Rheinische Post Viersen

Rentennive­au sinkt auf 46 Prozent

Ein Grund für den Abwärtstre­nd: Die Zahl der Beitragsza­hler geht zurück.

- VON ANTJE HÖNING

BERLIN Noch geht es den meisten Rentnern in Deutschlan­d gut. Doch die Menschen, die künftig in Ruhestand gehen, müssen sich auf schlechter­e Zeiten einstellen. Das ist der Tenor des Rentenvers­icherungsb­erichts 2020 vor, den das Bundeskabi­nett am Mittwoch beschlosse­n hat. Demnach sinkt das Rentennive­au von heute 48,2 voraussich­tlich auf 46 Prozent im Jahr 2034. Das Rentennive­au gibt das Verhältnis der Rente (nach 45 Jahren durchschni­ttlicher Beitragsza­hlung) zum durchschni­ttlichen Lohn wieder. Bis 2023 dürfte das Niveau noch steigen. Dann geht es wegen der sinkenden Zahl der Beitragsza­hler abwärts.

Im nächsten Jahr müssen sich die Rentner im Westen wegen der Corona-Pandemie auf eine Nullrunde einstellen. Denn die Entwicklun­g der Renten orientiert sich an der der Löhne im Vorjahr. 2020 drückt die Corona-Krise auf die Lohn- und Beitragsei­nnahmen. Die Bezüge der Ostrentner steigen zum 1. Juli 2021 dagegen voraussich­tlich um rund 0,7 Prozent, Hintergrun­d ist die stufenweis­e Anhebung auf Westniveau.

Die Deutsche Rentenvers­icherung (DRV) betonte nun, wie gut die Lage zuletzt war. „Bei der durchschni­ttlichen Bruttorent­e der über 65-Jährigen in Deutschlan­d gab es von 2015 bis 2019 einen Anstieg bei den Männern um 9,6 Prozent und bei den Frauen sogar um 17,5 Prozent.“Bei den Frauen habe sich zusätzlich die Einführung der Mütterrent­e ausgewirkt. „Rentnerinn­en und Rentner haben damit auch real mehr Geld in der Tasche. Die Renten sind zwischen 2015 und 2019 deutlich stärker gestiegen als die Verbrauche­rpreise, diese lagen im selben Zeitraum bei 5,3 Prozent.“Die Rentenvers­icherung sei weiterhin mit Abstand die stärkste Säule der Alterssich­erung, rund 90 Prozent der über 65-Jährigen hätten Anwartscha­ften erworben, so die DRV.

Und die gesetzlich­e Rente ist nicht alles. Bezieht man Betriebsre­nten, Privatrent­en und Kapitalein­künfte mit ein, liegen die Einkommen deutlich höher und sind in den vergangene­n Jahren auch insgesamt gestiegen. Laut dem Rentenvers­icherungsb­ericht verfügten Rentner-Ehepaare in den alten Ländern über ein monatliche­s Nettoeinko­mmen von durchschni­ttlich 2910 Euro, alleinsteh­ende Männer bekamen 1796 Euro und alleinsteh­ende Frauen 1606 Euro.

In den neuen Ländern verfügten Ehepaare demnach über ein Nettoeinko­mmen von durchschni­ttlich 2554 Euro, alleinsteh­ende Männer kamen auf 1560 Euro und alleinsteh­ende Frauen auf ein Nettoeinko­mmen von 1571 Euro je Monat. Die ostdeutsch­en Frauen haben zwar oft höhere Ansprüche an die gesetzlich­e Rentenvers­icherung, weil sie zu DDR-Zeiten für Kinder kaum in ihrem Job ausgesetzt haben. Dagegen profitiere­n die Westrentne­r von den Betriebsre­nten, die etwa in Chemieund Energiebra­nche hoch ausfallen können. Zudem machen sich die Jahre der Nach-Wende-Arbeitslos­igkeit im Osten bemerkbar.

Nur vier Prozent der Ehepaare und acht Prozent der Singles beziehen staatliche Leistungen wie Grundsiche­rung oder Wohngeld.

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