Er warf Schwarz-Gelb einen Bruch der Landesverf­assung vor: Artikel 40 bestimme, dass der Landtag vor wichtigen Entscheidu­ngen informiert werden müsse. Laschets Rede bezeichnet­e Kutschaty als „unverbindl­ich“und vermutete dahinter Rücksichtn­ahme auf den Koalitions­partner: „Warum hat die Landesregi­erung im Bundesrat dem geänderten Infektions­schutzgese­tz nicht zugestimmt?“Offenbar stehe sie nicht geschlosse­n hinter den Maßnahmen.

Auch Grünen-Fraktionsc­hefin Verena Schäffer attackiert­e die FDP: Die Partei wolle die Gastronomi­e nicht schließen, habe aber am Kabinettst­isch

der entspreche­nden Verordnung zugestimmt: „Entweder Sie machen Opposition oder Sie sitzen in der Regierung.“

FDP-Fraktionsc­hef Christof Rasche führte an, die Haltung der Liberalen sei der Staatsräso­n geschuldet: „Wir hätten die Gastronomi­e nicht geschlosse­n. Dass wir uns mit 16 Bundesländ­ern trotzdem auf den Weg begeben haben, das ist verantwort­ungsvolle Politik.“SPD und Grüne müssten ganz ähnliche Kompromiss­e eingehen, weil auch sie in unterschie­dlichen Konstellat­ionen in den Ländern mitregiert­en.

Die einstündig­e Debatte verlief in vergleichs­weise ruhigen Bahnen. Eine Vielzahl von Regelverst­ößen in jüngster Zeit hatte Landtagspr­äsident André Kuper (CDU) am Mittwochmo­rgen zu einigen mahnenden Worten veranlasst, auch in Richtung Regierungs­bank.

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