Von der Leyen: Impfungen vor Weihnachten möglich
Die EU-Kommissionspräsidenten spricht von „Licht am Ende des Tunnels“, verweist jedoch auch auf notwendige Voraussetzungen bei der Infrastruktur.
BRÜSSEL (ap/dpa) Impfungen gegen das Coronavirus können nach Einschätzung von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in den 27 Mitgliedstaaten bis Weihnachten beginnen. Voraussetzung sei, dass die Staaten mit Hochdruck die nötige Infrastruktur für die Verteilung Hunderter Millionen Impfmitteldosen schaffe, sagte sie am Mittwoch. Es gebe endlich „Licht am Ende des Tunnels“, erklärte sie und fügte hinzu: „Die ersten europäischen Bürger könnten bereits vor Ende Dezember geimpft sein.“
Die EU-Kommission hat Vereinbarungen mit sechs potenziellen Impfschutzherstellern und verhandelt derzeit über einen siebten Kontrakt. Die bisherigen Vereinbarungen sehen den Erwerb von mehr als 800 Millionen Impfschutzdosen vor. In der EU leben 460 Millionen Menschen. Von der Leyen erklärte, Impfschutzmittel zur Verfügung zu haben, sei wichtig. Aber „was zählt sind Impfungen“. Die Mitgliedstaaten müssten sich jetzt dafür bereitmachen. „Wir sprechen von Millionen Spritzen, wir sprechen von
Kühlketten, wir sprechen über die Organisation von Impfzentren, wir sprechen über ausgebildetes Personal, das dort ist. Überhaupt alles. All das muss vorbereitet sein“, betonte die Kommissionspräsidentin
Von der Leyen appellierte an die Bürger, sich weiter an Corona-Regeln zu halten. „Mit fast 3000 Toten am Tag war Covid-19 vergangene Woche die häufigste Todesursache in der EU“, sagte sie. Das Gesundheitswesen stoße in einigen Regionen an seine Grenzen oder sei bereits überlastet.
Nach der Corona-Pandemie will die EU-Kommission Lücken in der europäischen Arzneimittelversorgung schließen. Gleichzeitig sollen neue Medikamente möglichst für alle Bürger zugänglich und erschwinglich bleiben. Das sind die Ziele einer umfassenden Pharmastrategie, die die Kommission am Mittwoch vorlegte. Konkrete Gesetzgebungsvorschläge sollen folgen.
Zu Beginn der Pandemie war deutlich geworden, wie abhängig Europa vom Import von Arzneien und Grundstoffen aus Asien ist. Zeitweise wurde vor Verschärfung von Engpässen in den Apotheken gewarnt. Die Kommission will deshalb die Pharmagesetzgebung überholen. Die Arzneimittelbehörde EMA soll künftig Engpässe frühzeitig aufdecken und gegensteuern.
Die Pharmastrategie schlägt aber einen viel weiteren Bogen. So regt die Kommission eine engere Zusammenarbeit bei Regeln für Preisfindung, Bezahlung und Beschaffung von Arzneien an. Ziel sind bezahlbare Preise und Kosteneffizienz, wie die Behörde mitteilte.
Für mehr als 50 Prozent der EU-Haushalte seien die Kosten für Medikamente eine Belastung oder sogar eine hohe Belastung. Teil der Strategie ist zudem eine umweltfreundlichere Entwicklung, Produktion und Entsorgung von Arzneien. Auch dafür sollen nötigenfalls Regeln geändert werden, auch bei der Umweltverträglichkeitsprüfung.
Die Pharmaindustrie beschäftigt nach Angaben der EU-Kommission rund 800.000 Menschen und investierte 2019 rund 37 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung.